Bewertungsdetails

Science Fiction 6468
Gesamtbewertung
 
5.0
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
Eigentlich habe ich bei der Einordnung dieses Buches unter “Science Fiction” ein klein wenig ein schlechtes Gewissen, denn so eine Schublade wird ihm einfach nicht gerecht. Auch wenn der Protagonist ein Cyborg ist und der Plot in der Zukunft spielt, beinhaltet dieses Werk doch sehr viel mehr als nur typische Science Fiction-Kost; es hat nicht nur viel von einem klassischen Thriller, sondern ist auch eine einfühlsame Begegnung mit einem ungewöhnlichen Menschen - denn Duane Fitzgerald ist viel mehr Mensch als Roboter - und ist so auch für Nicht-Actionfans eine rundum gelungene Lektüre.

Duane hat als Kind die Fernsehserie “Der 6-Millionen-Dollar-Mann” gesehen und war seitdem ein Fan des mechanisch verstärkten Superhelden. Als die amerikanische Regierung ein Programm ins Leben ruft, in dem aus gewöhnlichen GIs durch Implantate und eingepflanzte Technologien Killermaschinen für Spezialeinsätze gemacht werden sollen, bewirbt er sich und wird nach einem mörderischen Auswahlverfahren mit wenigen anderen durch Dutzende unmenschlicher Operationen zum Cyborg mit einem Herzen aus Stahl, Knochen aus Titan und jede Menge Hochtechnologie im Innern. Doch das Experiment schlägt letztendlich fehl, die Technik funktioniert trotz horrender Kosten nicht so wie gedacht, und so werden die Soldaten schon vor ihrem ersten Einsatz in den Ruhestand geschickt. Duane verbringt diesen in einem geerbten Haus in einem kleinen Ort an der Küste Irlands und versucht, so unauffällig wie möglich zu leben. Zur Entspannung liest er Seneca - Texte, die sich damit beschäftigen, auch in schweren Situationen Zufriedenheit zu finden

Eines Tages taucht ein mysteriöser Asiate an seinem Zufluchtsort auf, der offensichtlich auf der Suche nach ihm ist. Spätestens als Duane erfährt, dass seine ehemaligen Cyborg-Kollegen und Leidensgenossen einer nach dem anderen einem Unfall zum Opfer gefallen sind wird ihm klar, dass sein zurückgezogenes und friedliches Leben nun ein Ende hat. Immer mehr Interessensgruppen schalten sich in die Jagd nach ihm ein, und als seine wenigen Freunde in Gefahr geraten und sogar umgebracht werden, entschließt er sich, selbst zu handeln anstatt nur als Beute für Geheimdienste und Technologiejäger herzuhalten.

Schon auf den ersten Seiten wird der Mythos vom unbesiegbaren Maschinenmann (Steel Man) gleich vollkommen ausgehebelt - ein Einstieg, der sehr gut auf den Gesamttenor des Romans einstimmt. Obwohl Eschbach auf vordergründige Action fast völlig verzichtet, ist dieses Buch unglaublich faszinierend. Die Geschichte hat - auch sprachlich - viel Kraft und strebt einem (unvorhergesehenen) Höhepunkt zu, gleichzeitig wird die Entwicklung des Mannes Duane Fitzgerald, seine Beweggründe, seine Wünsche und Sorgen in bemerkenswert leisen, einfühlsamen Tönen erzählt. Die Einschübe von Seneca-Passagen und Duanes Reflexionen über diese Texte machen einen weiteren Reiz aus.

Seine Wandlung vom pflichtbewussten Elitekrieger, der seinem Land treu ergeben ist hin zum Rächer von Menschenverachtung und Profitgier ist nicht zuletzt deshalb so glaubwürdig dargestellt, weil er durchgehend ein Charakter ist, der trotz seines Soldatendaseins immer Verantwortung für seine eigenen Handlungen übernommen hat und übernimmt. Nur so lässt sich auch das Ende des Buches erklären, das von vielen als “unbefriedigend” abgetan wurde, mir aber wie eine schlüssige und konsistente Folge der Ereignisse und von Duanes Charakter erschien.

Auch ist dieses Buch ein Plädoyer für die Erkenntnis, dass Technik und Wissenschaft eben nicht in jedem Fall der Weisheit letzter Schluss sind, und dass es Grenzen gibt, die ein mit ethischem Bewusstsein ausgestattetes Lebewesen nicht überschreiten sollte.
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