Auf Literaturschock werden in regelmäßigen Abständen interessante Bücherblogs, Literaturseiten und Rezensionsportale vorgestellt. Die ursprüngliche Idee könnt ihr im Artikel Bücherblogs, Literaturseiten, Rezensionsportale ... ? nachlesen. Heute stelle ich euch Nicolas Wöhrl und Reinhard Remfort von "Methodisch inkorrekt" vor. Das Interview ist in mehrfacher Hinsicht ein kleines Special. Es handelt sich bei "Methodisch inkorrekt" nicht um einen literarischen Blog, sondern einen wissenschaftlichen Podcast, den ich für mich vor einiger Zeit entdeckt habe und seitdem danach süchtig bin. Das Team, das aus zwei sympathischen, manchmal chaotischen, immer witzigen Physikern besteht, hat einen Podcast erschaffen, der seinesgleichen sucht.
Aus dem Grund folgt das Gespräch nicht den bisherigen Vorgaben, ich stelle andere Fragen und auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung weicht vom Bisherigen ab. Ich bin sicher, dass ihr euren Spaß damit haben werdet. Viel Spaß mit:
Steckbrief von Methodisch inkorrekt
Online seit: August 2013
Schwerpunkte: die wunderbare Welt der Wissenschaft
Methodisch inkorrekt & Social Media
Suses Lieblingszitate
"Das ist die Hymne von Ferrari." (Nicolas Wöhrl, Folge 7)
"Ja, komm. Mach." (Reinhard Remfort, diverse Folgen)
"Ich habe gesagt, ich hatte Latein. Nicht, ich konnte Latein." (Reinhard Remfort, Folge 7)
"Ich hab' nur Befehle befolgt." (Reinhard Remfort, Folge 7)
"Vielen Dank, Heisenberg, für diese Geräuschbelästigung." (Nicolas Wöhrl, Folge 8)
"Wie läuft's im Institut?" (Nicolas Wöhrl, diverse Folgen)
"Bier, Bier, Bier, Bett, Bett, Bett." (Homer Simpson)
"Der alte Mann erzählt wieder vom Krieg." (Reinhard Remfort, diverse Folgen)
"Mein Gott, wird das Internet vollgekübelt mit Müll" (Nicolas Wöhrl, Folge 16)
Im Gespräch mit Nicolas Wöhrl und Reinhard Remfort
Beschreibt euch doch mal gegenseitig in jeweils drei Sätzen.
NW: „Also: Reinhard ist unorganisiert, unstrukturiert und hat keine Selbstdisziplin. Gleichzeitig ist er aber ein unheimlich guter Kumpel und wenn man ihn braucht ist er immer für einen da. Das alles zusammen beschreibt er eigentlich am besten selbst wenn er sich ‚den lebenden Standby-Modus’ nennt!“
RR: „Nicolas ist immer nahezu perfekt organisiert, strukturiert und hat fast immer einen guten Plan. Würde das nicht wie eine billige Ausrede klingen, würde ich sagen, dass Nicolas Verlässlichkeit und Planung der Ursprung meines Chaos ist. Ich falle immer in ein Netz mit doppeltem Boden. Abgesehen davon, dass er in den letzten Jahren ein guter Freund und irgendwie eine Art schräges Vorbild geworden ist, hat er mein Leben massiv beeinflusst und ist maßgeblich für das verantwortlich was aus mir geworden ist.
Und jetzt erklärt mal einer Physik-Niete wie mir die Quantenmechanik in drei Sätzen.
NW: „Die Quantenmechanik beschreibt die Welt so wie sie ist, wenn wir sehr genau hinsehen. Kleinste Teilchen verhalten sich nicht mehr ganz so wie wir es erwarten würden und nicht so wie wir es aus unserer makroskopischen Welt kennen...“
RR: „so alltägliche Begriffe wie Ort oder Geschwindigkeit sind in diesem Maßstäben keine festen absoluten Größen, sondern hängen auf eine komische Weise zusammen und sind nicht mehr unabhängig voneinander zu beschreiben. Die wohl beste Zusammenfassung dieser teils verrückten Phänomene stammt wohl von dem Nobelpreisträger Richard Feynman: „I think I can safely say that nobody understands quantum mechanics“
Wie kam es zum Podcast "Methodisch Inkorrekt"? Habt ihr eines Mittags im Büro ein Bier getrunken und darüber nachgedacht, wie ihr die Welt an euren Gedanken teilhaben lassen könnt?
NW: „Mittags trinken wir eher selten Bier, aber in der Tat war das ein bisschen so! Wir haben uns schon immer gerne über Wissenschaft unterhalten. Wir waren schon immer fasziniert von den spannenden Geschichten die in der Forschung passieren. Und irgendwann haben wir halt gedacht...“
RR: „...da können wir doch auch einfach mal ein Mikrophon mitlaufen lassen. Vielleicht interessiert das ja auch ein paar andere Leute!“
NW: „Wie viele es dann tatsächlich interessiert hat uns dann doch auch ein bisschen überrascht!“
Alle zwei Wochen eine Aufnahme bedeutet wohl ein nicht unerheblicher Zeitaufwand für die Suche nach Themen. Wie findet ihr den Stoff für eure Podcasts?
NW: „Zeitaufwand?! Das kommt jetzt ein bisschen drauf an wen Du fragst!“
RR: *lacht* „Immer diese haltlosen Unterstellungen!“
NW: „Mal im Ernst: Ein wesentlicher Bestandteil deines Jobs in der Wissenschaft ist es sowieso auf dem Laufenden zu bleiben. An welchen Fragestellungen arbeiten andere Arbeitsgruppen? Welche neuen Entdeckungen gibt es...“
RR: „Abgesehen von den Entwicklungen in unserem eigenen Fachgebiet ließt man dann natürlich in dem ein oder anderen Blog auch mit großem Interesse was in anderen wissenschaftlichen Bereichen so passiert. Eine der stärken der Physik ist ja gerade, dass es sich um eine sehr allgemeine Wissenschaft handelt und man sehr viele Überschneidungen zu anderen Fachgebieten findet“
NW: „Der zeitliche Aufwand hält sich einigermaßen in Grenzen. Ich schätze, dass ich etwa 4 Stunden für die Vorbereitung der Sendung brauche. Dann noch mal eine gute Stunde in der Nachbereitung. Das ist mir der Spaß allemal wert und wir lernen ja auch noch sehr viel selbst dabei!“
RR: „Auch wenn böse Zungen gelegentlich anderes behaupten, liegt mein zeitlicher Aufwand in der gleichen Größenordnung. In der Vorbereitung hängt es immer sehr daran wie weit die Themen vom eigenen Erfahrungsschatz entfernt sind und in der Nachbereitung an der Technik...Computer und Datenbanken können zwar Arschlöcher sein, aber wie Nicolas schon sagt ist es das allemal wert!
Was ist eure Lieblingsfolge? Mit welcher hattet ihr am meisten Spaß bei der Aufnahme?
NW: „Ganz schwierig für mich. Ich mag immer die aktuelle besonders, weil wir für die natürlich zu dem Zeitpunkt immer besonders viel Feedback bekommen. Ansonsten kann ich keine einzelne Folge rausgreifen.“
RR: „Wenn ich unbedingt eine bestimmen müsste, dann wäre es wohl die Live- Folge vom 31C3. Wir stehen halt gerne auf Bühnen und das direkte Feedback vom Publikum war einfach großartig“
Was sagen die Kollegen zu "Methodisch inkorrekt"?
NW: „Die wenigsten wissen was wir da im Internet treiben. Wir sind damit nicht so hausieren gegangen. Außerhalb des Institutes haben sich über den Podcast aber tatsächlich schon spannende wissenschaftliche Kooperationen ergeben!“
RR: „Diejenigen die dann aber mal durch einen Zufall drüber stolpern sind eigentlich durchweg positiv eingestellt und finden gut was wir da machen. In der Mensa fragen wir uns gelegentlich ob uns einige Leute anstarren weil sie den Podcast hören oder wir einfach nur ein komisches Bild abgeben.“
Ich klingle spontan an eurer Tür und lade mich zum Biertrinken ein. Welches Bier bietet ihr mir an?
NW: „Duckstein Weizen“
RR: „Hansa Pils aus der Dose“
Beide seid ihr schon Speaker auf der re:publica gewesen, ihr nehmt an Science Slams teil. Wo kann man euch denn in den nächsten Monaten noch antreffen?
NW: „Derzeit haben wir unsere Aktivitäten etwas zurückgefahren, weil wir sehr eingespannt sind in anderen Projekten. Weltexklusiv kann ich hier verkünden, dass wir etwas für das Chaos Camp im August planen... Reinhard macht noch etwas mehr nebenbei.“
RR: „Mich bekommt man momentan noch bei dem ein oder anderen Science Slam zu sehen...ist aber auch deutlich weniger geworden als noch vor einem Jahr. Ansonsten sieht man mich gelegentlich als Moderator für qualitativ hochwertige ZDF-WISO Beiträge oder Kindervorlesungen und populärwissenschaftliche Vorträge in Mühlheim, Nagold, Darmstadt, Heilbronn, Siegen usw. Die meiste Zeit geht momentan allerdings für die Arbeit im Labor und das Schreiben meines Buchs drauf.
Reinhard, im nächsten Jahr erscheint dein Buch "Methodisch korrektes Biertrinken". Bereitest du schon die Dankesrede für den Literaturnobelpreis vor (wenn es mit dem für Physik nicht klappt)?
RR: Ich hätte nie gedacht mal ein Buch zu schreiben und kann es jetzt auch ncoh nicht so richtig glauben...ich werde daher schon stolz wie Bolle sein, wenn da überhaupt was lesbares bei rauskommt. Bisher hat mir das Projekt allerdings sehr viel Spass gemacht aber langsam rückt der Abgabetermin immer näher und eine gewisse Anspannung und Nervosität macht sich breit. Ich bin von allen Menschen wohl derjenige der am meisten auf das Buch gespannt ist :D
Entstand das Buch aus den Slams?
RR: Nicht direkt. Der Inhalt des Buchs hat mit meinem Slam nicht viel zu tun aber verschiedene Verlage sind durch die Slams auf mich aufmerksam geworden. Irgendwann konnte ich dem Angebot dann nicht mehr wiederstehen.
Wer sind eure Lieblingsschriftsteller_Innen? Eure Lieblingsbücher?
NW: „Ganz schwierig zu sagen. Tolkien finde ich schon toll. Mittlerweile lese ich aber praktisch keine Romane mehr sondern fast ausschließlich Sachbücher und Biographien. Unter diesen nun Lieblingsbücher zu nennen ist schwierig. Es sind eben immer gerade die, die mich thematisch interessieren.“
RR: “Einer meiner Lieblingsbuchreihen war tatsächlich Harry Potter. Ansonsten lese ich eigentlich gerne ein schöne Mischung aus allen möglichen Genres mit einem leichten Hang Richtung Fantasy, Science Fiction und am liebsten Dystopien. Aktuell lese ich auf dem Weg zum Labor „A better World“ von Marcus Sakeys und im Bad liegt „Mutter ruft an“ von Bastian Bielendorfer.
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt für das Interview!
Über die Autorin
Susanne K. (Literaturschock.de)
Susanne Kasper ist Gründerin und Chefredakteurin von Literaturschock und Leserunden.de. Sie liebt es, andere für die Literatur zu begeistern, ist Preisträgerin des Virenschleuderpreises der Kategorie "Persönlichkeit des Jahres" 2016 und bietet unter Social-Reading.media einen Autoren- und Verlagsservice. Über schamlose Mails freut sie sich ebenso wie über vegane Keksspenden. Sie nutzt in ihren Artikeln immer mehr das Femininum, weil sie der Ansicht ist, dass damit auch Männer gemeint sind.
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