Der Bau der Aquädukte, mit denen die römischen Metropolen mit Frischwasser versorgt wurden, war eine der großen architektonischen und kulturellen Leistungen des Römischen Reiches. Wasserbaumeister waren hochangesehene Leute und unverzichtbar für den römischen Lebensstil mit seinen Brunnen, öffentlichen Bädern und Kanalisationen.
In dieser Tradition steht auch der junge Attilius, schon seine Vorväter hatten sich seit mehreren Generationen als Wasserbaumeister einen Namen gemacht. Sein erster großer Posten führt ihn nach Misenum, in die Gegend rund um den Vesuv, und zur Aufsicht der “Aqua Augusta” - dem Aquädukt, das Pompeji und die Nachbarstädte an der ansonsten knochentrockenen Küste versorgt.
Da sein Vorgänger spurlos verschwunden ist, hat er nicht viel Zeit, um sich einzugewöhnen; eine lange Trockenheit macht der Region ohnehin zu schaffen, und als wenige Tage nach seiner Ankunft die lebenswichtige Wasserleitung beschädigt wird und in Misenum das Wasser ausbleibt, muss er schnell handeln. In der Folge hat er sich mit unwilligen Untergebenen, unkooperativen Patriziern und einer Bevölkerung kurz vor dem Aufruhr herumzuschlagen. Einige der Männer auf deren Hilfe er angewiesen ist agieren allerdings besonders merkwürdig und wecken so seinen Argwohn - vor allem der ehemalige Sklave Ampliatus, dessen sagenhafter Reichtum ihm ganze Städte gefügig macht und der zur Vermehrung seines Ruhms und seines Reichtums scheinbar auch über Leichen geht.
Neben all diesen Vorgängen, die auf Korruption und Betrug in höchsten Kreisen hinweisen, gibt es aber auch Besorgnis erregende Zeichen der Natur, die auf eine bevorstehende Katastrophe zu deuten scheinen. Tiere verhalten sich ungewöhnlich, geheimnisvolle Sichtungen versetzen die Menschen in Angst und Schrecken, und die Herkunft des Schwefels, der das Wasser vergiftet, ist ebenfalls ungeklärt. Attilius muss all diesen Spuren nachgehen, um den Lösungen zu so einigen Rätseln auf die Spur zu kommen - und um letztendlich sich selbst und eine ganz besondere junge Frau zu retten…
Dieser Roman hat eine Eigenschaft, die gleichzeitig Stärke und Schwäche ist: Man weiß von Anfang an, welche Katastrophe am Ende wartet. Der Ausbruch des Vesuv und die Zerstörung Pompejis ist dank der archäologischen Befunde so gut belegt, dass sie einen wohlbekannten und interessanten Hintergrund für eine spannende Handlung abgibt. Statt mühsam auf ein actionreiches Schreckensszenario hinzuarbeiten, hat der Autor so die Möglichkeit, sich ganz auf die menschlichen Schicksale, Intrigen und Beziehungsgeschichten zu konzentrieren, die sich vor dieser Bedrohung abspielen. Genau das hat Harris versucht - gelungen ist es ihm allerdings nur mit Abstrichen.
Die Charaktere sind plastisch und interessant beschrieben, Figuren wie Attilius (aus dessen Perspektive auch berichtet wird), Ampliatus, Corelia oder Plinius erscheinen lebendig und realistisch. Das Intrigenspiel um einen verschwundenen Beamten, Bestechung und Machtmissbrauch ist in sich schlüssig und wird langsam vor dem Leser enthüllt. Allerdings schafft Harris es nicht, die Spannungskurve bis zum Ende zu halten; in dem Maße, in dem die Natur (bekanntermaßen) die Oberhand gewinnt und die Figuren nur noch reagieren, statt zu agieren, lässt die Motivation zum Weiterlesen nach. Gegen Ende wartet man nur noch auf einige ohnehin vorhersagbare Auflösungen; die Guten kommen davon, die Bösen gehen im Ascheregen unter.
Insgesamt solide Lesekost für Liebhaber nicht ganz so epischer historischer Romane, schnörkellos und schnell weggelesen - allerdings auch kaum lange in Erinnerung bleibend.