Eva Bergschneider von Phantastisch Lesen

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Auf Literaturschock werden in regelmäßigen Abständen interessante Bücherblogs, Literaturseiten und Rezensionsportale vorgestellt. Die ursprüngliche Idee könnt ihr im Artikel Bücherblogs, Literaturseiten, Rezensionsportale ... ? nachlesen. Heute stelle ich euch Eva Bergschneider von Phantastisch Lesen vor.

Evas Steckbrief in Kürze

Seit 11 Jahren Literatur-Rezensentin, Ex-Chefredakteurin von Phantastik-Couch, nun Bloggerin und auf vielen Plattformen  im Dienst der Literatur unterwegs.

Echter Name vs. Spitzname: Eva, in zwei Foren noch als „Tarlaniel“ registriert
Geburtsjahr: 1967
Oft anzutreffen: in oder um Köln, lesend auf der Couch oder der Terrasse daheim, im Kino, im Museum, in der Natur
Interessen (neben der Literatur): Reisen, Wandern, Laufen und Yoga, seit kurzem  Ehrenamt in einer Flüchtlingsinitiative
Aktuelles Buch vs. spontane Buchempfehlung: „Der Fluch des Wüstenfeuers“ – A.S. Bottlinger vs „Drudir“ – Swantje Niemann
„Drudir“ ist auf der selfpublishing Plattform neobooks erschienen und dieser Steamfantasy Roman hat mich überaus positiv überrascht. Der Roman spielt in einer Welt zwischen Retro-Futurismus und Tolkien, erzählt ein mitreißendes Abenteuer und ist obendrein richtig gut geschrieben. Die gerade 20 Jahre junge Autorin werde ich mir definitiv merken.

Eva Bergschneider

Steckbrief von deinem Blog

Webseite Phantastisch Lesen

Phantastisch-lesen ist ein Blog mit Magazincharakter (oder ein Magazin mit Blogcharakter?)  spezialisiert auf Phantastik-Literatur.  Phantastisch-lesen möchte in erster Linie die Vielfalt der Phantastik-Literatur präsentieren.  Die Bücher werden zwar zur besseren Orientierung in Genre wie Fantasy, Science-Fiction, Steampunk eingegliedert, doch ist das alles für mich Phantastik oder Phantastischer Literatur. Ich verstehe den Begriff sehr weitreichend und Murakamis Magischer Realismus gehört genauso dazu, wie Tolkiens Fantasy.

Online seit: März 2015
Schwerpunkte (Genre und Besonderheiten): Da ich selber ein absoluter Fantasy-Fan bin, überwiegt dieses Genre, obwohl Phantastisch-lesen alle Richtungen abdecken soll. Daher nutze ich gern den Input von Gastautoren, die zum Beispiel über Horror-Literatur oder Science-Fiction schreiben. Steampunk/Steamfantasy ist ein weiterer Schwerpunkt, den ich als eigene Rubrik etabliert habe.
Besucher pro Monat: 500 – 1000
Euer Lieblingsartikel auf eurer Seite vs. Linktipp (z.B. andere Literaturseite): Aus sentimentalen Gründen wird mein Lieblingsartikel immer der über die Buchmesse in Leipzig 2015 sein. Auf der Messe habe ich den Blog erstmals vorgestellt und mit dem Artikel verbinde ich einfach das gute Gefühl eines gelungenen Neustarts.

Henris Blog. Ich habe den Blog filmtheaterlesesaal über unsere Blogtour zu Hardebuschs „Feuerstimmen“ kennen und schätzen gelernt. Das Buch hat Henri, vor allem bezogen auf die Geschlechterrollen, recht kritisch besprochen. Ich selbst habe diesen Aspekt nicht ganz so kritisch gesehen, aber die fundierte Art und Weise der Argumentation hat mich beeindruckt und Spaß gemacht, zu lesen. Seitdem bin ich ein Fan und regelmäßiger Besucher vom fiilmtheaterlesesaal.

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Im Gespräch mit Eva

Wie und warum hast du das Thema "eigenes Blog" angepackt und welches Ziel hattest du dabei?

Nach meinem Ausstieg bei Phantastik-Couch vor 3 Jahren hätte ich gern ein eigenes Phantastik-Portal ähnlich wie die Couch-Portale aufgebaut, mit dem PC- Team, das dort über Jahre großartige Arbeit geleistet hat und mir sehr ans Herz gewachsen ist. Der Traum zerplatzte jedoch. Das Vorhaben war mir dann doch eine Nummer zu groß und ich hatte eine familiäre Krise zu bewältigen. Daher bin ich als Rezensentin zu den Booknerds und zu Literatopia, beziehungsweise dem Phantast-Magazin gegangen und fühle mich dort immer noch sehr wohl. Einen eigenen Blog wollte ich zuerst nicht, einfach weil es schon so viele gute Blogs gab. Aber im Laufe der Zeit  fand ich, dass die Phantastik-Literatur dort nicht so stark vertreten ist, wie sie es sein sollte. Also nahm ich an einem WordPress Workshop teil und fing an, das Gelernte praktisch anzuwenden. Ich hatte das Ziel in meinem Blog ein möglichst breites Spektrum an Phantastik-Büchern und- Autoren*innen vorzustellen, Deshalb erstelle ich zu jedem Autor und jeder Autorin ein kurzes Portrait.

Außerdem  berichte ich gern über Phantastik-Cons und Lesungen und ich werde demnächst auch Interviews mit Autoren  führen. Viel Spaß machen mir interaktive Aktionen, wie Blogtouren und Gewinnspiele wie „Blogger schenken Lesefreude“.  Im Advent wird es wieder eine Verlosung  von Büchern geben, die ich selbst gern gelesen habe. Die Aktion ist letztes Jahr gut angekommen und hat die Leser*innen und mich einander näher gebracht. Diese Nähe zu den Lesern mag ich inzwischen am Blogformat sehr gern.

Gibt es aktuelle Literaturthemen, die dich ganz besonders beschäftigen?

Ich bin momentan auf einer Entdeckungsreise in der Kleinverlags- und Selfpublisher-Szene. Es gibt da wirklich mutig konzipierte und geschriebene Bücher zu entdecken, die sich vom üblichen Format der großen Verlage abheben. Zudem habe ich festgestellt, dass Rezensionen zu Büchern, die noch nicht x-Mal besprochen wurden, wirklich gut auf meinem Blog funktionieren. Sie erhalten mehr Aufrufe und die Leser*innen sind dankbar für solche Insider- Tipps.

Phantastisch Lesen

Gute Zeiten, schlechte Zeiten Deiner Bloggerkarriere?

Ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Vor allem bin ich sofort in die Bloggerszene aufgenommen worden und habe viele tolle, engagierte Menschen kennen gelernt, die genauso verrückt nach Büchern sind, wie ich. Das war und ist für mich eine großartige Erfahrung.

Hast du Lesemacken?

Ich betrachte ein Buch nicht als Heiligtum, sondern als Gebrauchsgegenstand und lese sie intensiv. Dazu gehört auch Knicke in Seiten zu falten, die ich schnell wiederfinden möchte. Ich betrachte das selbst nicht als Macke, aber viele andere Bücherliebhaber bestimmt.

Wie reagierst du, wenn dir ein Buch überhaupt nicht gefällt? Schreibst du einen Verriss oder lieber gar nicht darüber?

Ich schreibe eine kritische und konstruktive Rezension über ein Buch, das ich schlecht finde. Ich fühle mich bei einem Rezensionsexemplar schon verpflichtet, eine Rezension zu schreiben. Daher lese ich fast alle Bücher, die ich zur Rezension erhalten habe, durch und schreibe über sie. Wenn es sein muss  kritisch, aber immer fair und schlüssig argumentiert. Es ist mir wichtig, das die Leser*innen, Autor*innen und der Verlag nachvollziehen können, warum ich das Buch schlecht bewerte. Ganz wenige Bücher fand ich so übel, dass ich sie abbrechen musste und dann sind sie mir auch die Zeit nicht wert, die eine Rezension kostet.

Was macht für dich ein gutes Buch aus?

Ich bin bekennender Eskapist.  Ein Buch soll mich bitte in eine Welt fern meiner eigenen Realität ziehen und mich begeistern und staunen lassen. Jede fiktive Welt ist ja ein abstrahiertes, verändertes Bild unserer Realität. Ich kann viel darüber lernen, wenn ich erdachte Entwicklungen und Möglichkeiten auf mich wirken lasse. Dazu kommen die Emotionen, die ein Buch auslöst, Mitfiebern mit den Protagonisten, Freude, auch Angst und Ablehnung. Wenn es ein Buch schafft, mir neue Perspektiven aufzuzeigen und mich emotional fordert, dann ist es ein gutes Buch. Zudem bin ich mit zunehmender Leseerfahrung ein Fan von schöner Sprache geworden. Eine originelle Metapher, eine mutige und treffende Formulierung ist für mich ein Hochgenuss, den mir nur ein gutes Buch bieten kann.

Was ist dir an deinem Blog ganz besonders wichtig?

Es ist mir wichtig, dass die Rezensionen und Artikel auf meinem Blog über die eigenen Vorlieben hinausblicken. Die Leser*innen sollen erfahren, für wen das besprochene Buch geeignet ist, ganz unabhängig von meiner Bewertung. Ich lege viel Wert auf gut geschriebene Texte, es soll Spaß machen sie zu lesen. Dazu gehört Originalität, Humor und - ganz wichtig-  Meinungsfreude. Daher wird bewertet und jeder Rezensent soll sich auf eine Bewertungspunktzahl (1-100) festlegen.  Ich kann mit Rezensionen voller Allgemeinplätze nichts anfangen.

Welchen Tipp gibst du anderen Blogger*innen?

Macht Euer Ding und schreibt über das, wofür ihr brennt. Schaut über den eigenen Tellerrand und vernetzt Euch mit Gleichgesinnten. Lasst Euch dabei nicht von sogenannten Marketingspezialisten instrumentalisieren und unterstützt nur, was ihr wirklich gut findet.  Sucht nach Möglichkeiten zur Interaktion mit Euren Leser*innen, zum Beispiel über Aktionen und über Social Media. Es ist ein gutes Gefühl, ein Feedback für die Arbeit am Blog zu bekommen und es hilft sich weiterzuentwickeln.
 
Was vermisst du in der deutschen Literaturbloggerszene?

Manchen Blog würde ich mir etwas selbstbewusster, meinungsfreudiger und kritischer wünschen.  Ich gewinne den Eindruck, dass sich einige Blogger*innen nicht trauen, kritisch zu schreiben. Dabei ist jede Aufmerksamkeit Werbung für ein Buch und die Verlage werden die Zusammenarbeit nicht aufgrund einer kritischen Besprechung aufkündigen. Ich habe mehrfach erlebt, dass ein gut geschriebener ‚Verriss‘ ein Buch bekannter gemacht hat, als es jede Lobeshymne hätte tun können.

Und was findest du gut?

Die Vielfältigkeit der Blogs, die geballte Kompetenz der Blogger*innen und vor allem der Gemeinschaftssinn in der Szene. Blogs sind eine echte Bereicherung für den Online-Journalismus, informativ und lehrreich. Dazu kommt die Leidenschaft, die einfach den Spaß an der Sache vermittelt und andere begeistert. Zudem habe ich die Bloggerszene als sehr tolerant kennen gelernt. Jeder wird so akzeptiert, wie er ist und in der Szene aufgenommen.

Welche andere Literaturseite sollte in dieser Gesprächsreihe auf keinen Fall fehlen?

Der schon genannte Blog filmtheaterlesesaal. Der Blog ist eine wahre Fundgrube für gut geschriebene und aufschlussreiche Buch- und Filmrezensionen und Henri ein leidenschaftlicher und kritischer Blogger.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für das Interview!

Es war mir ein Vergnügen. Vielen Dank, dass Du mich in diesen erlesenen Kreis aufgenommen hast und ich meinen Blog vorstellen darf.

SuseÜber die Autorin

Susanne K. (Literaturschock.de)

Susanne Kasper ist Gründerin und Chefredakteurin von Literaturschock und Leserunden.de. Sie liebt es, andere für die Literatur zu begeistern, ist Preisträgerin des Virenschleuderpreises der Kategorie "Persönlichkeit des Jahres" 2016 und bietet unter Social-Reading.media einen Autoren- und Verlagsservice. Über schamlose Mails freut sie sich ebenso wie über vegane Keksspenden. Sie nutzt in ihren Artikeln immer mehr das Femininum, weil sie der Ansicht ist, dass damit auch Männer gemeint sind.

 

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