Sam Savage: Firmin. Ein Rattenleben

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Geboren als 13. Nachkomme einer Rattenfamilie ist Firmin schon von Geburt an anders. Von seinen viel stärkeren Geschwistern wird er in eine Außenseiterrolle gedrängt, in die er sich gut reinzufinden vermag und erkennt an, dass er halt anders ist als andere Ratten. Als er später erkennt, dass er sich zwar von seiner Art und von seinem Intellekt her von seinen Artgenossen unterscheidet, vom optischen aber nicht, ist er zunächst einmal erschrocken und enttäuscht, muss er sich doch eingestehen doch mehr Ratte zu sein, als er selbst es wahr haben will.

Firmin liebt Bücher. Seine Affinität dazu entdeckte er bereits als Baby, als er - aus Mangel an genügend Muttermilch - Bücher annagen musste, die er später dann las. Er flüchtet sich in die große weite Welt der Literatur und der Träume. Laut eigener Aussage liebt er alle Geschichten, nur Geschichten mit Ratten und Mäusen nicht, obwohl er später den Roman des Schriftstellers Jerry Magoon, indem Ratten eine große Rolle spielen, sehr lieben wird.

Zunächst aber hängt sich Firmin an Norman, dem Besitzer der Buchhandlung in der er ansässig ist. Er bewundert Norman und hält ihn für einen Menschen, der alles über Literatur weiß. Norman war seine erste "Liebesaffäre mit den Menschen", wie er sich ausdrückt. Als Firmin erkennen muss, dass er sich in Norman geirrt hat, dass es den Norman, den er glaubte zu kennen, gar nicht wirklich gibt, ist er zunächst sehr enttäuscht und versucht fortan einen Weg zu finden um mit den Menschen zu kommunizieren. Alle Versuche schlagen aber fehl und Firmin landet bei Jerry Magoon, der ein Schriftsteller ist, wie Firmin sich keinen Schriftsteller vorgestellt hatte. Jerry wird der zweite Mensch an den Firmin sich hängt und der ihn bewusst wahr nimmt. Allerdings befürchtet Firmin, dass Jerry ihn nicht so sieht, wie Firmin wirklich ist - intelligent und teils verschlagen - sondern sich ebenso wie Firmin zuvor von Norman sein Traumbild gestaltet hat, ihn wie ein liebes kleines, aber auch dummes Haustier sieht. Als Jerry plötzlich nicht mehr ist und Firmin erneut seine Bezugsperson verliert, sieht er plötzlich den Sinn seines Lebens schwinden.


Die Geschichte von Firmin ist wirklich eine traurige. Von Anfang an hatte er es schwer, vor allem, weil er anders war und eigentlich in keine Welt wirklich gehört. Deswegen flüchtet er sich in seine eigene Traumwelt und sucht eigentlich nach dem Sinn des Lebens. Seines Rattenlebens. Er findet ihn nicht und mit dem Bostoner Stadtteil in dem Firmin lebt, geht auch er langsam unter.

Der Ich-Erzähler kommt mit einer enormen Wortgewalt daher, anders kann ich es nicht ausdrücken. Die vielen Zitate aus diversen Werken der Weltliteratur, die in dieses Buch geflossen sind untermauern dies noch. Schade, dass man nicht alles kennen kann, aber der Autor Sam Savage tut dies wohl. Für sein erstes Buch ist "Firmin" ein sehr schönes Werk, welches aber auch nachdenklich macht, sowohl emotional als auch intellektuell, eine Geschichte über Gewinnen, vor allem aber auch über das Verlieren. Darüber hinaus drückt der Autor durch Firmin auch noch seine Liebe zur Literatur aus.

Das Design des Buches ist sehr passend zur Geschichte. Durch den Rough-Cut des Schnitts wirkt das Buch durchaus alt und der ebenso beige-verblichene Schutzumschlag tut sein übriges dazu um diesen Eindruck aufrecht zu erhalten.
L
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Liebe zu Büchern ist nicht nur Menschen vergönnt.

Als eines der 13 Geschwister wird Firmin geboren. Firmin ist der Kleinste und Schwächste von allen und geht um im Kampf um Nahrung unter. Überleben kann er nur indem er die Bücher frisst, die sich überall um ihn herum befinden. Mit der Zeit merkt Firmin, dass das was er da frisst auch was anderes ist als nur "Nahrungsersatz". Er liest sich durch die Literatur und lernt diese lieben. Dem Autor ist ein sehr schönes aber auch überaus trauriges Buch gelungen.
TK
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Mochte ich bisher keine Ratten?

Das hat sich geändert, seit ich FIRMIN kenne! Ein Außenseiter unter seinesgleichen - eine literarische Ratte - ein Buch für alle, die Bücher lieben! Wenn man im Keller einer Buchhandlung als 13. in einem Wurf geboren wird, die Geschwister alle stärker, schneller und mutiger sind und die Mama eine Alkoholikerin ist - dann hat man es nicht leicht! Wenn das Nest aus Papierfetzen besteht und dann die Bücher auch irgendwann zur Nahrung werden, dann möchte man schon mal gerne im nächsten Leben ein Mensch sein und das ist Firmins größter Wunsch! Dieses Buch fesselt, wenn man als Leser soviel Fantasie hat, sich in Firmins Leben hinein zu versetzen.

Er bemerkt, dass er lesen kann, er hängt sich an den Chef der Buchhandlung, von dem er aber bitter enttäuscht wird, er liest die Klassiker rauf und runter und sucht den passenden ersten Satz für sein eigenes Buch! Er findet dann endlich einen Menschen, der sich um ihn kümmert und das Leben könnte so schön sein, wenn das Leben auf der Straße nicht so gefährlich wäre, wenn sein geliebtes Viertel nicht abgerissen und wenn sein Mensch nicht plötzlich sterben würde. Dieses Buch ist grandios geschrieben; wenn Firmin der Poet über das Leben philosophiert, geht mir das Herz auf! Hat wirklich viel Spaß gemacht. Und das Cover ist wunderschön gestaltet und der Blattschnitt ist wunderbar passend zum Buch.
CP
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Ein wirklich sehr schönes Buch.

Dies ist tatsächlich der Kaufgrund. Schönes Cover und ungewöhnlicher Schnitt. Aber es ist nur die äußere Form für eine wirklich gut geschriebene Geschichte. Die "Leseratte" Firmin verschlingt Bücher und dies in jeder Beziehung. Bücher sind ihr Leben, sie kennt das Leben auch nur aus Büchern. Ein sehr interessanter Bummel durch die großen Werke der amerikanischen (nicht nur) Literatur. Firmin lebt in ihren Geschichten während die wahre Welt um sie herum versinkt. Sie ist weder in der Lage mit Ihresgleichen noch mit den "intelligenten" Menschen zu kommunizieren. Trotz großartiger Sprache entsteht keine echte Spannung und auch die Charaktere bleiben, bis auf Firmin, blass und schemenhaft. Das wirkliche Leben fehlt in diesem Buch. Aber vielleicht ist genau dies die wichtigste Botschaft: Bücher allein sind nicht das Leben.
A
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Zunächst ein paar Gedanken zum Cover und dem Rough Cut. Das Cover hat mir von Anfang an gefallen, mit der Ratte Firmin darauf, der ein Buch liest. Er sieht sehr liebevoll gezeichnet aus und wenn man das Buch gelesen hat, passt die Figur auch super zu Firmin.

Dem Rough Cut stand ich zunächst etwas kritisch gegenüber. Doch auch das passt nach Lesen des Buches eigentlich gut zur Geschichte. Man kann sich regelrecht vorstellen, wie der kleine Firmin die Seitenränder angeknabbert hat und sie deswegen ungleich sind. Und da beginnt auch die Geschichte um Firmin. Firmin ist ein Rattenkind mit 12 Geschwistern, dessen Mutter, von Firmin Mam genannt, ihre Kleinen im Keller einer Buchhandlung zur Welt bringt und sie dort auch mehr oder weniger aufzieht, oder sie sich selbst überlässt. Denn sie hat es die meiste Zeit mehr auf Nahrungsbeschaffung (für sich selbst) abgesehen. Auch seine Geschwister kümmern sich nicht um Firmins Überleben: da die Mutter nur 12 Zitzen für 13 Babys hat, ist Firmin als der Kleinste und körperlich Schwächste klar benachteiligt und versucht sich, anders über Wasser zu halten: Er frisst die Bücher um ihn herum. Doch eines Tages entdeckt er die Funktion der Bücher und beginnt, sie zu lesen...

Schnell ist Firmin auf sich allein gestellt, als seine Mutter und Geschwister ihn nacheinander verlassen. Ob sich die Liebe zum Buchhändler Norman erfüllen lässt, wie sich die Freundschaft zu Hausbewohner Jerry entwickelt und was Firmin mit seinem Bücherwissen anstellt, lest selbst...

Besonders gefallen haben mir die Lebensweisheiten Firmins. Als Firmin seine Leidenschaft für Literatur entdeckt, fällt ihm schnell auf, dass "Nichts den Lebensmut so effektiv schmälert wie eine lebhafte Fantasie" (S. 53) und auch die "literarische Bildung den Nutzen hat, die Ahnung drohenden Unheils zu vermitteln" (S. 53). Durch das Lesen sieht Firmin die Welt anders als seine Artgenossen. Firmins Tagebuch ist teilweise sehr zynisch geschrieben, an einer Stelle bezeichnet sich Firmin selbst auch als zynisch. Er sieht sich auch anderen, besonders Ratten, oft überlegen durch sein Wissen.

Trotzdem fand ich ihn sehr sympathisch und am Ende war ich fast traurig. Alles in allem ein schönes Buch, in sich stimmig. Besonders schön sind die Stellen, in denen Norman, Jerry und die "Hübschen" vorkommen.

Und zum Schluss noch ein Zitat, das irgendwie perfekt auf Firmin passt: "Wenn man einsam ist, dann hilft es, glaube ich, ein wenig verrückt zu sein, solange man es nicht übertreibt. Zumindest ist das meine Taktik." (S. 160)
T
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