Bewertungsdetails

Gegenwartsliteratur 5017
Ein Generationenroman mit harten Schicksalen authentisch erzählt
Gesamtbewertung
 
4.3
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
3.0
Sprache & Stil
 
5.0
Mildred und Daphne wachsen in England im 19. Jahrhundert im ärmsten Stadtviertel von London, Whitechapel, auf. Mildred richtet ihr gesamtes Leben darauf aus ihre jüngere Schwester, nach dem frühen Tod der Mutter, zu beschützen und träumt davon gemeinsam mit ihr nach Australien auszuwandern. Schließlich machen sich die Schwestern auf den Weg, stranden aber in Portsmouth, wo sie sich beide in den gleichen Mann verlieben. Von diesem Moment an nimmt ein Schicksal seinen Lauf, dass die nächsten Generationen mit belasten wird und erst sehr spät unterbrochen werden kann.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen und der wunderbare Schreibstil von Anna Helmin hatte mich sofort gebannt. Sie schreibt sehr anschaulich und schafft es England im 19. Jahrhundert und auch die Figuren lebendig vor meinem geistigen Auge auferstehen zu lassen. Sehr gekonnt wird der Leser mitgenommen auf eine Zeitreise und erlebt mit, wie zuerst Gas als die neueste Errungenschaft der Technik gepriesen wird und schließlich von der nächsten Errungenschaft, der Elektrizität, abgelöst wird. Als Leser ist man hautnah bei den Protesten der Fregatten dabei und darf schließlich auch noch Zeuge werden vom Bau der Titanic bis zu ihrem furchtbaren Untergang. Im Fokus steht dabei das Hotelgewerbe und auch hier erlebt man als Leser direkt den Wandel mit von Urlauben, die sich nur die Reichen leisten konnten, hin zu Urlauben für jedermann.

Im Mittelpunkt steht dabei Mildred. Eine starke und tapfere Frau, deren Mut und Tatkraft, sich aber leider irgendwann gegen sie richtet und sie anfängt alles kaputt zu machen, wovon sie doch ihr Leben lang geträumt hat. Mildred ist kein einfacher Charakter und oft hat mich ihre Sturheit und ihre gefühlte Kaltherzigkeit echt auf die Palme gebracht. Jedoch bleibt sie immer ein Kind ihrer Zeit und ficht auch ihre Kämpfe bis zum Schluss so aus, wie sie es gelernt hat. Obwohl ich mit ihr irgendwann überhaupt gar nicht mehr konnte, muss ich doch sagen, dass sie sich bis zum Ende selber treu geblieben ist und auch in ihrer Darstellung gut nachvollziehbar war. Auch wenn ich ihre Handlungsweisen irgendwann gar nicht mehr gut heißen konnte.

Sehr gut gefallen hat mir der Blick über die Generationen hinweg und in jeder Generation werden gewisse Charaktere hervor gehoben und intensiv dargestellt. Gekonnt schwebt das dunkle Schicksal von Daphne für immer als Damoklesschwert über allen und erst einer Figur, von der ich nie gedacht hätte, dass sie sich so entwickelt, gelingt es, diesen schwarzen Schatten zu vertreiben.

Schwierig war dabei für mich, dass dieser dunkle Schatten sich wie ein roter Faden durch die Schicksale zieht und wahres Glück keinem Charakter wirklich vergönnt wird. Dies hat mich teilweise ganz schön herunter gezogen und mir das Lesen echt zeitweise schwer gemacht. Zum Glück ändert sich das schließlich im Verlauf des Buches und das Ende ist so gestaltet, dass es zum Buch passt, aber auch endlich einen kleinen Aufschwung markiert.

Alles in allem ein sehr gut geschriebener Roman, der für mich sehr gut die damaligen Bedingungen anhand authentischer Charaktere darstellt. Jedoch kann ich das Buch nicht uneingeschränkt, als Wohlfühlbuch empfehlen, da es teilweise schon sehr traurig und auch erschreckend ist.
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