Alex Capus: Léon und Louise

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Eine wunderbare Geschichte!
(Aktualisiert: 20 Februar 2012)
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Der junge Léon arbeitet während des Ersten Weltkriegs in einem kleinen Städtchen nahe der französischen Atlantikküste als Morse-Assistent des Bahnwärters. Dort lernt er Louise kennen, eine junge Frau mit unbekannter Herkunft, die ihn schon bei ihrer ersten Begegnung völlig verzaubert. Nach und nach entwickelt sich etwas zwischen den beiden, aber dann werden sie durch den Krieg getrennt.

Erst viele Jahre später treffen sie sich in Paris zufällig wieder. Doch nun ist Léon verheiratet und hat Kinder. Eine Trennung von seiner Familie ist für ihn undenkbar und auch Louise fordert nichts dergleichen von ihm.

Es vergehen wieder viele Jahre, dann bricht der Zweite Weltkrieg aus. Louise verschlägt es nach Afrika, Léon muss schauen, wie seine Angehörigen durch den Krieg und die deutsche Besatzungszeit bringt.

Aber sie vergessen einander nie. In all den Jahren flachen ihre Gefühle füreinander nie ab, obwohl sie nicht zusammen sind. Die Liebe zwischen den beiden wird nicht explizit ausformuliert, doch ergibt sie sich aus der ganzen Beschreibung. Für den Leser vielleicht undenkbar, dass 2 Menschen so füreinander empfinden und trotzdem nicht versuchen, zusammen zu sein. Aber eigentlich macht genau das ihre Emotionen erst richtig echt, sie sind frei von Egoismus, trauern nicht um verpasste Gelegenheiten und erzwingen nichts.

Die Geschichte, die Capus hier erzählt, ist eigentlich unglaublich kitschig und unglaubwürdig. Eigentlich. Denn obwohl die Handlungsweise sowohl der Hauptfiguren Léon und Louise, aber auch anderer, wie Léons Ehefrau Yvonne, nicht immer wirklich nachvollziehbar sind – durch die wunderbare Sprache, die Capus verwendet, war das Buch für mich allerdings trotzdem ein wahres Lesevergnügen. So viel Sprachgewandtheit und Wortwitz habe ich schon lange nicht mehr angetroffen!
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Meine Kritik lässt sich ganz einfach auf zwei Worte reduzieren: zu wenig. Und von diesem „zu wenig“ gibt es reichlich.

Auch wenn es eine für mich eher untypische Bemerkung ist, aber die Erzählung hat zu wenig Gefühl. Angekündigt wird eine Liebe „gegen alle Konventionen“, also eine Liebe, in die die Beteiligten investieren, für die sie leiden und die präsent ist. Nicht das, was Capus den Lesern vorsetzt. Léon flüchtet sich in Tagträume seiner ersten Liebe, so wie andere Menschen sich in Tagträume des letzten Urlaubs flüchten. Wenn es darum geht, seine Pflichten zu erfüllen, sei es seiner Familie gegenüber oder im Beruf, verstaut er seine „große Liebe“ einfach in einer Schublade seines Gedächtnisses. Und als seien die der Geschichte fehlenden Gefühle ein roter Faden, werde auch ich während des Lesens nicht emotional angesprochen, ich ärgere mich noch nicht einmal über die vertane Chance des Autors.

Dann gibt es zu wenig Louise. Louises Auftreten hat mich im Prolog sofort für sie eingenommen, und auch der Beginn der Geschichte lebt von ihr. Doch sie wird ziemlich schnell zu einer Randfigur und in Léons Gedanken verbannt. Bei ihren späteren Auftritten verliert sie an Tiefe – und an Reiz. Die Grand Dame der Anfangsszene wird zur zweidimensionalen Anziehpuppe. Léon selbst ist von Anfang an ein Typ ohne nennenswerte Ecken, was man sich vielleicht durch die Parallele zu Capus’ Großvater erklären kann. Und auch seine Frau, Yvette, ist dazu verdammt ein Schattendasein zu fristen, obwohl ihre Position in der Geschichte, ihr Umgang mit der Liebe ihres Mannes zu einer anderen Frau, so viele Möglichkeiten geboten hätten.

Im Wesentlichen hat das Buch aber zu wenig Substanz. Capus kratzt nur an der Oberfläche der Geschichte, verschenkt mehrfach die Chance auf „mehr“ und tischt dem Leser ein Fertiggericht auf, obwohl er das Zeug zum Drei-Gänge-Menü gehabt hätte. Ohne Frage hat er es schön angerichtet, doch der Geschmack bleibt fad und der Magen leer. Will meinen: Sprachlich schön, mit einem angenehmen Erzählfluss, der im Wortsinn vor sich hinplätschert, aber ohne – alles. Die Schilderungen von alltäglichen Details sind gelungen, aber die tragen nun mal keinen Roman, wenn ansonsten nichts Nennenswertes passiert.

Insgesamt spreche ich dem Buch kein langes Nachwirken zu, schon während der Leserunde hatte ich Schwierigkeiten, das Gelesene zu kommentieren. Nach dem vielversprechenden Anfang wurden sowohl die Geschichte als auch Léon zunehmend blasser, bis es schließlich zum nichtssagenden Ende kommt.
B
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Auf „Léon und Louise“ habe ich mich gefreut und der Anfang war auch sehr schön: Capus schreibt wieder in seinem typischen Plauderstil, die Figuren wirken sympathisch und der Prolog verspricht mir eine ganz besondere Originalität von Louise.

Leider konnte das Buch meine Hoffnungen aber insgesamt nicht erfüllen, es verflachte nämlich zusehends. Wirklich schlecht wurde es zwar nicht, aber im Großen und Ganzen plätscherte die Geschichte vor sich hin und der Autor schwankte nur zwischen nichtssagenden Alltäglichkeiten und Idylle. Ein bisschen Straffung hätte den Alltäglichkeiten ganz gut getan und so viel Idylle ist einfach unrealistisch. Selbst der zweite Weltkrieg wird unbeschadet überstanden, echte Nöte gibt es dank genügend Vorsorge, sicherem Beamtenstatus, Verwandtschaft vom Land und pragmatischem Schwarzmarkthandel nicht. Es herrscht Friede, Freude, Eierkuchen und keiner zeigt mal echtes Profil oder dramatisches Verhalten. Von Léon wird ja gleich zu Beginn angedeutet, dass es typisch für die Männer der Familie wäre, dass sie alleine nichts Rechtes zustande brächten und so passiv bleibt er auch das ganze Buch hindurch. Louise kommt im Prolog und auch bei der ersten Begegnung der beiden deutlich origineller und lebendiger daher, so dass ich meine Hoffnung auf sie gesetzt habe. Da passiert aber leider nichts, er ignoriert Louise ziemlich gekonnt, deutet eine interessante Vergangenheit nur ganz kurz an und um ganz sicher zu sein, dass da weiter nichts passiert ,legt der Autor, als er Louise endlich mal wieder ins Visier nimmt und ihr auch ein paar Seiten gönnt, auch noch Hunderte von Kilometern zwischen das „Paar“. Von der versprochenen „Liebe ihres Lebens“ ist bei beiden nichts zu merken, für die würde man nämlich seinen Hintern hochbekommen und etwas unternehmen anstatt alleine seinen romantischen Gedanken beim Betrachten des Sternenhimmels nachzuhängen – von echtem Leiden unter der Trennung ist nämlich auch nichts zu merken.

Das Ende hätte mir gut gefallen, endlich geht das Abenteuer Leben los, doch leider passt es nicht zum Prolog. Wenn das Buch von einem anderen Autor gewesen wäre, hätte ich die ganze Weichzeichnerei und Idyllisierung vielleicht noch ganz gemütlich gefunden und dem Buch eine Ratte mehr gegönnt, aber von Capus habe ich eine interessante Geschichte erwartet und keine Schmusedecke.

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Léon und Louise sind zwei Jugendliche, die sich im Frankreich des ersten Weltkriegs begegnen. Man mag sich, lässt sich aufeinander ein und - es kommt, wie es kommen muss - verbringt irgendwann die freien Tage miteinander am Meer. Doch die Rückfahrt gerät zum Alptraum: Léon und Louise geraten in einen Angriff, werden getrennt und finden einander danach trotz neugieriger Fragen nicht wieder. Beide richten sich in ihrem Leben ein - bis sie sich zufällig in Paris begegnen. Damit wird scheinbar das Leben, das ursprünglich miteinander geplant war, wieder möglich.

Alex Capus erzählt in seinem Roman von diesem Liebespaar, das sich nach Jahren der ungewollten und ungeplanten Trennung auf\\'s Neue Gedanken macht: Sollen sie das gemeinsame Leben aufnehmen, das sie sich als junge Menschen gewünscht haben? Offen wird diese Frage nicht gestellt, aber sie schwebt permanent über den Personen. Das erste Wiedersehen wird genossen und zelebriert, auf Wunsch von Louise aber bleibt es dabei. Für Jahre sogar. Louise wird wieder die kleine, tüchtige Bankangestellte, Léon bleibt treusorgender Familienvater für seine Frau Yvonne und die Kinder. Erst der zweite Weltkrieg wird Léon und Louise wieder ein Stück weit verbinden.

Was mich überraschte, war, wie wenig Léon und Louise im Buch eigentlich das Liebespaar geben. Über all die Jahre wirken sie auf mich wie zwei Menschen, die sich verklärt und romantisch an ihre erste große Liebe erinnern, die sie wegen des Krieges verloren haben. Beim ersten Wiedersehen beweisen sie sich eher körperlich, dass sie überlebt und den anderen nicht vergessen haben. Nicht mehr. Dass sich Léon und Louise gerne aneinander erinnern, halte ich bis zu diesem Punkt für ziemlich normal und nicht für eine große Liebe, an der kräftig festgehalten wird.

Gelitten wird in diesem Roman nur von einer Person und diese hat mich umso mehr interessiert: Léons Ehefrau Yvonne. Während ihr ohnehin phlegmatischer Mann stoisch sein Familienleben weiterführt und Louise über Jahre hinweg nur im Kopf parat hat, muss sie die gesamten Lasten alleine tragen. Sie muss Léons Seitensprung akzeptieren, sie weiß um seine Gedanken an Louise und erkennt, dass sie mehr Wirtschaftspartner als Ehefrau für Léon ist. Yvonne muss im Krieg alleine mit Kindern und Gefahren leben, den Alltag organisieren und schlussendlich ertragen, dass Louise nach langer physischer Abwesenheit sich nun doch in Léons Leben breit machen wird.

Als bisschen zu großspurig empfinde ich die Ankündigungen - auch, wenn ich am Ende sagen muss, dass ich den Roman gerne gelesen habe, weil er wirklich gut und flüssig erzählt ist. Léon und Louise finden am Ende selbstverständlich zueinander. Für mich wird jedoch nicht klar, ob sich die beiden wirklich eine große Liebe bewahrt haben, oder sich schlicht ein Leben zurück ertrotzen, dass man ihnen 1918 zerschossen hat und das sie endlich - nach einigem Zögern - doch noch ausprobieren wollen. Doch egal, Capus schreibt sehr angenehm und trotz dieser personellen Zweifel habe ich das Buch gerne gelesen.
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Ein schöner, überhaupt nicht kitschiger Liebesroman
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Alex Capus besticht auch in seinem neuen Buch Léon und Louise durch seinen Schreibstil - er ist beschwingt, locker und leicht ohne jemals auch nur den Hauch von Kitsch oder Belanglosigkeit zu haben.

Die erste Enttäuschung war wohl, dass sich die Geschichte doch stark an Léon orientiert. Sein Enkel berichtet aus dessen Perspektive und deshalb begegnen wir Louise eigentlich fast nur, wenn sich die beiden tatsächlich begegnen, ausgenommen zweier Briefe, die Louise während des II. Weltkrieges an Léon schreibt. Nun gibt es die tatsächliche Geschichte vermutlich nicht her, dass häufiger über die beiden gemeinsam berichtet wird, dennoch hätte ich mir ein bißchen mehr aus Louises Alltag gewünscht, weil es die Geschichte hätte bereichern können. So erfahren wir von Léons Entwicklung von seinen jungen Jahren während des I. Weltkrieges bis nach der Beendigung des II. - und Léon hat mich da das ein oder ander Mal wirklich auch überrascht. Dennoch muss man sagen, dass Capus' Großvater ein 'normaler' Mensch war, einer mit Fehler und Schwächen, aber auch mit beeindruckenden Momenten... Und dies ist eben die zweite Stärke des Autors: wie schon bei Eine Frage der Zeit, ein Buch, das von Papenburger Werftarbeitern handelt, die kurz vor Beginn des I. Weltkrieges nach Deutsch-Ostafrika reisen um dort den Aufbau eines Schiffes zu leiten, erzählt Capus auch in Léon und Louise von gewöhnlichen Menschen. Léon arbeitet als Beamter am Quai des Orfèvres, dem Sitz der Pariser Kriminalpolizei, Louise als 'Tippmamsell' bei der französischen Nationalbank. Während Louise vielleicht noch etwas ungewöhnlicher für ihre Zeit lebt, gründet Léon eine Familie und wir treusorgendes Familienoberhaupt. Erstaunlich ist hierbei vor allem, dass Léon die Okkupation Paris' durch die Nazis gänzlich unbeschadet übersteht - einerseits durch die Weitsicht seiner Frau, andererseits aber auch durch einiges Glück, bedenkt man, was er getan hat... Louise hingegen bleibt mir ein wenig zu blaß. Ihr Auftritt zu Beginn des Buches verspricht eindeutig mehr - zumindest erging es mir so und das fand ich sehr schade!

Zwischendurch, während der Lektüre, hatte das Buch manchmal irgendwie zu wenig Substanz, es erschien mir so, als würde ich mit dem Zuschlagen des Buches auch die Geschichte wegwischen, als würde sie mich einfach zu wenig berühren. Jetzt, mit ein wenig Anstand, kann ich das nicht mehr sagen. Diese große Liebe, die zwischen den beiden fast von Anfang an bestand, hat mich schon beeindruckt, genauso wie die Tatsache, dass sie sie nie exzessiv ausgelebt oder auch nur gefordert haben. Ihre Liebe war still und dennoch immer da - sie war manchmal fast schon ein bißchen angestaubt, aber trotzdem zu erkennen. Wie viele solcher Lieben es wohl geben mag? Es ist doch irgendwie erstaunlich, dass man mit der Liebe zu einem anderen Menschen offensichtlich doch so zufrieden sein kann, dass man ihm sein Leben lässt, ihn nicht drängt oder stetig erinnert, dass man auch noch da ist.

Die Bruchstücke mit Zeitgeschehen, die immer wieder während der Geschichte auftauchen, fand ich sehr gut platziert geschildert - beispielsweise ein Wehrmachtsoldat, der plötzlich im Park gegenüber von Léons Haus sitzt und einen Apfel isst - und sie schaffen auch die Atmosphäre, die nötig ist, um sich die historische Entwicklung wieder vor Augen rufen zu können.

Fazit: Ein schöner, überhaupt nicht kitschiger Liebesroman, der vor allem durch seinen Erzählstil, seinen plauderigen Ton besticht. Dennoch wäre ein bißchen mehr Substanz nicht unbedingt verkehrt gewesen.
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