April 1865. Rauch verdunkelt den Himmel, die Erde erbebt unter den gnadenlosen Schüssen von Kanonen und Mörsern, Tod und Verwüstung sind allgegenwärtig. Gegen alle Chancen reitet der Südstaatengeneral Lee mit seinem treuen Pferd Traveller in die Schlacht, um eine Welt zu retten, deren Untergang längst besiegelt ist. Und obwohl das Pferd weder die Beweggründe für den blutigsten Konflikt auf amerikanischem Boden versteht, noch seine Angst im Angesicht des donnernden Infernos vergessen kann, hält es treu zu seinem Herrn und folgt ihm unerschütterlich.
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Traveller - ein Pferd im Krieg
Gesamtbewertung
4.3
Plot / Unterhaltungswert
5.0
Charaktere
4.0
Sprache & Stil
4.0
"Traveller" war das Pferd von General Lee im amerikanischen Bürgerkrieg und in diesem Buch erzählt er Jahre später seine Lebensgeschichte. Der Autor lässt das Pferd dabei in einem Südstaatenakzent sprechen, der in der Übersetzung dezent und gut lesbar wirkt - hier müsste man vielleicht mal das Original lesen.
Das Buch erinnerte mich tatsächlich ein bisschen an die Black Beauty-Bücher meiner Kindheit, allerdings habe ich seitdem auch nichts mehr aus Pferdeperspektive gelesen, da bleibt der Vergleich wohl nicht aus. Traveller erzählt von seiner Kindheit und Jugend, vom Ausbruch des Bürgerkrieges, wie er an die Armee verkauft wird, General Lee das erste Mal begegnet und schließlich sein Pferd wird. Lee kümmerte sich generell gut um seine Pferde (Unterbringung und Fütterung der Generalspferde war sowieso etwas besser als im Rest der Armee) und Traveller wurde schließlich zu seinem Hauptpferd, auf das er sich am stärksten verließ. Traveller selbst vertraute seinem Herrn und Meister vollkommen, er hielt ihn lange für unverwundbar und sich selbst dadurch ebenfalls.
Selbst im Vergleich zu anderen Pferden erscheint Traveller nicht als der Schlaueste, er ist bis zum Schluss davon überzeugt, dass sie “die blauen Männer verjagen“ und gewinnen. Am besten gefiel mir, dass das Pferd das Konzept "Krieg" bis zum Ende einfach nicht versteht. „Das muss was ganz tolles sein“, denkt Traveller am Anfang, weil alle jungen Männer dahin wollen und sich darauf freuen und er ist ja auch dahin unterwegs. Aber irgendwie kommt er da nie an, sondern muss ganz viele Kämpfe und Blut und Tote erleben.
Gerade die bewusst naive Sicht aus Perspektive des Pferdes enthüllt viel von dem falschen Pathos des Krieges. Adams schafft es, unter dem Mantel einer Tiergeschichte einen Antikriegsroman zu verstecken, bei dem sich Ruhm und Ehre gegenüber Blut, Schmutz, Hunger und Tod als bloße Illusionen erweisen.