Wenn Don FM Kunze auf Sendung ist, halten die Nachtschwärmer verzaubert inne: Taxifahrer verweigern ihren Dienst, Musikfans erwachen aus dem Tiefschlaf, und Frühschichtler stellen die Weckzeit vor. Die Welt erwacht zu neuem Leben, denn alle wollen seine Stimme hören - auf PowerRock Berlin, dem coolsten Sender der Stadt.
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Plot / Unterhaltungswert
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Charaktere
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Sprache & Stil
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Donald "Don" Kunze und seine Schwester Veronika haben keine schöne Kindheit: Die Eltern leben streng nach dem Motto "Außen hui, innen pfui" - was zählt ist, was bei den Nachbarn wirkt. Die Kinder bekommen nur das teuerste, doch zu Hause muss der sechsjährige Donny alleine im klammen Kellerzimmer leben. Einziger Trost in den einsamen Nächten ist das kleine knallgelbe Radio, das ihm einmal sogar fast das Leben rettet, als sich eine vermeintliche Mörderratte durch die Wand gräbt. An diesem Abend fasst er den Entschluß, selbst auf diese Art und Weise Leben zu retten und Radiomoderator zu werden. Doch das gestaltet sich nicht ganz so einfach, denn Donny hat genaue Vorstellungen. Vor allem will er nichts zu diesem Mainstream-Mist inklusive der sich ewig wiederholenden Charts und dümmlichen Gewinnspielen beitragen. Was er will ist Radio mit guter Rockmusik und viel gesprochener Moderation. Mit dem aalglatten Vögler "wie ficken" sieht er sich in der Lage, diesen Traum zu verwirklichen.
Hat man sich erst mal an die vielen kapitelweisen Zeitsprünge gewöhnt, fällt es einem schwer, das Buch aus der Hand zu legen, bevor nicht die letzte Seite erreicht ist. Tom Liehrs Schreibstil ist "locker flockig" und einfach mitreißend. Seine Figuren sind manchmal etwas überzeichnet, doch vor allem Donny Kunze erschien mir in seinen Reaktionen wie "ein richtiger Mensch". Seine schwere Kindheit machte ihn zu dem, was er als Erwachsener schließlich war. Seine Handlungen waren oft frustrierend - als Leser weiß man ja sowieso immer alles besser. Zumindest, was die Figuren an geht.
Ein Buch über Radio? Zuerst dachte ich "Naja". Ich selbst bin kein großer Radiofan, weil mich vor allem das stört, worüber sich Donny Kunze im Buch auch aufregt: Mainstream, lästige Hip-Hop-Pop-Charts, die Menschen verdummende Gewinnspiele. Findet man mal einen Sender, der auch Rockmusik spielt, so handelt es sich dabei meist auch um einen Titel, der schon 500.000 mal wiederholt wurde. Doch "Radio Nights" ist anders - es ist das Märchen "Vom Tellerwäscher bis zum Millionär", das in Deutschland spielt. Es gibt ein bißchen Herzschmerz, Frustration, Trauer, Liebe und ganz viel Lachen!
Sehr interessant ist auch, dass Tom Liehr jedem Kapitel die Überschrift eines Songs gegeben hat, der meistens auch direkt oder indirekt etwas mit dem Kapitel selbst zu tun hat. Doch es gibt auch Kritikpunkte: Das Ende war mir etwas zu "glatt" - und auch sprachlich merkt man, dass es sich das Erstlingswerk eines Autors handelt. Oft mutet die Sprache erzwungen "cool" und "hip" an und das kann den Lesespaß zwischendurch dann doch noch etwas bremsen.