Bewertungsdetails

Tiere, Natur & Umwelt(schutz) 4994
Experiment gelungen!
Gesamtbewertung
 
5.0
Themensetzung
 
5.0
Verständlichkeit
 
5.0
Objektivität
 
5.0
Verhältnis Text/Bild
 
5.0
Ende 2006 startet Colin Beavan ein spannendes Experiment: Zusammen mit seiner Frau Michelle, die am Anfang doch recht skeptisch ist, und seiner einjährigen Tochter Isabella will er ein Jahr lang umweltverträglich leben – und das mitten in New York City.

Mehrere Stufen nimmt er sich vor: Das Jahr beginnt mit einer Phase der Müllvermeidung, danach kommt CO2-freie Fortbewegung dazu, wenig später umweltschonende Ernährung, umweltneutrales Konsumieren, Leben ohne Strom aus der Steckdose und schließlich Schadensausgleich (z.B. durch Müllsammeln).

Humorvoll, ironisch, immer selbstkritisch und oftmals philosophisch schildert Beavan sein „ökologisches Jahr“ und gibt wichtige Hintergrundinformationen. Natürlich sind die Zahlen meist auf die USA bezogen, trotzdem hat es das Thema des Buches verdient, auch hier in Deutschland endlich mehr Beachtung zu finden.

Unterhaltsam fand ich es, wie sich Colin und Michelle während des Jahre verändern: sie sehen
das „Normale“ plötzlich kritisch („An der Ecke Fourteenth Street kam [Michelle] an einem Fitnessstudio vorbei, wo die Leute hinter der Scheibe auf dem Laufband ihre Kilometer absolvierten, nachdem sie mit dem Taxi vom Büro dorthin gefahren waren. Wie unsinnig, dachte Michelle. Wenn sie zu Fuß gingen, könnten sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – sie kämen zur Arbeit und hätten die Bewegung noch gratis dabei.“), müssen jedoch auch den einen oder anderen Rückschlag hinnehmen; gerade, was die Reaktionen ihres näheren Umfelds angeht.

So geht Beavan auch auf Kritik ein: „[Mich haben] Freunde gefragt, ob ich gegen den Fortschritt sei. Aber einfach so weitermachen wie bisher ist kein Fortschritt. Fortschritt ist, uns anzusehen, wo wir stehen, und etwas Besseres anzustreben. Ich bin nicht gegen den Fortschritt. Ich bin für den Fortschritt, für echten Fortschritt.
Die Frage ist nur, wie wir Fortschritt definieren und ob Fortschritt beispielsweise mehr Autos auf den Straßen bedeutet oder weniger.“

Und beantwortet Fragen: „Was ist das Schwerste?, wollten alle wissen.
Ist es die Sache mit dem Müll, oder das Radfahren oder das Leben ohne Kühlschrank, oder was?
Tatsächlich war es nichts von alldem. Das Schwerste war die Abkehr von Gewohnheiten. Sich aus den eingefahrenen Gleisen zu hieven und zu lernen, Dinge anders zu machen.[...]Weiter dasselbe zu tun, was wir seit 200 Jahren getan haben, ist kein Fortschritt. Es ist Weiterrollen auf demselben eingefahrenen Gleis.
Ich denke einfach, jetzt, wo wir das Walkie-Talkie soweit perfektioniert haben, dass daraus das iPhone geworden ist, wäre es doch vielleicht an der Zeit, dass die genialen Erfinder, die uns all diese ausgeklügelten Dinge geschenkt haben, sich mal dranmachen, beispielsweise die Frischwasserversorgung für die eine Milliarde Menschen auf der Welt zu organisieren, die bisher noch ohne auskommen müssen.“



Alle Phasen fand ich sehr interessant, ebenso die Erklärungen, wie es zu dem Projekt gekommen ist. Auch den Epilog über die Zeit danach und über die Erkenntnisse, die Beavan aus dem Projekt gewonnen hat.

Am meisten beeindruckt hat mich jedoch das Kapitel über den Konsum und dessen Hintergründe. Gerade damit hat mich der Autor zum Nachdenken gebracht; zwei meiner Ideen habe ich schon in die Tat umgesetzt und weitere werden folgen.

Beavan schließt mit:

„Ich werde mich nicht zum Märtyrer machen. Aber ich werde mich auch weiterhin bemühen, mein Leben bewusst zu leben. Den größten Teil meiner 45 Jahre habe ich mich nicht genug bemüht. Ich war zu sehr von der Frage gelähmt, ob ich zu den Leuten gehöre, die etwas ausrichten können. Doch im Verlauf der Projektjahres ist mir klargeworden, dass das die falsche Frage ist. Die richtige Frage lautet, ob ich zu den Leuten gehöre, die es versuchen wollen.

Mit diesem Buch wollte ich zeigen, dass es in meiner Verantwortung liegt, die Welt zu retten. Ich habe mir große Mühe gegeben, nicht zu predigen. Aber nachdem ich ein Jahr ohne Klopapier ausgekommen bin, habe ich mir das Recht erworben, Ihnen eines mit auf den Weg zu geben: es liegt auch in Ihrer Verantwortung.
Also, was werden Sie tun?“

Der letzte Teil des Buches („Weiterführende Informationen, Tipps und Adressen im Internet“) könnte eine erste Antwort darauf geben.

Für meinen einzigen Kritikpunkt an dem Buch kann Colin Beavan übrigens nichts: den Originaltitel „No Impact Man“ finde ich um Klassen besser als den deutschen. (So hieß auch der Projektblog des Autors: http://noimpactman.typepad.com/ )
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