Bewertungsdetails

Historische Romane 2645
Gesamtbewertung
 
5.0
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
Ins Hessenland sind die fünf jungen Thüringer aus dem Eichsfeld zunächst geflohen, bevor es sie ins heutige Saarland zog. „Der Hexenturm“ spielt im frühen 17.Jahrhundert. In einer Zeit der Hexenverfolgung, in der allerorts Misstrauen und Unsicherheit herrschten. Verfolgt von Menschen, die ihnen nach dem Leben trachten, geben sie die Hoffnung dennoch nicht auf, einen Weg zu finden sich in Frieden ein neues Zuhause zu schaffen. Wahre Freundschaft schweißt sie zusammen, doch die Gefahren sind groß und ihnen stets auf der Spur…

Nahtlos schließt sich dieser Roman seinem Vorgänger „Das Hexenmal“ an. Selbst nach der großen Zeitspanne zwischen beiden Büchern war sofort alles wieder da. Die Autorin hat es hier aber auch sehr gut verstanden, dem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge zu helfen, ohne sich in endlosen Wiederholungen zu ergehen. Mit einer wunderbaren Leichtigkeit blühten die so unterschiedlichen Charaktere wieder auf und schufen gemeinsam mit der durchweg authentisch geschilderten damaligen Zeit ein historisches Kopfkino das seines Gleichen sucht. Es war ein Genuss gemeinsam mit unseren fünf Freunden aus dem Vorgängerband unterwegs zu sein. Sich den jeweiligen, so individuellen Gefahren zu stellen, die sie verfolgten. Da zitterte ich mit dem jungen Pferdekenner Clemens, dem ein „ehrenhafter“ Auftragsmörder auch noch nach dem Tod seines Auftragsgebers hartnäckig an den Fersen haftete. Ich bangte um das frisch vermählte Paar auf der Flucht vor einem Vater, der seine Schwiegertochter unbedingt als Hexe brennen sehen wollte. Da sorgte ich mich um die von zuhause ausgerissene Katherina, die doch stets nur das Gute wollte und trotzdem fern ihrer Heimat mit der kleinen Gruppe unterwegs sein musste. Aber auch dem Klosterleben so verbundenen Mönch Burghard, der durch eine fremdverschuldete Tat vor seiner eigenen Identität zurückwich um nicht erkannt zu werden und so sehr darunter litt, konnte ich mit Spannung folgen. Gerade da ich aus den gut gesetzten Perspektivenwechseln heraus, mich stets ganz nahe der jeweiligen Figur fühlen konnte und immer die Menschlichkeit und die kleinen Belange eines jeden unterstrichen wurden, fühlte ich mich inmitten in der Geschichte..

Dabei hat es die Autorin Deana Zinßmeister wieder vortrefflich geschafft, die verschiedensten Verstrickungen mit Herz und Spannung zu einem großen Ganzen zusammen zu fügen. Gespickt mit eindringlichen Szenen die unter die Haut gehen konnten und handlungstechnischen Wendungen die hier und da für kleine Überraschungspunkte sorgten. Dabei setzte sie diesmal verstärkte Akzente auf die verschiedenen Nebenfiguren, was mir außerordentlich gut gefallen hat. Erwähnenswert hier vor allem der wandelbar und undurchsichtig gestaltete Magier und „Hexenerkenner“ Barnabas, der sich nach einem schicksalhaften Schlag der kleinen Hinderhexe Maria annahm. Ebenso augenfällig der hasserfüllte Bauer Caspar Bonner, der nicht merkte wie man ihn hinters Licht führte. Oder die Herren Johann von Baßy und Bürgermeister Harßdörfer, über die ich oft ob ihrer Habgier nur den Kopf schütteln konnte. Aber auch die sehr liebenswerte Gestütsbesitzerin Regine Rehmringer möchte ich hier noch einmal erwähnen, da sie viel Wärme und Hoffnung zwischen den Zeilen versprühen konnte. Auch geschichtlich bekannte Personen wie zum Beispiel Hildegard von Bingen, die beiden Theologieprofessoren und Hexenverfolgungsgegner Adam Tanner und Friedrich Spee, oder der Arzt Johann Weyer, der ebenfalls in seinem Denken seiner Zeit voraus war, wurden kurz antouchiert. Dies alles prägte gleichsam die gut recherchierte Atmosphäre der dargestellten Zeit auf ideale Weise. So war es ein eindrucksvoller Lesegenuss, der mich am alltäglichen Leben der einfachen Leute dieser Epoche teilnehmen ließ, die Düsternis dieser Zeit unterstrich und doch auch die anfänglichen Merkmale des damaligen Umdenkens zum Thema „Hexenglaube“ mit einflocht. Kurz: Ein würdiger Nachfolger, der sich nochmals zu steigern wusste.
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