Ich habe diesen Roman lesen wollen, weil ich ein wenig mehr über Heilbronn erfahren wollte. Sicher werde ich beim nächsten Besuch dort die Straßen und Gegenden einmal suchen. Für Leser, die diese Stadt genauer kennen, war es sicher spannend, die Gegenden wieder zu finden.
Der Titel enthielt ja außer dem Namen der Stadt noch die Angabe 37°. Diese konnte man beim Lesen auch fast fühlen. Die Handlung spielt in einem sogenannten „Jahrhundertsommer“. Die Luft ist schwül und drückend, so wie die Angst, die auf Tamara lastet. Eine Angst, die kein frischer Wind hinweg wehen kann und die kein Regenschauer abspült. Eine Angst geboren aus einem Trauma, welches aus ihrer Kindheit unverarbeitet in ihr immer wieder aufbricht. Zwei Wochen war sie in einem Keller eingesperrt und bis heute hat sie niemandem verraten, wer ihr Entführer war. Sie ist Künstlerin und versucht in ihrer kreativen Arbeit mit dieser Angst fertig zu werden. Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Ehemann Paul, der sich bemüht, mit ihren Panikattacken und Flashbacks klar zu kommen. Er liebt Tamara und ist zunehmend verzweifelt, denn sie ändert sich gerade.
Anna ist eine Frau in einem goldenen Käfig. Sie hat alles, was man sich wünschen kann, ein Haus mit allem Komfort, wenn auch viel zu groß für sie und ihren Mann. Aber ist sie freiwillig in diesem Käfig? Sie liebt ihren erfolgreichen Mann und lebt scheinbar nur für ihn, aber der ändert sich gerade.
Ihr Mann, Andreas, ist ein Anwalt mit reicher Klientel und politischen Ambitionen. Er fragt sich, warum seine Frau nicht glücklich ist. Er würde das gern ändern.
Als Kontrapunkt zu diesen beiden Paaren mit großen Schwierigkeiten gibt es Pauls Bruder, der eine glückliche Ehe führt mit zwei ziemlich lebendigen Kindern. Das andere Ende der Skala ist eine bereits gescheiterte Ehe, ein Privatdetektiv, der durch Spielsucht sich und seine Familie ruiniert hat, Frau und Tochter nur noch von Weitem sehen kann.
Kann er durch einen großen Coup alles wieder einrenken?
Wird Tamara ihr Trauma überwinden? Kann Paul auf Dauer Tamaras Gefühlsausbrüche ertragen? Was ist mit Andreas los? Warum ist Anna so einsam?
Ein riesiges Paket an Problemen, welches die Grundlage für einen spannenden Psychokrimi bildet, in dem eine schwarze Katze schnurrend und kratzend auf sich aufmerksam macht.
Obwohl ein paar Kleinigkeiten für mich zu konstruiert waren und ein wenig in Richtung Horror weisen (ohne aber wirklich die Handlung in diese Richtung zu treiben) und trotz der drückenden Schwüle des Heilbronner Sommers war es spannend, der Lösung der verschiedenen Fragen nachzuspüren. Ein Buch gleichzeitig zum Nachdenken über Psychische Belastungen und Coabhängigkeiten.
Fazit:
Ein Krimi dessen Spannung aus psychischen Konflikten entsteht, voller Lokalkolorit und mit einer so eindringlichen Beschreibung der Situationen, dass der Leser sie fast körperlich empfindet.