Jenny-Mai Nuyen: Nacht ohne Namen

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Jenny-Mai Nuyen: Nacht ohne Namen
Verlag
ET (D)
2015
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
ISBN-13
9783423761093

Informationen zum Buch

Seiten
448

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Der Tag, an dem Nicki die Kanzlei der Unterwelt zum ersten Mal betrat, begann um vier Uhr morgens mit dem Klingeln des Telefons.

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Handlungsort

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Manche Menschen sind füreinander bestimmt. So wie Nicki und Canon. Sie haben ihre eigene Welt. U-Bahnfahren in der morgengrauen Großstadt. Verstehen sich fast ohne Worte. Und doch wissen sie nicht viel voneinander. Ihre wahren Namen zum Beispiel kennen sie nicht. Und als Canon verschwindet, kommt Nicki einem noch viel größeren Geheimnis in seinem Leben auf die Spur. Denn sie teilt Canon mit einem Dämon – einem Dämon, der in üblen Schwierigkeiten steckt ...

Autoren-Bewertung

1 Bewertung
Mit Kullertränen am Ziel vorbei
(Aktualisiert: 13 März 2015)
Gesamtbewertung
 
1.7
Plot / Unterhaltungswert
 
2.0
Charaktere
 
2.0
Sprache & Stil
 
1.0
Inhalt: Nicki und Canon kennen sich nur aus der Straßenbahn, dort treffen sie sich um zusammen zu zeichnen. Dann ruft Canon Nicki eines Tages an um den Kontakt abzubrechen und verschwindet. Nicki begibt sich auf Spurensuche und erfährt dass Dämonen existieren und Canon von einem besessen ist, kopfüber stolpert sie in eine Welt von der sie bisher keine Ahnung hatte …

Meine Meinung: Rein vom Inhalt und der Idee her gefällt mir das Buch. Die Autorin hat sich für ihre Welt einige nette Details (z.B. Winkelwürmer) ausgedacht. Leider gerieten mir die Erklärungen zu wirr. Es geht in dieser Welt mit Dämonen um Realitäten, Vorstellungskraft, Gedanken, Worte und ihren Einfluss. Solche abstrakten Zusammenhänge nachvollziehbar zu beschreiben ist nie ganz leicht, führt gerne zu Verknotung der Gehirnwindungen und ist in meinen Augen der Autorin hier auch nicht gelungen.

Und in diese Welt von der sie keine Ahnung hat stolpert Nicki wegen einem Jungen, den sie kaum kennt, in den sie aber unheimlich verschossen ist. Ich konnte Nickis Gefühle für ihn kaum nachvollziehen. Am Anfang ist das ja noch okay, da kennt man beide Figuren und ihre Hintergrundgeschichte noch nicht. Allerdings wird mir im Laufe des Buches zu wenig davon enthüllt um diese tiefen Gefühle zu erklären die beide anscheinend empfinden. Da konnte ich Nickis Gefühle für Tallis (ein Dämon) schon besser nachvollziehen, selbst wenn die Gute da manchmal etwas naiv ist.

Beide Kritikpunkte wurden durch die Sprache nicht besser.

Die Sprache wirkt auf mich sehr gewollt, als sollte der Text mit aller Macht mehr Bedeutung und Tiefe erhalten. Doch es ist zu dick aufgetragen, es klingt nicht poetisch sondern einfach nur übertrieben. Das ganze Buch wimmelt von doch sehr merkwürdigen Sprachbildern, die wirken als kämen sie aus einem Schlagzeilengenerator mit Sprichworten und Redewendungen. Die Autorin schießt für mich meilenweit am Ziel vorbei.

Da gibt es (merkwürdige) Kombinationen wie
"gerippezartes Laub", "butterweiche Gemütlichkeit", "wehende Finsternis", Worte kullern wie Kieselsteine in Nickis Brust, Bedenken blubberten, Finsternis quillt in Lungen …

In einer Kussszene wird es gleich richtig schwülstig
"Die ganze Welt stürzte im Beben ihres Herzschlags zusammen."
"Es gab kein Geheimnis mehr zwischen ihnen und doch würde sie ihn nie ergründen."
"Sie schloss die Arme um seinen Nacken, um nicht zu einer zitternden Pfütze auf dem Boden zu zerrinnen."

Aber meine Lieblinge sind immer noch
"In seiner Gegenwart erkannte sie in den selbstverständlichsten Sachen das Zauberische, das auf dem Grund des Daseins glomm."
"Die Gewalt war ehrlich neben der Liebe, die, verkleidet in romantischen Flitter, geschminkt mit buttrigen Pasten der Fürsorge und behängt mit Eitelkeiten, doch nie lange haltbar blieb. Wenn man die Liebe untersuchte, fand man früher oder später die zersetzenden Bakterien des Neids, der Furcht, des Selbstbetrugs. Die Liebe! Frisiert und mit Kullertränen besprenkelt."

Manchmal hatte ich das Gefühl "Okay, jetzt verstehe ich vage was die Autorin mir sagen will.", manchmal dachte ich auch nur " … hääää?"

Beim Abendlichen Zappen durch das Fernsehprogramm stolperte ich mal über einen typischen Klischeeactionfilm, in dem – mal wieder – die Welt gerettet werden musste und eine Figur gerade eine dieser furchtbar pathetischen „Wir sind die einzigen die das tun können und müssen jetzt die Welt retten“-Rede schwang. Ein Drehbuchautor hatte genug Selbstironie um eine andere Figur fragen zu lassen „Wer redet denn so?“ Ja, das ist eine gute Frage … Übertragen auf dieses Buch frage ich mich nämlich „Wer schreibt denn so?“ Frisiert und Kullertränen? ECHT JETZT?

Also macht den Test:
- Findet ihr die Zitate stimmig, poetisch, romantisch? Dann lest das Buch, die Sprache wird euch jedenfalls nicht stören. ;-)
- Findet ihr es eher pseudo-poetisch, schwülstig und fragt ihr euch was der Quatsch eigentlich soll? Dann lest es lieber nicht, der Rest ist genauso.

Immerhin habe ich noch einen positiver Punkt: am Ende wurde es tatsächlich mal spannend … auf den letzten 70 Seiten oder so.

Mein Fazit: Gute Idee, wirr erklärt, zu übertriebener, teils schwülstiger Stil mit sehr gewollten Vergleichen. Dafür gibt es von mir 2 Punkte. Leider mein zweiter Buchflop dieses Jahr.

***
"Zusammen bildete das endlose, eintönige Geticke ein Knirschen, das nach nicht mehr klang als dem Zerknabbern eines Butterkekses". – Mahlzeit!
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