Die Fortsetzung von "Die dritte Sünde" bietet genauso viel wie der Vorgänger - und sogar noch mehr. Während die Ereignisse sich schon im ersten Band überschlagen haben, wird man hier nahezu davon überrollt. Die Figuren werden älter, ihr Handlungsspielraum größer. Gefallen dabei hat mir vor allem, dass alles so unberechenbar war und viele Sachen geschehen sind, mit denen ich nicht gerechnet habe, weil ich mir das nicht mal in meinen kühnsten Träumen hätte ausmalen können. ;) Und der andere große Punkt war die Wandelbarkeit der Charaktere. In diesem Buch sollte man ebenso wenig davon ausgehen, dass die Charaktere, einmal in einem Schema gefangen, sich nicht weiterentwickeln können. Im Gegenteil - vor allem Horace macht Entwicklungen durch, die ich ihm nach dem ersten Teil gar nicht zugetraut hätte. Sowas ist immer wieder schön, denn auch Menschen können sich verändern - durch neue Lebenssituationen, Umgang etc.
Besondere Aufmerksamkeit bekommt in dem Buch die Arbeiterschicht. Entsetzlich und beeindruckend zugleich werden in dem Buch die Misstände dieser Zeit aufgetan und der Schrecken der Industriellen Revolution wird nur allzu deutlich. Interessant dabei ist, dass sowohl auf die Arbeiter eingegangen wird, als auch auf die Fabrikbesitzer. So wird die Situation von beiden Seiten beleuchtet, was aber eigentlich nur umso abartiger wird. In dieser Zeit zu leben, war zumindest für die arme Bevölkerung wahrhaftig kein Zuckerschlecken.
Dabei wird das Handeln der ärmeren Personen toll beschrieben. Ihre Not, ihre Neugier, ihre Wut und die Verzweiflung, die manchmal in so ganz auswegslosen Situationen führt. Aber dennoch schafft es die Autorin, ihre Schützlinge - meistens - aus diesen Situationen herauszumanövrieren.
Eine Randgeschichte bekommt die eines Homosexuellen, die ich auch sehr interessant aber ebenso schrecklich fand. Doch es ist gut gemacht, wie die ganze Epoche in ihrer Grausamkeit dargestellt wird, und es trotzdem hin und wieder durch die handelnden Personen noch Lichtblicke gibt. (Ansonsten wäre das Buch auch schwer zu ertraugen.)
Allen in allem ein guter Nachfolger, auch wenn ich den Vorgänger ein wenig besser fand.