Bewertungsdetails

Gegenwartsliteratur 9874
Gesamtbewertung
 
1.0
Plot / Unterhaltungswert
 
1.0
Charaktere
 
1.0
Sprache & Stil
 
1.0
Die Idee dieses Romans klingt wirklich hochinteressant: Die Zeit ist für alle bis auf ca. 70 Personen, die sich bald als Chronifizierte bezeichnen, stehengeblieben, bis auf diese bewegt sich nichts und niemand mehr, selbst Vögel und Flugzeuge hängen in der Luft. Aus diesem Szenario könnte man einiges entwickeln. Und in der Tat wird auch einiges angedeutet, z.B. wie die CERN-Wissenschaftler versuchen, die Ursache für dieses seltsame Phänomen zu finden. Es geschehen Morde und es entwickeln sich Parallelgesellschaften (wie die sogenannten Ahnungslosen). Auch die Effekte des Zeitstillstands wie etwa die Stille oder die Unmöglichkeit, alleine Türen aufstemmen zu können, sind glaubwürdig beschrieben. Da die Geschichte aber aus der Sicht des Journalisten Adrian, der im Laufe der Handlung hauptsächlich alleine durch Europa wandert, geschildert wird, erfährt man dies alles nur höchst selektiv.

Auch macht es Lehr dem geneigten Leser mit seiner Sprache nicht gerade leicht. Warum nur meinen manche zeitgenössische Autoren, sie müssten ihre Werke in eine möglichst komplizierte Sprache kleiden? Haben sie Angst, nicht anspruchsvoll genug zu sein? Prinzipiell habe ich nichts gegen eine gehobenere Sprache in der Literatur, ganz im Gegenteil. In diesem Fall fand ich jedoch, dass der Autor mit einem Maximum an inhaltsleeren Worthülsen und Satzkonstruktionen ein Minimum an Handlung übertünchen wollte. Denn eigentlich passiert über die Hälfte des Buches so gut wie nichts und ich war nahe daran, es abzubrechen. Zumal ich auch bald begann, mich darüber zu ärgern, als der Erzähler schildert, wie er sich an mehreren Fuzzis (so bezeichnen die Chronifizierten diejenigen, die mit der Zeit stehengeblieben sind) vergreift und sie vergewaltigt. Ist ja auch praktisch, die halten still und können sich nicht wehren. Mag sein, dass so eine außergewöhnliche Situation solch ein Verhalten fördert, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass der Erzähler bzw. der Autor dieses Gebaren reflektiert.

Das letzte Drittel war immerhin ganz spannend geschildert. Doch auch die Hoffnung darauf, dass immerhin das Ende mit einem Knalleffekt daherkommt oder zumindest zufriedenstellend ausfällt, wurde schnell enttäuscht. Ich hatte gar nicht erwartet, dass alles restlos aufgeklärt wird, aber etwas mehr als so ein schwammiges Wischiwaschi-Ende hätte es ruhig sein können.

Fazit: Schade um die gute Idee, hier wurde viel Potenzial für einen guten Roman verschenkt.
War diese Bewertung hilfreich für dich? 7 2

Für eine werbefreie Plattform und literarische Vielfalt.

unterstuetzen books

 

 

 

Affiliate-Programm von LCHoice (lokaler Buchhandel) und Amazon. Weitere Möglichkeiten, Danke zu sagen.

Tassen, Shirts und Krimskrams gibt es übrigens im

Buchwurm-Shop

I only date Booknerds

Mobile-Menue