Bewertungsdetails

Historische Romane 3677
Ein Lesegenuss
Gesamtbewertung
 
5.0
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
5.0
Sprache & Stil
 
5.0
1843 reist „Der englische Botaniker“ Robert Fortune im Auftrag der Horticultural Society of London für ein Jahr nach China, welches sich gerade erst westlichen Einflüssen zu öffnen beginnt, um dort „Samen und Pflanzen dekorativer oder nützlicher Art“ zu sammeln und wenn möglich nach England zu schicken. Zurück lässt er seine Frau Jane und die beiden kleinen Kinder, und noch weiß der pragmatische und etwas menschenscheue Mann nicht, auf welches Abenteuer er sich hier eingelassen hat.

China, seine Menschen und seine Pflanzenwelt, sind von einer überwältigenden Vielfalt und Fremdartigkeit, die aus jeder Pore dieses Buches auf den Leser und auf den anfangs etwas unbeholfenen Engländer einstürmen. Umso mehr er über Land und Leute erfährt, umso näher ihm emotional sein Begleiter Wang kommt und er die überraschende Bekanntschaft mit der Schwertkämpferin Lian vertieft, umso mehr verändert sich Roberts Bild von China. Sein Herz und sein Verstand öffnen sich auf dieser Reise, die viel länger dauern soll, als ursprünglich geplant. Am Ende wird aus dem kühlen, etwas sperrigen Briten ein mutiger weltoffener Abenteurer, der aus den asiatischen Weltanschauungen, dem fernöstlichen Lebensstil und der Herzlichkeit und Wärme der Chinesen viel mehr mitnimmt als nur Samen und Pflanzensetzlinge.

Die Intensität der Geschichte wird dadurch erhöht, dass nicht nur Robert Fortune eine eigene Stimme im Buch erhält, sondern abwechselnd auch die Chinesin Lian und die Engländerin Jane zu Wort kommen. So erfährt man zum einen sehr viel über das exotisch und fremdartig anmutende China, über die politische Situation, Kultur und Lebensweise. Aber auch das Leben der Frauen und ihre Stellung in der männlich dominierten europäischen Welt des 19.ten Jahrhunderts werden beschrieben und durch die Entwicklung der daheim gebliebenen Ehefrau reflektiert. Gerade die Perspektiven der Frauen sind es, die diesem Buch einen eigenen emotionalen Ton verleihen.

Das Buch hat dem Leser so einiges zu bieten. Die Entdeckung eines fremden Landes, mit einem gewaltigen Potpourri an Pflanzen, die einst aus dem fernen China zu uns nach Europa kamen. Und der reale Fortune hat tausende davon beschrieben, bestimmt, benannt und mitgebracht. Schön fand ich hier, dass Nicole Vosseler Auszüge aus Originalbriefen mit in die Geschichte einfließen lässt und im Nachwort kurz beschreibt, was Robert alles geleistet hat. Man bekommt Wissen und Anekdoten davon, was damals auf dieser ersten Reise wirklich passiert ist. Man bekommt mehr als eine Liebesgeschichte – und auch die Liebe, die Robert für seine Arbeit empfindet ist spürbar und nachvollziehbar. Die Hauptdarsteller und auch die Nebendarsteller – allen voran der kongeniale Wang – wachsen einem schnell ans Herz und man verfolgt mit Interesse und ein bisschen Rührung ihrer Entwicklung und Veränderung.

Erwähnt werden muss auch noch der Schreibstil. Das Buch kann man nicht überstürzt und hastig lesen – auch wenn die Spannung manchmal dazu drängt. Die Sprache verlangt nach Zeit und Muße und weckt den Wunsch danach, immer wieder inne zu halten, den Worten nachzuspüren und das Gelesene zu überdenken und wirken zu lassen. Ein nachhaltiger Lesegenuss den ich nur wärmstens jedem ans Herz legen kann.
CE
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