Heute werden acht Unterarten des Spitzmaulnashorns, auch als Schwarzes Nashorn bezeichnet, anerkannt. Natürliche Feinde hat das Spitzmaulnashorn nicht und trotzdem gelten fünf dieser Unterarten inzwischen dank Jagd und Wilderei als ausgestorben. Der Star dieses Buches ist somit nicht Edo Morell, der von manchmal etwas zu energetische Direktor des Amsterdamer Tierparks. Sein Traum ist es, den Zoo durch einen ausgefeilten Marketingplan, nämlich eine überdimensionierte Afrikalandschaft mitten in Amsterdam, zu neuem Ruhm zu verhelfen. Auch Sariah Malan, traumatisierte Nashornexpertin, die eigens deshalb von Afrika einfliegt, spielt nicht die wichtigste Rolle. Geschweige denn Frank Rida, der leitende Zoovorstand und Unterstützer Edos.
Der wirkliche Star ist Albrecht. Seines Zeichens Spitzmaul-Nashornbulle. Sein Zweck besteht vor allem darin, die anwesenden Nashorndamen zu beglücken und Nachkommen zur Erhaltung der Art zu zeugen. Doch das gestaltet sich als gar nicht so einfaches Unterfangen.
"Das letzte Nashorn" ist ein kluges, warmherziges und oft humorvolles Buch, das auf sehr sanfte Art zum Nachdenken anregt. Was bedeutet es für eine Art auszusterben? Gibt es einen Zeitpunkt, an dem Menschen loslassen sollten? Einer Art wenigstens beim Aussterben ihre Würde zu lassen? Oder muss sie eingesperrt und auf Teufel komm' raus zur Schau gestellt werden? Tiere werden allzu oft zum Gegenstand kommerzieller und egoistischer Zwecke der Menschen.
Ganz ohne erhobenen Zeigefinger gelingt es Lodewijk van Oord mit viel Esprit, die Leser*innen in einen Gedankenstrudel zu ziehen, dem man dank des lockeren Tons nicht entkommen kann. Hut ab vor dieser Meisterleistung. Eines der besten Bücher des Frühjahrs.