Markus Nierth, Juliane Streich: Brandgefährlich

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Markus Nierth, Juliane Streich: Brandgefährlich
Untertitel
Wie das Schweigen der Mitte die Rechten stark macht - Erfahrungen eines zurückgetretenen Ortsbürgermeisters
Verlag
ET (D)
2016
Ausgabe
Taschenbuch
ISBN-13
9783861539094

Informationen zum Buch

Seiten
214

Sonstiges

Originalsprache
deutsch

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Markus Nierth, evangelischer Theologe und parteiloser Bürgermeister von Tröglitz, sieht sich plötzlich fremdenfeindlicher Hetze und persönlichen Angriffen ausgesetzt, als Flüchtlinge in den kleinen Ort in Sachsen-Anhalt kommen sollen und er sich für diese einsetzt. Bürger aus der Mitte der Gesellschaft marschieren gemeinsam mit Rechtsextremisten auf. Als schließlich eine Demonstration, die bis vor sein Privathaus führen soll, von der Behörde zugelassen wird, entschließt er sich zum Rücktritt. Die Medien berichten, die Bedrohungen für ihn und seine Familie nehmen massiv zu, die geplante Asylunterkunft wird angezündet, Täter werden nie gefunden. Was Markus Nierth lebendig und anschaulich erzählt, spielt sich so oder ähnlich vielerorts in Deutschland ab. Fast jeder zweite Bürgermeister ist bereits beschimpft, beleidigt und bedroht worden, weil er sich für Flüchtlinge engagiert hat. Konkrete Beispiele aus Baden-Württemberg und Bayern werden von Juliane Streich im Buch näher vorgestellt. Den Autoren geht es um die Hintergründe, die dazu führen, dass sich derzeit so viele Menschen rechts positionieren. Das Buch geht auf die Biographien der Enttäuschten und Zurückgelassenen ein, benennt vermeidbare Fehler in der Politik und zeigt Lösungsansätze auf.

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Ein mutiges Buch!
(Aktualisiert: 23 Februar 2017)
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Von 2009 bis 2015 war Markus Nierth der ehrenamtliche Bürgermeister der kleinen, 3.000-Seelen-Gemeinde Tröglitz in Sachsen Anhalt. Ein kleines Dorf. Ein Ort, in dem man Beschaulichkeit und Zusammenhalt erwartet. Jeder kennt jeden, jeder unterstützt den anderen. Weit gefehlt, denn in Tröglitz ticken die Menschen anders. Als Nierth sich für die Einrichtung einer Asylunterkunft einsetzt, lernt er seine Bürgerinnen und Bürger von einer anderen Seite kennen.

Nierth, evangelischer Theologe und parteilos, muss nun nicht nur gegen Bedenken ankämpfen, sondern auch gegen fremdenfeindliche Hetze und hasserfüllten Angriffen und Bedrohungen gegen ihn selbst und seine Familie. Die geplante Unterkunft wird von Unbekannten niedergebrannt und als die Behörden eine Demonstration vor seinem Haus genehmigen, reicht er seinen Rücktritt ein. Ist Tröglitz eine Ausnahme? Leider nein, wie eine Umfrage der Zeitschrift "Kommunal" im Sommer 2016 ergab. In fast jeder zweiten Kommune werden Bürgermeister und/oder Gemeinderäte wegen der Unterbringung von Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror angegriffen. Die Ausprägungen sind vielfältig und beginnen bei Beschimpfungen oder Hassbriefen und gehen irgendwann sogar zu Morddrohungen über.

Markus Nierth wirkt manchmal wie ein gebrochener Mann. Ein Mensch mit so viel Rückgrat musste fast im Alleingang gegen den aufgebrachten, irrationalen Pöbel kämpfen. Alleine gelassen von der Politik und vernünftigen BürgerInnen. In "Brandgefährlich" schildert er nicht nur seine eigenen Erlebnisse mit Hass und Fremdenfeindlichkeit. Co-Autorin Juliane Streich gibt auch Beispiele für Baden-Württemberg und Bayern.

Was sind die Beweggründe für so viel Hass? Was bringt einen Menschen dazu, Morddrohungen auszusprechen und andere Menschen zu bedrohen? Warum diese Angst vor dem Unbekannten und die Zuwendung zur Rechten Politik? Tröglitz ist austauschbar und kein rein ostdeutsches Phänomen. Solche Vorkommnisse gibt es auch in anderen Bundesländern immer wieder und ist nur die Spitze des Eisbergs. "Brandgefährlich" stellt nicht nur die Probleme und Auswirkungen dar, sondern sucht auch nach Lösungen und benennt die Fehler unserer Politik.

Nierth und Streich haben ein sehr engagiertes und mutiges Buch geschrieben. Bis heute wird Nierths Familie ausgegrenzt und es ist beachtlich, dass er nicht schon längst von dort weggezogen ist. Menschen wie Nierth sind es, die wir in Zeiten wie diesen so dringend brauchen.
SK
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