Eine junge Frau in einer von Trinkern bevölkerten Kleinstadt an einer Felsküste hoch im Norden der USA: Sie wohnt in einem alten Seemannsheim mit sechzehn Zimmern, von denen die meisten leer stehen, weil niemals Gäste kommen. Sie ist unglücklich verliebt in den Fischer Jude, der im Irak im Krieg war und seitdem nur wenig spricht. Sie hat das trostlose Leben an Land satt. Sie sagt: «Okay. Scheiß aufs Festland. Ich bin eine Nixe.» In der bedrückenden Dunkelheit eines geist- und lebensfeindlichen Ortes knipst eine junge Frau das Licht an, indem sie sich neu erfindet - mit ungebremster Phantasie und einer gehörigen Wut im Bauch. Nixenkuss ist ein spektakulärer Roman, der an Pfiff, Raffinesse und Erfindungsgabe seinesgleichen sucht. Samantha Hunt ist ein Phänomen. Denn es ist ihr gelungen, eine Wundergeschichte so frisch, modern und aufrecht zu erzählen, dass kein Zweifel bleibt: Einer Welt voll Tristesse und Traurigkeit begegnet man am besten, indem man ihr als Nixe gegenübertritt.
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Gesamtbewertung
3.0
Plot / Unterhaltungswert
3.0
Charaktere
3.0
Sprache & Stil
3.0
Die neunzehnjährige, namenlose Protagonistin lebt in einer kleinen Küstenstadt im Norden der USA und ist unglücklich in Jude verliebt. Und sie hält sich für eine Nixe.
Neben der Protagonistin liegt der Fokus auf drei, nein eigentlich vier Personen. Da ist zum einen die Mutter, die dem verschwundenen Ehemann nachtrauert und mit dem Zustand ihrer Tochter zu kämpfen hat. Der skurrile Großvater, der ebenfalls nicht ganz im Hier und Jetzt zu leben scheint. Jude, der nach dem Irakkrieg nur noch schweigt und trinkt und dennoch die große Liebe der Erzählerin ist. Und zuletzt der Vater, der vor elf Jahren verschwand. Doch auch der Ozean spielt eine große Rolle und trägt in der Erzählung fast menschliche Züge, folgen seine Handlungen doch einem Willen ...
Die gesamte Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt, wodurch man ungefiltert mitbekommt, wie die Protagonistin immer weiter in ihre Fantasiewelt driftet. Zwar wird auch der trostlose Alltag in einer Kleinstadt beschrieben, die in erster Linie von Trinkern und Verrückten bevölkert zu sein scheint, die den Absprung in ein hoffnungsvolleres Leben nicht schaffen, der Fokus liegt aber auf dem Glauben der Protagonistin, eine Nixe zu sein. Ihr Umgang mit dem Verschwinden ihres Vaters und ihrer unerwiederten Liebe zu Jude ist geprägt von diesem Glauben. Ihre Realität vermischt sich zunehmend mit Märchen und Legenden über Nixen.
Stellenweise war ich etwas genervt von dem Buch, ohne genau sagen zu können, weshalb. Andererseits konnte Hunt mich mit bestimmten Formulierungen oder der ungewöhnlichen Sicht auf die Dinge begeistern. Besonders zum Ende hin überwog die Begeisterung, denn Hunt überrascht mit einer Wendung der Handlung und einem konsequenten Schluss.
Leser, die eine Schwäche für Märchen und Legenden habe und die vor allem auch Freude an skurrilen Figuren und Wendungen finden, sollten mal einen Blick in dieses Buch riskieren.