Mädchen haben viele Facetten, und definitiv mehr, als die Gesellschaft bereit ist, ihnen zuzugestehen. Die paar Schubladen, die eben jene Gesellschaft bereithält, sind wenig, zu klein und werden durch unzählige Erwartungen noch enger.
Dass Mädchen unfassbar vielschichtig und unterschiedlich sind, sollte keine wundersame Überraschung sein. Die Autorinnen der Kurzgeschichten, die Antje Wagner zusammengestellt hat, haben einen bunten Strauß unterschiedlichster Charaktere vorgestellt, bei denen es – größtenteils – Spaß macht, kurz in ihr Leben zu schnuppern.
Da gibt es Skaterinnen, Mädchen, die von ihren Müttern verlassen wurden und solche, die ihre Liebe in unerwarteten Menschen und Orten finden. Wir sehen schüchterne und unsichere, selbstbewusste und laute, verwirrte, verzweifelte und sehr wütende Mädchen. Vor allem sind die Mädchen und jungen Frauen stark.
Mit manchen konnte ich mich sehr gut identifizieren, bei anderen Geschichten hatte ich einen wundervollen Aha-Effekt. Denn diese Geschichten halten einem selbst und den unbewussten, tief verankerten Erwartungen, die wir durch das Leben in unserer Gesellschaft gelernt und verinnerlicht haben, den Spiegel vor. Mit manchen Geschichten konnte ich wenig bis gar nichts anfangen, was aber der Gesamtheit des Buches nichts wegnimmt.
Es ist eine tolle Anthologie, die man aus einer feministischen, gesellschaftskritischen Haltung heraus lesen kann, aber nicht muss.