Magische Völker: Da denkt jeder sofort an Elben und Orks. Doch Tolkien war gestern - jetzt kommt Adrian Tchaikovsky! In seinem fantastischen Epos besitzen Menschen die magischen Fähigkeiten von Insektenvölkern. Das Ameisenvolk kann Gedanken lesen, die Käfermenschen sind geborene Tüftler, und die geflügelten Armeen der Wespenkrieger vernichten alles, was sich ihnen entgegenstellt ...
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Plot / Unterhaltungswert
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Charaktere
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Sprache & Stil
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Stenwold Werker, ein Angehöriger des Käfervolkes, der in Collegium unterrichtet, war vor Jahren dabei als die Stadt Myna vom Volk der Wespen überfallen und eingenommen wurde. Zusammen mit einigen Verbündeten aus den unterschiedlichsten Völkern gelang ihm die Flucht. Seitdem versucht er die Menschen vor einer Invasion der Wespen zu warnen. Vergeblich. Das Imperium der Wespen breitete sich bisher in anderen Richtungen aus - bei den primitiven Völkern, die für die Bewohner der Tieflande nicht zählen. Man treibt guten Handel mit dem Imperium und so sind alle zufrieden. Stenwold aber hat in den Jahren einen kleinen Spionagekreis aufgebaut und arbeitet daran seine Schüler in Collegium nach geeigneten Personen zu durchforsten, die er in seinen Kreis aufnehmen kann.
Seine derzeitige Gruppe besteht aus vier Personen. Jubelgut, seiner Nichte, Tynisa, ein Mädchen aus dem Spinnenvolk, das er adoptiert hat, Totho, ein Mischling aus Ameisen- und Käfermenschen - ein Erfinder wie Stenwold, und Salma, ein adliger Angehöriger des Libellenvolkes. Als zu den stattfindenden Spielen auch die Wespen eine Abordnung senden, sind die Organisatoren doch beunruhigt. Auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen, die Worte Werkers sind nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen.
Kurz darauf wird ein Attentat auf Stenwold begangen und er sendet seine Schüler in aller Eile in die Industriestadt Helleron um sie in Sicherheit zu bringen, wie er glaubt. Und so beginnt die Flucht und der Widerstand gegen das Imperium zu dem sich auch alte Bekannte wieder einfinden.
Adrian Tchaikovsky beginnt seinen Roman mitten im Gefecht. Als Leser wird man sogleich in die Kämpfe gegen das Wespenvolk hineingezogen. Man lernt unterschiedliche Personen kennen, erfährt zu welchen Volk sie gehören und das war es erst mal. Keine ausschweifenden Erklärungen zu den einzelnen Völkern oder Fähigkeiten. Das wird in Laufe der Geschichte Stück für Stück erklärt. Vieles bleibt noch offen, das wird sicher in den nachfolgenden Bänden nachgeholt.
Wie genau es zu den einzelnen Veränderungen der Völker kam, bleibt ungesagt. Jedes Volk hat sich den Fähigkeiten eines Insektes (im weiteren Sinn, da Skorpione und Spinnen nicht zu den Insekten zählen - wobei ich nicht weiß, ob der Autor nicht Gliederfüßler statt Insekten gemeint hat) angeglichen. Die eher plumpen Käfermenschen sind sehr geschickt was Maschinen betrifft, während die Ameisenmenschen über die Gabe des Gedankenlesens untereinander verfügen. Auch aussehensmäßig haben sie sich angeglichen.
Diese Unterschiedlichkeit und die Vergangenheit, man erfährt von einer Revolution, sorgt für Spannungen. Auf der untersten Leiter stehen die Mischlinge. Die Völker sind entwicklungsmäßig sehr verschieden. Von vermeintlich primitiv bis hochentwickelter Lebensweise. Fast jedes Volk hat eine unterschiedliche Gesellschaftsform. Die Wespen, die ein Imperium gegründet haben und sehr stark expandieren, selbstverständlich ohne Einwilligung der jeweiligen Bewohner, gleichen den hinlänglich bekannten Völkern in unserer Geschichte - Hunnen, Römer ...
Die Charaktere sind vielfältig angelegt. Es gibt keine superguten Typen mit strahlend weißer Weste. Genauso ist es auch mit den näher beschriebenen Wespenkriegern. Keine menschgewordenen Bestien. Sondern gefangen in ihrem Umfeld, ihrer Erziehung und dem, was ihr Leben ausmacht. Im Klappentext ist von magischen Fähigkeiten die Rede. Im Grunde gibt es keine Magie in der Welt der Insektenvölker. Und doch verfügen einige über Fähigkeiten, die von den anderen ehrfürchtig die Alte Kunst genannt wird. Was es damit auf sich hat, bleibt noch im Dunkeln. Wie es scheint, hatte früher jedes Volk irgend eine Art von Alter Kunst, die in Vergessenheit geraten zu sein scheint.
In diesem ersten Band beginnt der Widerstand gegen die Wespen, aber auch der "Kampf" untereinander. Denn das gleiche Ziel zu haben, macht aus so unterschiedlichen Rassen noch keine verschworene Gemeinschaft. Die Konflikte sind vorprogrammiert. Der Ideenreichtum des Autors was seine Völker betrifft ist sehr interessant, auch wenn einige der Völker sich sicher mit den üblichen Fantasy-Völkern vergleichen lassen.