Der 700 km lange Pfad von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela, der letzte Abschnitt des sogenannten Jakobswegs, galt im Mittelalter neben den Wallfahrten nach Rom und Jerusalem als wichtigster Pilgerweg. Diesen langen Weg durch die rauhen, leeren Landschaften Nordspaniens ging im Sommer 1986 auch Paulo Coelho. Als Mitglied einer alten katholischen Bruderschaft war ihm soeben aufgrund mangelnder Demut die Meisterweihe verweigert worden. Der einzige Ausweg aus der Krise: den Pilgerpfad nach Compostela zu beschreiten, um "sich selber kennenzulernen" und zu erfahren, dass "der Weg der Erkenntnis allen Menschen offensteht und bei einfachen Dingen beginnt".
Autoren-Bewertung
1 Bewertung
Gesamtbewertung
2.0
Plot / Unterhaltungswert
2.0
Charaktere
2.0
Sprache & Stil
2.0
Im Gegensatz zu den anderen Büchern von Paulo Coelho hatte ich mit dem hier so meine Schwierigkeiten. Der alte Pilgerweg nach Santiago de Compostela ist seit Jahrhunderten ein Magnet für Suchende und Gläubige aus aller Welt. Auch Coelho selbst ist ihn 1986 gegangen, nachdem ihm seine Bruderschaft (ähnlich den Tempelrittern o.ä.) die höheren Weihen versagt hat.
Es ist viel von spirituellen Erlebnissen die Rede, doch diese nehmen teilweise so übersinnliche, märchenhafte Züge an, dass ich dem Buch nicht richtig folgen konnte. Mir war das Ganze etwas zu mystisch (und mysteriös...)
Nach den Vorschußlorbeeren des P.Coelho war dieses Buch (Hörspiel) eine große Enttäuschung. Überfrachtet von altbackener naiver kirchlicher Symbolik kommen die philosophischen Aussagen nicht ans Tageslicht. Wertvolle Anregungen für die Selbsterkenntnis lassen sich unter Reliquien, Engeln und Dämonen nicht mehr erkennen. Dazu wiederholt sich in dem autoritären Petrus, dem sich der Pilger unkritisch unterwirft, auch noch die Schäfchen-Vater-Rolle, der bereits Millionen Menschen in den Jahrhunderten grausamer Kirchengeschichte zum Opfer gefallen sind. So sehr der P.Coelho zu verehren ist, der Einfluß der Jesuiten ist hier leider noch zu stark um sein literaische Potential genießen zu können.
Im Gegensatz zu den anderen Kritiken hat mich das Buch schwer beeindruckt. Das Buch handelt von Hindernissen und Problemen, die Jeder auf seinem Weg des Lebens überwinden muss, um sein ganz persönliches Glück zu finden. Die Entwicklung, die Coelho auf dem Weg durchlebt ähnelt der Entwicklung vom Jungen zum Mann. Durch verschiedene Aufgaben, die ihm sein Meister "Petrus" während der Wanderung stellt nimmt er seine Umwelt immer besser war, macht mystische, überweltliche Erfahrungen und erkennt was vorher noch tief in ihm verborgen lag. Der gesamte Jakobsweg steht hier symbolisch für einen wichtigen Lebensabschnitt der mit all seinen Bergen und Tälern begangen wird. Coelho verdeutlicht dabei auf beeindruckende Art, dass jeder Weg von A nach B auch ein Stück Weg zum eigenen Selbst ist, zum "sich kennen lernen" ist.