Bewertungsdetails

Historische Romane 6698
Einsteins bessere Hälfte?
Gesamtbewertung
 
4.3
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
4.0
Sprache & Stil
 
4.0
1896 Zürich. Die Serbierin Mileva Maric, deren wohlhabende Familie und besonders ihr Vater sie immer gefördert haben, tritt am Züricher Polytechnikum als erste Frau ihr Studium in Mathematik und Physik an. Schnell wird ihr klar, dass sie in eine Männerdomäne eingedrungen ist, denn sie muss sich der Vorurteile ihrer Kommilitonen erwehren und gleichzeitig mit ihrer Intelligenz punkten, was natürlich Neid und Missgunst hervorruft. Allerdings ist unter ihnen einer, der nicht nur ihr Wissen bewundert, sondern ihr auch sonst zugetan ist. So trifft Mileva auf Albert Einstein und bald kommen sich die beiden näher und verlieben sich. Milevas Eltern stehen der Beziehung zu Einstein eher skeptisch gegenüber, aber auch das wirkt sich nicht auf ihre Liebe aus. Jedoch bekommt die Beziehung bald einige Risse, obwohl die beiden intellektuell auf einer Ebene liegen, als nur Albert für gemeinsame wissenschaftliche Erkenntnisse die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit weckt und Mileva auch sonst außen vor lässt, nachdem sich der Erfolg eingestellt hat.

Marie Benedict hat mit ihrem Buch „Frau Einstein“ einen unterhaltsamen historischen Roman mit biographischem Hintergrund vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und gleichzeitig fesselnd und erzählt aus der Sicht von Mileva in der Ich-Form. Schnell taucht der Leser in Milevas Welt ein und darf an ihrem Leben teilhaben, ihre Gedanken und Gefühle kennenlernen. Durch die gute Recherche der Autorin erhält der Leser Einblick in die damalige Welt, in der eine Frau keinen leichten Start an einer Universität hatte, da dies als reine Männerdomäne galt. Frauen wurden keine besonderen Fähigkeiten in Bezug auf Mathematik, Physik und Wissenschaft im Allgemeinen zugetraut. Es bedurfte also eines sehr gefestigten und starken Charakters, um sich dieser Männerdominanz auszusetzen und zu bestehen. Gleichzeitig gewährt die Autorin einen Blick in das Zusammenleben von jungen Frauen, die alle ein Ziel vor Augen haben: das Studium.

Die Charaktere sind sehr lebendig ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken authentisch und realitätsnah. Mileva ist eine intelligente junge Frau, die sich, obwohl körperlich gezeichnet, mit einem Studium einen Traum erfüllt. Sie ist emanzipiert und weiß sich durchzusetzen, auch wenn es sie innerlich verletzt, von ihren Kollegen so minderwertig behandelt zu werden. Wahrscheinlich hat sich Albert Einstein deshalb auch idealer Mann an ihrer Seite herauskristallisiert, weil er ihren Geist und ihr Wissen anziehend fand. Mileva ist mit Albert Einstein zu Beginn der Beziehung zwar auf Augenhöhe, allerdings lässt sie sich von ihm immer mehr in den Hintergrund drängen, je mehr Erfolg die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse haben. Einstein entpuppt sich daher als nicht besser als seine alten Kommilitonen, die sich am Wissen anderer bereichern und den Erfolg für sich verbuchen wollen. Sie können nicht teilen oder zugeben, dass sie es nicht allein geschafft haben. Albert wird als egoistischer Mann dargestellt, der nicht mal seine eigene Tochter anerkennen will und Mileva am Ende auch noch betrügt. Und Mileva hatte zu Beginn das Image einer starken Frau, die am Ende doch zu schwach war, sich durchzusetzen. Die Frage im Hinterkopf bleibt allerdings immer: ist es wirklich so gewesen oder ist es Teil der fiktiven Interpretation der Autorin.

„Frau Einstein“ ist sehr interessanter und unterhaltsamer historischer Roman über eine Frau, die sich in einer Männerwelt einen Platz erkämpft, am Ende doch zurückstecken muss und deren eigenes Können nur so wenig gewürdigt wurde. Eine Leseempfehlung für diese Geschichte!
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