Bewertungsdetails

Schicksale in Afghanistan
Gesamtbewertung
 
4.3
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
4.0
Als ihr Vater stirbt, muss die 13jährige Shirin für ihre Mutter und ihre jüngeren Schwestern sorgen. Doch als Mädchen darf sie in Afghanistan nicht allein auf die Straße gehen, geschweige denn arbeiten. Deshalb wird sie zur Bacha Posh - einem Mädchen, dass sich als Junge verkleidet. Sie arbeitet als Teejunge und trifft Faruk, einen Bacha Bazi. Als "Dancing Boy" lebt dieser bei einem reichen Mann und muss ihm in allen Dingen zu Diensten sein.

Das Buch erzählt von Shirins und Faruks Schicksalen in Afghanistan und vermittelt dem Leser damit einen Einblick in zwei für uns fremde Welten. Dadurch, dass Shirin zum Jungen Shahin wird, kann sie zwar ihre Familie ernähren, lebt aber in ständiger Sorge, entdeckt zu werden. Denn obwohl Bacha Poshs nichts ungewöhnliches sind, sind diese gesellschaftlich nicht akzeptiert. Besonders Faruks Geschichte lässt einem den Atem stocken. Als Kind entführt, muss er sich seitdem von älteren Männern sexuell missbrauchen lassen. Feinfühlig vermittelt Maria Braig seine Erlebnisse und man spürt beim Lesen, wie schwer es Faruk fällt, auch nur darüber zu sprechen.

Man kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen und die beiden Protagonisten wirken durchgehend real und glaubwürdig. Neben ihnen habe ich besonders Ghaffar, den Besitzer der Teestube, ins Herz geschlossen, der sich sofort Shahins annimmt und "ihn" trotz seiner Vermutungen, dass es sich hier um ein heimliches Mädchen handeln könnte, immer unterstützt. Die glaubhaften Charakteren und die anschaulichen Schilderungen vermitteln wie nebenbei Informationen über das Leben im heutigen Afghanistan, die Verbitterung der Menschen über einen Krieg, der nicht der ihre war, und die Unterdrückung, unter der Frauen dort noch immer zu leiden haben.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass alles irgendwie zu glatt geht. An so vielen Punkten im Buch hätten Menschen misstrauisch werden oder Vorhaben scheitern können, doch Shirin und später auch Faruk kommen mit allem durch. Egal ob es sich dabei um die auffälligen Toilettengänge Shahins handelt; darum, dass "er" sich heimlich allein mit Shirins bester Freundin trifft oder sämtliche Ereignisse in der zweiten Hälfte der Geschichte. Immer wieder habe ich mitgefiebert und damit gerechnet, dass sie bald erwischt werden, doch nichts dergleichen geschah. So viel Glück macht die Erzählung leider etwas unrealistisch.

Das Buch endet einerseits abgeschlossen, aber gleichzeitig doch relativ offen. Es wäre schön, wenn es noch einen zweiten Teil gäbe, denn über die weitere Geschichte von Shirin und Faruk gäbe es sicherlich noch einiges zu erzählen...
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