Harald Gilbers: Endzeit

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Harald Gilbers: Endzeit
Verlag
ET (D)
2017
Ausgabe
Taschenbuch
ISBN-13
9783426516447

Informationen zum Buch

Seiten
553

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Pressestimmen
"Historisch sehr akkurat, atmosphärisch dicht und zudem noch ungemein spannend." FAZ
Erster Satz
Seine Welt war auf wenige hundert Quadratmeter geschrumpft, doch Oppenheimer hatte in den vergangenen sechs Wochen gelernt, sich damit zufriedenzugeben.

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Berlin, Ende April 1945: Die letzten Tage des Dritten Reichs verbringen Kommissar Oppenheimer und seine Frau Lisa in einem Unterschlupf des Ganoven Ede. Doch in den chaotischen Wirren der Niederlage werden sie getrennt. Als Oppenheimer in Edes Auftrag einen verschwundenen Schuldner aufspüren soll, bekommt er unverhofft einen Hinweis auf Lisas Vergewaltiger, den russischen Deserteur Grigorjew. Er stößt auf ein Netz aus Lügen und Täuschungsmanövern, in dessen Zentrum ein Koffer mit brandgefährlichem Inhalt steht. Denn auch andere Mächte sind hinter Grigorjew her. Offenbar sollte er Material schmuggeln, das bei den Atomplänen der Nazis eine Rolle spielte. Und Oppenheimer weiß mehr von der Affäre, als er zunächst ahnt.

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Richard Oppenheimer in seinem persönlichsten Fall
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Berlin 1945, kurz vor Kriegsende: dem ehemaligen jüdischen Kommissar Richard Oppenheimer und seiner Frau Lisa ist es gelungen, in den Wochen seit den Geschehnissen aus dem Vorgängerband in ihrem Versteck unbemerkt auszuharren. Die Alliierten, allen voran die Rote Armee, erkämpft sich ihren Weg nach Berlin und ein Ende des Krieges rückt immer mehr in greifbare Nähe. In den letzten Kriegstagen bekommen die Oppenheimers noch einen weiteren Mitbewohner mit einem ominösen Koffer, der für ihn sehr wichtig zu sein scheint. Die sich überschlagenden Ereignisse reißen auch Richard und Lisa mit und lässt sie zwischen die Fronten geraten.

Mit Spannung habe ich den dritten Band um Richard Oppenheimer und seine Frau Lisa erwartet. Zumal es nun nicht mehr lange bis zum Kriegsende ist und ich natürlich sehr gehofft habe, dass die beiden unbeschadet die letzten Tage des Dritten Reiches überstehen werden.

So wird der Leser auch direkt in diese Tage vor dem 8. Mai 1945 katapultiert und erlebt zusammen mit dem jüdischen Oppenheimer den Wechsel der Gefühle zwischen Hoffen auf Befreiung und Bangen, was die neuen Besatzer bringen werden. Die Schilderung dieser Tage in Chaos und Entbehrung sind an sich schon so spannend wie ein Krimi erzählt.

So liegt der Fokus dieses Romans nicht ausschließlich auf dem Mord und seine Folgen, bei dem Oppenheimer zwischen die Fronten gerät, sondern auch auf den persönlichen Erlebnissen und Gefühlen der Protagonisten. Gerade bei Oppenheimer machen sich die Geschehnisse besonders bemerkbar, ist er doch der Meinung, nach Kriegsende endlich wieder über sein Leben selbst bestimmen zu können, was jedoch ein Irrtum ist. Dazu kommt noch ein persönlicher Schicksalsschlag, der seine Ansichten komplett durcheinanderwirbelt. Kein Wunder, dass er sich teilweise in der Folge anders verhält, wie man es von dem „alten“ Oppenheimer erwartet hätte und er an seine persönlichen Grenzen gelangt.

Neben dem Schicksal der Oppenheimers habe ich natürlich darauf gebrannt zu erfahren, was aus Hilde, der engen Freundin der Oppenheimers, geworden ist, die einige Wochen zuvor wegen ihrer politischen Gesinnung verurteilt und ins Gefängnis gekommen ist. Niemand weiß, ob sie überhaupt noch lebt.

Wie bereits in den Vorgängerbüchern überzeugt der Autor auch hier wieder mit akribischer Recherche der historische Begebenheiten und den vielen kleinen und großen Details, die das Buch enorm bereichern. Dadurch wird die Handlung noch greifbarer und lebendiger für den Leser und es sind Fakten, die in keinem Geschichtsunterricht vermittelt werden.

Aber auch der Fall, an den Oppenheimer wie die Jungfrau zum Kinde kommt, ist wieder spannend erzählt, zumal es relativ harmlos beginnt, aber schlussendlich sehr weitreichende Folgen hat.

Mich konnte der dritte Band ebenfalls wieder überzeugen und freue mich sehr, dass der Autor angekündigt hat, dass es noch mehrere Bücher um die Oppenheimers geben wird.
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Oppenheimers dritter und persönlichster Fall
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Berlin kurz vor der bedingungslosen Kapitulation. Oppenheimer und seine Frau Lisa leben in einem Gärkeller, den der Ganove Ede zur Lagerung von Ware nutzt. Eines Tages kommt ein weiterer Mann in den Unterschlupf und mit ihm ein ominöser Koffer, den Oppenheimer für Ede im Auge behalten soll. Auch wenn Oppenheimer als Jude im Versteck erst einmal sicher scheint, so hören er und seine Frau den Häuserkampf, der immer näher kommt, und sie leiden unter der extrem schlechten Versorgungslage.

Doch mit der Kapitulation kommt es noch schlimmer: Lisa und Oppenheimer werden getrennt als der Keller von den Russen entdeckt und der den Nazis Entkommene von ihnen mitgenommen wird. Es herrscht ein gefährliches Chaos in der Hauptstadt…
Zwar entkommt Oppenheimer der brenzligen Situation bei den Sowjets, doch schon bald hat der ehemalige Kommissar nicht nur einen riskanten Auftrag am Hals!
Was hat es nur mit diesem Koffer auf sich? Was hat der widerliche russische Deserteur Grigorjew mit der Chose zu tun?
Oppenheimer muss aufpassen, dass er nicht - kaum ist eine vage Ahnung von Frieden eingekehrt - zwischen neu entstehende Fronten gerät…

„Endzeit“ ist der bislang persönlichste Fall von Oppenheimer. Im Grunde ist es gar kein wirklicher Fall, im Sinne eines Kriminalromanes, sondern vielmehr beschäftigt sich Harald Gilbers hier mit dem Dritten Reich, das am Boden liegt und die letzten Atemzüge aushaucht. Und zugleich mit dem absoluten Tiefpunkt in Oppenheimers Leben - obwohl die Kapitulation doch auch seine Befreiung sein sollte.
Die große Stärke des Autors ist die akkurate Recherche, die die Grundlage aller drei Romane ist. Kleinste Details aus dem damaligen Alltag machen die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges in Berlin schier greifbar. Es ereignen sich Dinge, die man sich aus unserer heutigen Zeit nicht oder nur schwer vorstellen kann. Die Abgestumpftheit der Bewohner Berlins in diesen Tagen, aber zugleich der Galgenhumor, der wieder einzusetzt, der Hunger auf der Seite der Verlierer und die verknappten Rationen auf Seiten der sowjetischen Sieger, die zahlreichen Vergewaltigungen und der Sarkasmus, der sich bei nicht wenigen Opfern breit macht, die rasch ausgehobenen Massengräber mitten in irgendwelchen Parkanlagen, um dem Verwesungsgeruch Herr zu werden, und das Wiederaufblühen von Nachtclubs oder kurze Fahrten mit der Straßenbahn, nur um ein wenig Alltagsnormalität zu spüren - alles Szenen, die die damalige Zeit mit all ihrem Schrecken, aber auch der rasch aufkeimenden Hoffnung einfangen.

Für mich sind Harald Gilbers Romane ein absolutes Muss, da mich seine enorme Recherchearbeit bereits bei „Germania“ überzeugt hat. Ich denke, ich habe selten einen Krimi gelesen, dessen historische Rahmenhandlung so perfekt und vor allem noch spannender als der eigentliche Fall ist. Bei „Endzeit“ tritt dieses Alltagsgeschehen für mich sogar noch stärker in den Vordergrund, da ich mir mit dem 8.Mai eigentlich viel spürbarere Erleichterung für Oppenheimer und seine Frau gewünscht hätte. Stattdessen lässt die Bedrohung nicht so deutlich nach, wie ich mir das gedacht hatte. Und genau aus diesem Grund ist dieses Buch und die Leistung des Autors in meinen Augen sehr wichtig - weil diese dazu beiträgt, dass so manch trockene Materie besser verstanden wird. Ich bin mir sicher, dass exakt solche Bücher mehr Effekt haben als so manches Schulbuch.

Fazit: Ein gewohnt großartiger Roman von Harald Gilbers. Unbedingt lesen!
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Oppenheimer und die Stunde Null
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In einem halbwegs sicheren unterirdischen Versteck - in ihrem Falle im Gärkeller einer stillgelegten Brauerei - erwarten Kommissar Oppenheimer und seine Frau Lisa, die nach einer Zeit der erzwungenen Trennung endlich wieder vereint sind, das Ende des Zweiten Weltkrieges. Oppenheimer ist als Jude bereits seit mehr als einem dreiviertel Jahr - also seit Sommer 1944 - gezwungen, im Untergrund zu leben. Bereits in den beiden Vorgängerbänden wurde mehr als deutlich, dass Richard Oppenheimer und seine Frau Lisa es alles andere als leicht haben - in einer Mischehe lebend, hatten sie bereits seit 1933 diverse Nachteile und nachdem die Situation weiter eskalierte, konnten sie selbst ihr bisheriges Leben: als Paar gemeinsam im sogenannten Judenhaus, in dem ihresgleichen zusammengepfercht wurde - nicht weiterführen. Nun erleben wir gemeinsam mit dem so leidgeprüften Paar das Ende des Krieges in Berlin, wo es mit dem Eintritt des Friedens beileibe nicht direkt gut wird - weder für die Oppenheimers noch für ihre Mitbürger, die sich nun den sowjetischen Besatzern stellen müssen. Und das ist alles andere als ein leichtes Los, wie diejenigen, die Zeitzeugenberichte oder auch andere belletristische Werke zu dem Thema gelesen haben, wissen werden.

Was alles so ablief, das können Sie am Beispiel der Oppenheimers und ihres Umfelds im Roman verfolgen und es ist beileibe keine leichte Kost. Neben dem Kriminalfall fließen auch viele andere kleine Begebenheiten, Anekdoten und Ereignisse aus den letzten Kriegsmonaten in die Handlung ein. Wie immer hat der Autor Harald Gilbers akribisch zum Alltag in Berlin in dieser schweren Zeit rechererchiert und baut dieses Wissen gekonnt und häufig mit einem Augenzwinkern in den Verlauf der Krimihandlung rund um Kommissar Oppenheimer ein. Durch den allgegenwärtigen Humor des Autors, der jedoch nie überzogen oder unpassend wirkt, wird dieses schwere Thema immer wieder von einer gewissen Leichtigkeit und Lockerheit durchzogen, die dem Buch erst das gewisse Etwas verleiht.

Dabei treffen wir auf alte Bekannte: die Ärztin Hilde, die Oppenheimer wie viele andere vom Regime Verfolgte energisch und aufs Zuverlässigste unterstützt hat, spielt ebenso wie Gauner Ede, Vertreter zwielichtiger Halbwelten eine Rolle. Durch ihn kommt Oppenheimer sogar an seinen ersten Nachkriegsjob - Sie dürfen gespannt darauf sein, was seine Aufgabe ist!

Der Alltag im zusammenbrechenden Naziregime mitten in Berlin - Gilbers versteht ihn packend und trefflich zu schildern, auch die Krimihandlung kommt schlüssig und spannend rüber. Ein historischer Krimi also, dem an nichts fehlt. Ich würde sogar sagen, er ist viel mehr als das, denn erstens ist er stilistisch wunderbar und damit ein Lesegenuss, zweitens erfährt man viele Details zum Alltagleben in jener Zeit, die man - ich zumindest - ansonsten nie erfahren hätte und drittens ist die Handlung wirklich spannend und es tun sich Abgründe auf, von denen auch denjenigen, die so einiges über den Nationalsozialismus wissen, vieles unbekannt ist.

Ich zumindest hoffe, dass es noch reihenweise Oppenheimer-Krimis - dann zur Nachkriegszeit, in der ja auch einiges los war - geben wird, und schwöre bereits jetzt, ihm bedingungslos treu zu bleiben. Und natürlich werde ich die Bücher reihenweise verschenken, damit auch meine Lieben zu Oppenheimer-Fans werden können!
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Grauen und Hoffnung
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„Endzeit“ ist bereits der dritte Band um den jüdischen ehemaligen Kommissar Richard Oppenheimer in Berlin. Der Vorgängerband „Odins Söhne“ endet damit, dass Oppenheimer mit seiner Frau Lisa untertauchen muss und dafür die Hilfe des Ganoven Ede in Anspruch nimmt. Sie sind nun schon ein paar Wochen im Bräukeller, als Ede noch jemanden dort unterbringt und Richard mitteilen lässt, dass er ein Auge auf dessen Koffer haben soll. Während sie in dem Keller sind, hören sie die unerbittlichen Kämpfe draußen. Die russischen Truppen sind nicht mehr weit entfernt und es kann nicht mehr lange dauern, bis der Krieg zu Ende gehen muss. Als Richard und Lisa durch die chaotischen Verhältnisse getrennt werden, wird Lisa vergewaltigt und Richard macht sich Vorwürfe, dass er es nicht verhindern konnte. Erst später erfährt er durch einen Zufall, wer das Lisa angetan hat und er will Rache. So verbindet er die Ermittlungen, die Ede ihm aufträgt mit seinen persönlichen. Aber nicht nur er ist hinter dem russischen Deserteur Grigorjew her, der wie einige andere Interesse an dem Koffer von Dieter Roski hat.
Hilde hat auch überlebt und ist immer noch im Gefängnis. Während andere sich wegducken, wenn es knallt, sieht sie sich an, was draußen passiert und nutzt die Chance, die sich ihr dann bietet.
Man mag sich gar nicht vorstellen, wie grauenhaft die Lebensbedingungen der Menschen in Berlin zu jener Zeit sind. Aber auch mit der Kapitulation werden die Verhältnisse nicht besser. Es herrscht ein Ausnahmezustand, der leider auch viel Schlimmes mit sich bringt. Die Menschen wollten nur überleben und sind hart geworden. Anstand und Moral sind häufig auf der Strecke geblieben. Frauen werden von russischen Soldaten vergewaltigt und es gibt welche, die andere vorschieben in der Hoffnung, ihnen würde es dadurch erspart. Es ist bewundernswert, wie die Frauen damit umgegangen sind.
Mir hat Oppenheimer dieses Mal ein wenig leidgetan. Er wurde zum Spielball der Mächte und hat es erst spät bemerkt, da seine Rachegedanken ihn nicht losgelassen haben. Dabei ist Lisa eine starke Frau, die zwar angeschlagen ist, aber noch lange nicht am Boden liegt. Aber auch Hilde ist eine starke Frau und es ist schon toll, wie kaltschnäuzig sie ihre Interessen durchsetzt.
Es hat mir wieder gut gefallen, wie der Autor die furchtbaren Dinge erwähnt, ohne sie in aller Breite zu beschreiben. Trotzdem hat man das Geschehen in seiner ganzen Dramatik vor Augen. Die letzten schweren Kämpfe haben noch viele Opfer gefordert. Massengräber werden mitten in der Stadt angelegt, damit der Gestank eingedämmt wird und es nicht zu Epidemien kommt. Aber es gibt auch sehr schnell wieder Hoffnungsvolles. Sehr schnell ist die S-Bahn wieder in Betrieb und die Berliner Philharmoniker geben ihr erstes Konzert.
Der Kriminalfall ist fast schon Nebensache, die Verhältnisse im Berlin der Kriegs- und Nachkriegszeit nehmen den größten Raum in diesem Buch ein. Trotzdem vermag dieses Buch einen zu fesseln. Ich bin schon gespannt auf den nächsten „Oppenheimer“.
B
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