Adaobi Tricia Nwaubani: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

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Adaobi Tricia Nwaubani: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Verlag
ET (D)
2011
Ausgabe
Taschenbuch
Originaltitel
I Do Not Come to You by Chance
ET (Original)
2009
ISBN-13
9783423248617

Informationen zum Buch

Seiten
500

Sonstiges

Übersetzer/in
Erster Satz
In den Dörfern, so hatte man den Eindruck, wussten die Leute alles.

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Handlungsort

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Kingsley, der Erstgeborene, genießt Privilegien. Bei Tisch darf er darauf warten, dass das Essen serviert wird, in seiner dünnen Egusi-Suppe schwimmt ein Stück Fleisch und sein Universitätsabschluss wird mit einer Party gefeiert. Doch die Zeiten in Nigeria sind schlecht, er findet keine Arbeit, und der Brautpreis für Ola - seine süße, wunderbare Ola, ist viel zu hoch. Bildung zählt zwar in Nigeria, doch ohne Geld und ein »Langbein« geht gar nichts. So nimmt Cash Daddy den Neffen unter seine Fittiche und Kingsley lernt die Spielregeln des Überlebens ...

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Wie man zu sehr viel Geld kommen kann ...
(Aktualisiert: 18 Februar 2012)
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Kingsley stammt aus einer Familie, für die Bildung das A und O ist und so hat auch er erfolgreich ein Studium absolviert und erwartet nun, die Früchte seiner Mühen zu ernten. Doch er wird bitter enttäuscht, denn er findet keine Arbeit und kann somit der Verpflichtung, für seine Familie zu sorgen, nicht nachkommen, und auch seine Freundin wendet sich von ihm ab und sucht sich einen reichen Mann. Ernüchtert und aus der Not heraus schließt er sich seinem Onkel an und lernt von diesem, wie man wirklich Geld verdient. Viel Geld!

Trotz der Anflehungen seiner Mutter, doch eine ehrliche Arbeit zu suchen, wird Kingsley in der Scam-Szene immer erfolgreicher und die Geldsorgen für die ganze Familie gehören der Vergangenheit an. Doch Kingsleys Mutter leidet unter der Veränderung ihres Sohnes und lehnt seine Arbeit weiterhin vehement ab. Auch eine neue Liebe ist dadurch in Gefahr und sie ist nur ein Vorbote der negativen Ereignisse, die Kingsley auf einmal überfallen. Aber ob sie ihn davon abhalten werden, auf den Luxus, den das viele Geld aus den Betrügereien bringt, zu verzichten?

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht. Locker und spritzig erzählt die Autorin hier ein doch ernstes Thema, ohne banal zu wirken. Die Figuren wirkten teilweise sogar etwas überspitzt, besonders Cash Daddy war für mich meist filmreif. Immer wenn er auftrat, hatte ich das Gefühl, es müsste Musik und Glimmer ins Bild kommen, so sehr stach seine Persönlichkeit hervor.

Viele Szenen und Dialoge brachten mich zum Lachen und manche der betrügerischen Aktionen ließen mich nur noch staunen. Allein aus dem E-Mail-Verkehr, der innerhalb der Geschichte entstand, hätte man noch ein weiteres Buch machen können, das für sich alleine schon spannend gewesen wäre. Wie weit die Autorin die Vorgänge im Einzelnen hier überspitzt dargestellt haben mag, kann ich nicht sagen, aber grundsätzlich ist die Art und Weise, wie die Scammer hier in der Geschichte vorgehen, offensichtlich schon lange erfolgreich, denn man braucht nur in seinen Spam-Ordner zu schauen und findet dort vielleicht genau die gleiche Art E-Mails, mit denen auch Kingsley und seine Kollegen angefangen haben. So traurig es ist, entwickelte ich teilweise kein Mitleid mit den Opfern und fragte mich eher, wie man so blöd-gierig sein kann, auf solche E-Mails hereinzufallen.

Kingsley und seine Familie gehörten zwar trotz ihrer Armut noch zu den besser gestellten Familien im Land, noch ärmere Dörfer wurden nur kurz erwähnt , aber die Schwierigkeiten, mit denen sie kämpften, wurden doch sehr deutlich. Allein die Szenen im Krankenhaus waren erschreckend und ließen mich unser eigenes Gesundheitssystem mit Erleichterung betrachten. Aber das Buch vermittelt auch viel über die Bedeutung der Familie, nämlich die Familienzugehörigkeit und Selbstverständlichkeit, füreinander zu sorgen. Man lässt sich nicht im Stich.

Ein Lesevergnügen, das gleichzeitig auch nachdenklich macht . Ich bin gespannt, ob es von der Autorin noch mehr zu lesen geben wird.
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Auf meiner literarischen Weltreise habe ich mich vor kurzem nach Nigeria begeben und einen sehr interessanten Roman über Scammer gelesen. Jeder hat wohl schon einmal eine E-Mail bekommen, in der man in schlechtem Englisch um Hilfe gebeten wird. Man wird gebeten, bei einem Millionentransfer zu helfen und als Belohnung winkt ein dicker Anteil an eben diesem Geld. Wenn man auf dieses Angebot eingeht, muss man allerdings erst größere Beträge für den Verwaltungsaufwand ausgeben. Und ich muss wohl niemandem erklären, dass man von den versprochenen Millionen nie etwas zu sehen bekommen wird.

Dieser Roman erzählt von dem Nigerianer Kingsley, der wie seine Eltern ein Studium an der Universität abgeschlossen hat und trotz allem keine Arbeit finden kann. Jede Bewerbung wird abgewiesen, seine Freundin trennt sich von ihm und schließlich wird auch noch der Vater schwer krank. In dieser Notsituation wendet Kingsley sich an seinen reichen Onkel Cash Daddy, der sein Geld durch Betrug verdient.

Adaobi Tricia Nwaubani zeichnet hier kein sehr positives Bild von Nigeria und mehr als einmal muss man sich fragen, ob das Leben dort wirklich so schlimm sein kann. Ein Gesundheitssystem ist praktisch nicht vorhanden, selbst mit einem Universitätsabschluss kann man nicht genug Geld für seine Familie finden, Frauen können sich nicht erlauben, aus Liebe zu heiraten, sondern müssen in erster Linie auf finanzielle Absicherung schauen. Und trotzdem ist das Buch nicht in erster Linie bedrückend oder traurig. Eigentlich fand ich es sogar sehr unterhaltsam und stellenweise witzig. Nur wenn man eben über das Buch hinaus denkt und sich die Situation genauer vor Augen führt, werden einem die Schrecken richtig bewusst.

Ich habe jedenfalls viel aus diesem Buch gelernt und sehe diese E-Mail-Betrüger jetzt auch in einem anderen Licht. Natürlich ist es nach wie vor ein Verbrechen, was sie da machen, andererseits ist es für die Betrüger oft der einzige Weg, sich aus dem Elend zu retten und etwas Geld für sich und die Familie zu verdienen. Sehr schön fand ich im Buch auch, dass die reich gewordenen Betrüger ihr Geld nicht ausschließlich für sich selbst behalten, sondern ihre Verwandten und Freunde in allen Notlagen unterstützen.
S(
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Kingsleys Familie legt seit jeher Wert auf eine gute Ausbildung, ordentliche Arbeit, Zuverlässigkeit. Kingsley wurde auf Wunsch seines Vaters Chemieingenieur, doch der erfolgreiche Abschluss nutzt wenig. Es hagelt Absagen, denn den grundehrlichen Leuten fehlen zum Einen die Beziehungen und zum Anderen der Wille und die Möglichkeiten, finanziell nachzuhelfen. Der Vater verdient als Beamter kaum noch etwas und das Übel bricht endgültig herein, als die mageren Ersparnisse für einen Krankenhausaufenthalt gesammelt werden müssen. Der letzte Ausweg ist der unfassbar reiche Onkel Boniface - dessen Gewinne jedoch maßgeblich aus Scammer-Betrug generiert wurden. Boniface sorgt mit Mails, Briefen und Faxen dafür, dass reiche Ausländer investieren, um vermeintliche Vermögen von Nigerianern zu retten oder winidige Wirtschaftsprojekte zu finanzieren. Kein Wunder, dass die Familie da nicht gerne um Hilfe bittet. Doch Kingsleys Gewissensbisse halten nicht lange; er steigt wegen des Geldmangels bald selbst ein und erweist sich als gewitzter "Investment-Berater". Mit seinem Tun eckt er zu seinem Leidwesen jedoch nicht nur bei der entsetzten Mutter an.

Nwaubanis Buch um den so genannten 419-Betrug faszinierte mich von Beginn an. Sie bietet einen interessanten Einblick in die nigeranische Gesellschaft, wo Familienzusammenhalt groß geschrieben wird und innerhalb der Familien strikte Rangordnungen herrschen. Die Rahmenbedingungen ansonsten sind weit von dem entfernt, was man in Europa gewohnt ist: Selbst im Notfall leistet das Krankenhaus nur dann eine Behandlung, wenn vorab bezahlt wird und für jede simple Tablette, jeden Verband oder die Kanülen werden die Angehörigen mit einer Einkaufsliste in die Stadt geschickt. Taxis mögen so voll sein wie hier die Busse, doch Schlaglöcher sind dort keine Sensation, die in die Zeitung gehört. Und eine Familie, die hartnäckig an ihren hehren Grundsätzen festhält, passt nicht so recht in ein Umfeld, das lebhaft organisiert, improvisiert und Beziehungen unterhält.

Auf der anderen Seite steht einer wie Boniface "Cash Daddy", der sich einen umfangreichen Schuhfundus in fantasievollen Farben leistet, mehrere Autos und einen Prunkpalast als Wohnsitz. Doch so viel Geld er für sich ausgibt, so viel stiftet er gleichzeitig für Stipendien, für Kinder, für Straßen, für die Familie. Cash Daddy handelt fast wie ein moderner Robin Hood und angesichts der Rahmenbedingungen, von denen man erzählt bekommt, schwindet das Mitleid mit den Betrogenen Seite um Seite. Es ist und bleibt Betrug, doch man erkennt auch, dass all die Tricks aus Verzweilung heraus geboren wurden und dass der eine oder andere bei suspekten Gelegenheiten zugreift, um seine Situation zu verbessern. Genug Nigerianer lehnen Scammer ab, doch die böse Buben haben ausreichend Geld, um nötigenfalls die Polizei milde zu stimmen: Bei guter Getränkeversorgung und mit ein paar Spielkarten versorgt warten die Beamten gerne mit einer Verhaftung, bis der Delinquent fertig gebadet hat.

Mir gefällt sehr gut, wie Nwaubani Sympathien und Ärgernis ausbalanciert. Kingsley durchlebt erst die Verzweiflung zu Hause, dann einen Erfolgsrausch bei Cash Daddy und er schlittert zwischen den geteilten Reaktionen auf seine Arbeit hin und her. Obwohl er für seine Familie nun den Verpflichtungen als Ältester nachkommen kann, schämt er sich und sagt den meisten Bekannten nicht die Wahrheit über seinen Job. Völlig konsterniert muss Kingsley auch noch feststellen, dass Scammer keinen ungefährlichen Bürjob haben.

Nwaubani bietet letzten Endes keine perfekte Lösung für Probleme jedweder Art. Ihr Kingsley erweist sich als lernfähig, anpassungsfähig und er stellt auf eine ganz eigene Lösung um, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Einfach ist das Leben in Nigeria nicht, und einfach macht es Nwaubani dem Leser folgerichtig auch nicht. Aber sie macht es mit Gefühl und Humor und die Geschichte lässt einen bis ans Ende nicht mehr los.
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