14 Jahrhundert in Ulm. In Ulm wird gerade mit dem Bau des Ulmer Münsters begonnen, während die Pest durch das Land wütet. Man wittert das große Geld und vor allen Dingen Macht.
Anabel, Tochter des Glockengießers in Ulm, gerät zwischen die Fronten. Ihr Vater will durch Intrigen und zwielichtigen Geschäfte an Geld und Macht kommen und scheut dabei auch nicht davor zurück, seine Tochter gegen Sex zu verkaufen. Dabei verliebt sich die junge Frau in den neuen Lehrling ihres Vaters: Bertram.
Doch auch die Gräfin Katharina hat große Sorgen. Sie ist schwanger von ihrem geheimen Liebhaber und versteckt sich deswegen vor ihrem Gemahl, dem Grafen von Würrtemberg. Denn dieser wäre bestimmt alles andere als erfreut, wenn er von dem Fehltritt seiner Frau erfahren würde ...
Sehr gut haben mir die beiden so unterschiedlichen Schicksale von Anabel und Katharina gefallen. Sie werden als einzelne Erzählstränge eingeführt und später geschickt zusammengeführt, ohne dass es gekünselt oder konstruiert gewirkt hat.
Im Allgemeinen wirkt die Geschichte allerdings sehr düster. Aber auch das hat mir gut gefallen, da das Mittelalter kein Zeitalter des Sonnenscheins war. Ich denke, hier wurde ein recht realistisches Bild skizziert. Dies hat mir das Gefühl gegeben, dass die Autorin gut recherchiert hat. Am Anfang gab es auch eine Einsituierung in den historischen Kontext. Dies kannte ich so bisher noch nicht. Ich persönlich finde es ein wenig eleganter, wenn man den Rahmen am Anfang kurz in die Geschichte mit einbaut und ihn so schildert, aber das kann auch schnell schief gehen. Deswegen fand ich das einen recht guten Kompromiss. Am Ende gab es natürlich noch ein Nachwort, in dem über Fiktion und Historie aufgeklärt wurde. Das ist der Autorin sehr gelungen. Schön fand ich dabei, dass sie durch bekannte Gebäude versucht hat, dem Leser zu helfen, sich zurechtzufinden. Im Nachwort geht sie nochmal genau darauf ein, welches Gebäude wann gebaut worden ist und welche erst nach ihrer Geschichte eigentlich entstanden sind.
Ein Problem hatte ich allerdings mit dem Schreibstil. Grammatisch gesehen perfekt, aber in einem Unterhaltungsroman war es mir zu viel. Viele Adjekte oder/und Adverbien und beschreibende Nebensätze die den Text teilweise etwas holprig klingen lassen und man sich sehr konzentrieren muss, um die Fülle an Beschreibungen und Informationen wirklich aufnehmen zu können. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen.
Die Charaktere waren ganz nett. Allerdings auch sehr einseitig geschildert, kaum Veränderungen oder Entwicklungen waren ab zu lesen. Viel mehr gab es eine Unterteilung in gut und böse. Die Gedankengänge hingegen waren verständlich beschrieben, so dass man sowohl die guten als auch die bösen Seiten verstehen konnte, bzw. man sehen konnte, wie sie die Welt sehen und deswegen handeln wie sie handeln.
Alles in allem eine interessante spannende Geschichte aber mit einseitigen Charakteren.