5 Fragen an .... die Mitarbeiter des Egmont Lyx-Verlages

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Ich hatte das Glück, dass mir mit dem Egmont Lyx-Verlag und deren netten Mitarbeitern ein weiterer Verlag meine neugierigen Fragen beantwortet hat. Hier bedanke ich mich ganz herzlich bei Anja Arendt und Alexandra Panz.

Literaturschock.de: Wie muss sich der Leser die Arbeit in einem Verlag vorstellen? Ist man selber eine große Leseratte oder liest man nicht mehr so gern wenn man tagtäglich mit Autoren und deren Büchern zu tun hat?

Egmont Lyx: Die Arbeit eines Lektors unterscheidet sich von Verlag zu Verlag, aber in den meisten großen Publikumsverlagen ist der Job des Lektors heutzutage vor allem vom Projektmanagement geprägt. Neben der Auswahl der Bücher für das Programm (die größtenteils über Agenturen kommen) nimmt die Abwicklung der Buchproduktion einen großen Teil des Arbeitsalltags ein. Man verabredet Termine mit Übersetzern, Außenlektoren, Korrektoren, verhandelt mit Literaturagenten, denkt sich Buchtitel aus, schreibt Klappentexte, versorgt die Kollegen in anderen Abteilungen mit den nötigen Informationen, damit sie unsere Bücher gut verkaufen oder bewerben können. Bei LYX ist die gesamte Textarbeit, also das klassische Lektorat oder Textredaktion, ausgelagert. In anderen Verlagen wird dies manchmal noch von den Lektoren selbst gemacht.

Wie besuchen natürlich auch alle wichtigen Messen und für uns relevante Veranstaltungen, um mit Autoren, Literaturagenten und Lesern zusammenzutreffen.

Ohne Spaß am Lesen würde man bei der Arbeit im Verlag natürlich sehr schnell die Freude verlieren. Aber die Einstellung zum Lesen verändert sich schon ein wenig, wenn man es auch beruflich macht. Man muss für die Arbeit wesentlich schneller lesen und immer mit einem professionellen Auge. Privates Lesen tritt da gern mal in den Hintergrund.

Literaturschock.de: Was ist das spannende an Ihrer Arbeit?

Egmont Lyx: Der Umgang mit Büchern, die abwechslungsreiche Natur unserer Arbeit und natürlich die Freude darüber, wenn Bücher toll bei den Lesern ankommen. 

Literaturschock.de: Was muss ein Manuskript an sich haben, damit es „einschlägt“ und im Verlag den Wunsch weckt, gerade das Buch zu veröffentlichen?

Egmont Lyx: Hier kann man keine pauschale Antwort geben. Auf jeden Fall muss das Handwerkliche stimmen – ohne diese Voraussetzung kann man noch so tolle Geschichten erzählen, denn die Sprache ist das Medium eines Romans. Ist dies gegeben, so schauen wir darauf, ob das Buch überhaupt zu unseren Zielgruppen passt. Und dann ist natürlich ausschlaggebend, ob der Autor eine gut konstruierte Geschichte zu erzählen weiß, uns mitfiebern lässt und Spannung aufbaut. Je nach Genre spielen etwas andere Kriterien eine Rolle. Bei den Liebesromanen ist die Chemie zwischen dem Paar extrem wichtig. Man wird zudem nie mit einem Charakter mitleiden, wenn er oder sie einem nicht sympathisch ist. Beim Krimi spielen ein cleverer Kriminalfall und eine authentische Psychologie und Atmosphäre eine große Rolle, während in der klassischen Fantasy Worldbuilding und ein mitreißender Plot wichtig sind. Für alle Genres zählt: Gut durchdachte Charaktere sind das A und O einer Geschichte.

Literaturschock.de: Ein Buch lebt ja nicht nur vom Inhalt, sondern auch vom Äußeren. Ich schaue im Buchladen auch gern mal näher hin, wenn mich das Cover anspricht und greife dann auch eher mal spontan zu. Wer entscheidet über die Gestaltung eines Covers und nach welchen Maßstäben erfolgt die Auswahl?

Egmont Lyx: Unsere LYX-Cover werden nicht im Verlag produziert, sondern wir vergeben die Aufträge an externe Grafikagenturen. Diese müssen, sobald klar ist, welche Titel das nächste Programm füllen, gebrieft werden. Das heißt, wir liefern den Grafikern Informationen zu den Büchern, damit sie in der Lage sind, die Stimmung und den Inhalt des Titels visuell umzusetzen. Dazu formulieren wir eine Inhaltsangabe, erzählen ein bisschen über die Hauptfiguren, definieren das Genre und nennen andere Autoren, deren Bücher ähnlich gelagert sind. Manchmal hat man auch schon eine Idee oder Vorstellung im Kopf, wie das Buch aussehen soll, dann spricht man natürlich mit den Grafikern, ob diese Idee umzusetzen ist. Und ganz wichtig: Jedes Buch benötigt einen Titel, denn auch die Gestaltung der Schrift hat einen großen Anteil am Gesamterscheinungsbild des Buchs. Es gibt ja auch Cover, die ganz ohne Bild auskommen und nur über Schriftgraphik funktionieren. Wenn die Grafiker – es sind bei uns übrigens vornehmlich Grafikerinnen – dann erste Entwürfe liefern, schauen wir sie uns gemeinsam in der Redaktion an und geben Feedback. Dieses Feedback variiert von dem Wunsch, noch einmal eine andere Hintergrundfarbe auszuprobieren über Kritik an abgebildeten Personen bis hin zu einem völligen Neuansatz. Manchmal aber ist es auch so, dass man ein Cover sieht und sagt: Wow, genauso muss es aussehen!

Erste Priorität für uns hat natürlich die Optik. Ganz klar soll das Cover ein Hingucker sein und Anreiz, das Buch in die Hand zu nehmen. Es soll sich – positiv – von allen anderen Büchern, zwischen denen es in der Buchhandlung liegt, abheben. Auch wichtig ist natürlich, dass das Cover den Inhalt spiegelt. Handelt es sich um einen lustigen Titel, soll man das am Cover erkennen, ist die Geschichte sehr romantisch, muss die Verpackung das wiedergeben, geht es dagegen um knallharte Action und toughe Heldinnen, wäre es völlig falsch, diesen Inhalt in Pink zu verpacken. Wenn man versucht, etwas vorzutäuschen, was das Buch nicht halten kann, enttäuscht man nur die Leser. Nicht an erster Stelle steht für uns dagegen, dass die abgebildeten Figuren eins zu eins die Protagonisten des Romans abbilden. Es kann also schon mal passieren, dass die Frau auf dem Cover kurze dunkle Haare hat, die Heldin dagegen mit roten Locken beschrieben wird. Wichtig ist, dass man das Genre erkennt und ein Gespür dafür bekommt, worum es im Buch geht. Außerdem bemühen wir uns bei LYX, für jede Autorin eine ganz besondere Ausstattung zu entwickeln und Serien konsequent durchzugestalten.

Literaturschock.de: Als Leser habe ich manchmal das Gefühl, dass es mehr englischsprachige als deutsche Autoren in den Verlagen zu finden sind und das auch die englischsprachigen Autoren mehr beworben werden als die deutschsprachigen. Woran liegt das? Wollen die Leser mehr „ausländische“ Namen auf den Covern ?

Egmont Lyx: Dass englischsprachige Autoren mehr beworben werden, können wir nicht bestätigen. Der Eindruck kann vielleicht entstehen, weil insgesamt mehr ausländische Bücher gemacht werden. Denn eigentlich ist es wesentlich dankbarer, für deutsche Autoren Pressearbeit und Marketing zu machen, da diese ja viel präsenter sind. Letztendlich entscheidet aber das Potenzial eines Buches darüber, wo Werbung gemacht wird und natürlich auch der bisherige Erfolg eines Autors.

Es gibt deshalb mehr englischsprachige/fremdsprachige Autoren auf dem Markt, weil das Angebot aus dem Ausland, gerade aus Amerika, einfach sehr groß ist. Das hat schlicht mit der Bevölkerungszahl zu tun. Das, was am Ende auf Deutsch erscheint, ist ja nur eine winzige Auswahl dessen, was angeboten wurde. Ebenso bleibt eben von den angebotenen deutschen Manuskripten nur ein kleiner Teil übrig (und Deutschland hat ja deutlich weniger Einwohner als die USA). Zudem lieben deutsche Leser einfach bestimmte Genres, und nicht alle davon wurden aus Deutschland in einer ausreichenden Qualität angeboten. Als Beispiel: Inzwischen gibt es zwar zahlreiche deutsche Autorinnen, die erfolgreich Romance schreiben, aber das war nicht immer so. Demnach ist das Genre und auch der Schreibstil, den die Leser lieben gelernt haben, stark von englischen und amerikanischen Autorinnen geprägt.

Literaturschock.de: Welches Buch lesen Sie gerade und welches Buch würden Sie uns ans Herz legen wollen?

Egmont Lyx: Eigentlich lesen wir ständig mehrere Bücher gleichzeitig. Besonders hoch schlägt das Herz der Redaktion gerade für Cora Carmacks „Losing it“, das wir frisch eingekauft haben, Kristen Callihans „The Darkest London – Kuss des Feuers“ (erscheint September 2013) und C.J. Lyons spannenden Thriller „Tot is nur, wer vergessen ist“.

Literaturschock.de: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Ihrer Arbeit.

Interview: Katja Ezold (Sternchen28)

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