Haruki Murakami: Untergrundkrieg

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Haruki Murakami: Untergrundkrieg

Autor

Biografie & Bibliografie von
Verlag
ET (D)
2002
Ausgabe
Taschenbuch
Originaltitel
Andaguraundo / Yakusoku sareta basho de
ET (Original)
1997
ISBN-13
9783832156978

Informationen zum Buch

Seiten
400

Sonstiges

Übersetzer/in

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Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung einen Brief von Haruki Murakami an seine deutschen Leser: »Ich habe ein Buch über den Giftgas-Anschlag auf die U-Bahn von Tokio verfasst. Dabei habe ich einen nachdrücklichen Eindruck davon erhalten, welch große Gefahr der Terrorismus für die moderne Gesellschaft darstellt.« Untergrundkrieg untersucht die Vorgänge und Folgen eines Märztages des Jahres 1995, der als Tag wie jeder andere begann. Doch dann durchlöcherten in der Untergrundbahn einige Mitglieder der Aum-Sekte mit den Spitzen ihrer Regenschirme Plastikbeutel mit einer seltsamen Flüssigkeit. Zwölf Menschen starben durch die austretenden Sarin-Dämpfe, Tausende wurden verletzt. Haruki Murakami hat auf diese Tat geantwortet, indem er mit Angehörigen der Toten, mit Überlebenden aber auch mit Mitgliedern der Sekte sprach. Diese Porträts führen den Schrecken und die Verstörung, die Ungeheuerlichkeit und ihre Folgen dort vor, wo sie sich am überwältigendsten zeigen - beim einzelnen Menschen. Haruki Murakamis Antwort auf den Giftgas-Anschlag in der U-Bahn von Tokyo. Untergrundkrieg geht unseren Ängsten im Angesicht des Terrors nach.

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Alltäglichkeiten und ein Terroranschlag
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Am 20. März 1995 haben Mitglieder der Aum-Sekte einen Giftgasanschlag auf die U-Bahn von Tokio durchgeführt, der zu 13 Toten und mehreren Tausend Verletzten führte. „Untergrundkrieg“ besteht aus zahlreichen Interviews, es ist im Original in zwei Bänden erschienen, der erste Teil beinhaltet die Interviews mit Betroffenen des Anschlags, der zweite Teil die mit (teilweise ehemaligen) Mitgliedern der Sekte.

Der erste Teil ist nach den U-Bahn-Linien, in denen es jeweils einen Anschlag gab, sortiert und zu Beginn jeder Linie gibt es einen kurzen Bericht über den Täter und die Durchführung der Tat. Zur räumlichen Orientierung befindet sich ganz hinten im Buch ein Plan der U-Bahn-Linien.

Im deutschen Wikipedia-Artikel steht:"Die Gründe für die verhältnismäßig geringe Anzahl von Todesopfern waren die relativ schlechte Qualität des Sarin, die wenig effektive Methode der Ausbreitung und die effiziente Reaktion der japanischen Sicherheitsbehörden und Spezialisten für die Abwehr chemischer Kampfführung."
Über die ersten beiden Gründe kann ich nichts sagen, von der Effizienz der Behörden habe ich allerdings nach diesem Buch einen gänzlich anderen Eindruck gewonnen, nämlich den von organisierter Unfähigkeit. Die Verletzten liegen teilweise über eine Stunde am U-Bahn-Eingang herum, ohne dass ein Krankenwagen kommt, als ebenfalls Betroffene dann schließlich die am schlimmsten Verletzten in Eigenregie in ein nur wenige Minuten entferntes Krankenhaus bringen, ist da niemand über die Sache informiert und die Opfer stehen tatsächlich noch brav einige Zeit vor dem Eingang herum und warten, dass ein Arzt endlich den Ernst der Lage erkennt. Die Bravheit, mit der die Menschen stoisch auf Hilfe warten, mag zwar gut gegen Massenpanik sein, hier hat sie aber meiner Meinung nach Menschenleben gekostet. Einzelpersonen waren durchaus hilfsbereit, aber es scheint einfach keine zuständige Stelle für Katastrophenschutz gegeben zu haben und die japanische Mentalität hat zu einem großen Teil verhindert, dass irgendwer trotzdem etwas koordiniert. Ein Arzt hat beispielsweise seine Unterlagen zu Sarin auf eigene Faust an andere Krankenhäuser gefaxt, alle waren froh drüber, aber er betont in seinem Interview, dass man sich ja eigentlich nicht anderen aufdrängt. Diese Unterordnung des Einzelindividuums unter das System merkte man auch daran, dass alle, die es noch irgendwie geschafft haben, erst mal ins Büro gefahren sind, um pflichtbewusst die Arbeit anzutreten und ihre Symptome auch nach Bekanntwerden des Anschlags herunterspielten, um möglichst bis zum Feierabend durchzuhalten.

Die zweite Hälfte des Buches besteht aus Interviews mit (ehemaligen) Aum-Mitgliedern. Während sonstige Sekten in Japan ihren Anhängern Erfolg in Beruf und Leben versprechen, zog Aum wohl hauptsächlich Personen an, die zwar gut ausgebildet waren und teilweise bereits einige Schritte auf der Karriereleiter nach oben gemacht hatten, dem Leistungsdruck der japanischen Gesellschaft aber entfliehen wollten. Die meisten von ihnen waren einfach nur erfreut darüber, dass die Sekte ihnen Verantwortung abnahm. Faszinierenderweise schufteten sie bei Aum dann aber deutlich mehr als zuvor in ihren normalen Berufen, erklärt wurde das damit, dass sie zunächst (oft durch einfache körperliche Tätigkeiten) Verdienste ansammeln mussten, um zur Erleuchtung zu gelangen...

Ich kann die Faszination der Sekte nicht nachvollziehen, allerdings konnte ich auch das Verhalten der verletzten Passagiere größtenteils nicht nachvollziehen, „Untergrundkrieg“ hat mir so in erster Linie gezeigt, wie anders das japanische Gesellschaftssystem tatsächlich ist, wie anders auch die allgemeine Denkstruktur ist.
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