Bewertungsdetails

Kinder- & Jugendbücher 2572
Verständnis für andere aufbringen und Toleranz zeigen
Gesamtbewertung
 
3.7
Plot / Unterhaltungswert
 
4.0
Charaktere
 
3.0
Sprache & Stil
 
4.0
Die 16-jährige Antonia verbringt den Familienurlaub mit Eltern und Bruder in einem Ferienhaus ohne Internet und Fernseher. Kein Kontakt zu ihren Freundinnen zu haben, bedeutet auch keine Nachrichten aus ihrer Heimatstadt mitzubekommen. Doch irgendwann ist auch der schönste Urlaub vorbei und die vier kehren zurück. Was sie zu Hause vorfinden, versetzt sie in Angst und Schrecken, denn der ehemalige Tennisclub in direkter Nachbarschaft wurde zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert. Hunderte Asylbewerber sind dort untergebracht, einzig mit einem Sichtschutzzaun von der guten deutschen Wohngegend getrennt.

Während sich Anonias Vater und Bruder in das ganze hinein steigern und Stimmung dagegen machen, wird die skeptische Antonia kurzerhand von ihrer besten Freundin Fee als ehrenamtliche Helferin ins Camp geschleppt. Dort findet sie schnell Kontakt zu den Menschen, vor denen sie doch eigentlich Angst haben müsste. Schließlich freundet sie sich sogar mit dem 18-jährigen Shirvan an, einem Geflüchteten aus Aleppo. Je mehr er sie durch seine Erzählungen in seine Welt eintauchen lässt, umso mehr gerät ihr bisheriges Weltbild ins Wanken.

Jennifer Benkau hat in "Es war einmal Aleppo" ihre eigenen Begegnungen mit Geflüchteten verarbeitet. Über ein Jahr lang redete sie mit Betroffenen, stellte ihnen Fragen und arbeitete selbst ehrenamtlich in einer Notunterkunft. Natürlich begegnen wir in dem Buch allen gängigen Vorurteilen: Den Wertverlust von Immobilien, die Angst vor Einbrüchen und Belästigungen. Bekannter Stoff, vor allem, wenn man selbst in dem Thema verortet ist.

Die Autorin macht aus den Geflüchteten Menschen mit einer eigenen Stimme und transportiert jugendgerecht politisches Hintergrundwissen. So hunderprozentig gelingt ihr das leider nicht. Manchmal wirkt Buch sogar eher wie die sachliche Bündelung vieler Informationen unter dem Motto "Flüchtlingskrise und Fremdenhass in Deutschland". Dialoge laufen häufig nach einem bestimmten Schema ab: Vater oder Bruder hauen ein Vorurteil raus, Antonia entkräftet es fast unverzüglich und souverän. Also genau das, was man in den Kommentarspalten unserer Presse lesen kann. Da die 16-Jährige vorher aber keinerlei politische Ambitionen hatte, wirkt dies leicht holprig.

Trotzdem: In Zeiten, in denen Fremdenhass auf fruchtbaren Nährboden fällt, wünsche ich diesem Buch viele aufmerksame Leser und Leserinnen. Jennifer Benkaus Lösung ist so richtig wie banal: Verständnis für andere aufbringen und Toleranz zeigen. Mehr braucht es doch eigentlich gar nicht, oder?
SK
#1 Bewerter 1144 Bewertungen
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