Was ist das für ein Brief, den Jostein Gaarder in einem Antiquariat in Buenos Aires entdeckt? Eine Fälschung? Oder eine Enthüllung? Wahr ist, daß der berühmte Kirchenvater Augustinus, an den der Brief gerichtet ist, viele Jahre lang eine Frau namens Floria liebte, sogar einen Sohn mit ihr hatte und ihr dann plötzlich für seine Liebe zu Gott den Laufpass gab und alle gemeinsamen Gefühle verriet. Wie mußte sich Floria da fühlen? Das erzählt der aufgefundene Brief, der ihren Namen als Absender trägt. Floria fragt Augustinus: Warum ist alles, was zwischen uns war, plötzlich Sünde in Deinen Augen? Warum ist die Frau die, die verführt, und der Mann nur der Verführte? Warum schließt Deine Liebe zu Gott jede Leidenschaft für eine Frau aus? In ihrer provokanten Argumentation rüttelt Floria an einer Moral, die den mann bis heute - nicht nur in der Kirche - über die Frau erhebt..
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Charaktere
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Sprache & Stil
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"Vita Brevis" ist eines der seltenen Bücher Jostein Gaarders, das der Autor für Erwachsene geschrieben hat.
Sehr schön bringt er dem Leser die Gedanken über Liebe und Gott nahe.
Der "Kirchenvater" Augustinus wird uns hier von einer ganz anderen Seite gezeigt: seine Geliebte hat er verlassen, als er den Ruf der Kirche verspürte, hat ihr das gemeinsame Kind weggenommen, um es auf den "richtigen Weg" zu führen und wird Vertreter einer Moral, die er zuvor selbst nicht gelebt hat.
In einem Brief, der Jahrhunderte später wieder in einem Antiquariat auftaucht, schildert diese Frau ihre Geschichte und beleuchtet einen Aspekt aus der Frühzeit des Christentums, eine Doppelmoral, die so manchem sauer aufstoßen mag. Eine Frau und das gemeinsame Kind zu verlassen, weil man sich zu "Höherem" berufen fühlt - ist das moralisch?