Zu Beginn möchte ich schreiben, dass eigentlich das Wort „Krieg“ dazu führen würde, dass ich den Roman nicht in eine nähere Erwägung ziehe. Ich mag weder Kriegs- noch Rittergeschichten. Aber ich habe mich schon oft von Autoren überzeugen lassen, deren Stil mir in anderen Büchern gefallen hat, auch außerhalb meines Genres zu lesen. Ich hatte „Orks vs Zwerge“ gelesen und war von der Geschichte und vor allem von der Art, wie sie geschildert wurde, sehr begeistert. So bin ich eingestiegen in die Welt des Blausteins. Eine Welt, die durch eine sehr schön gestaltete Karte vorgestellt wird (und auf der ich sehr erfreut auch Drachen gefunden habe).
Dem Roman vorangestellt ist ein Zitat, das so wahr ist, wie es zum Roman passt. Schon hier fand ich wieder das, was mir bei den Autoren so gut gefällt. Ihre Geschichten haben keine Beliebigkeit, sie sind eingeordnet in eine starke ethische Motivation. Was aber keinesfalls einseitig und unkommentiert bleibt.
Der Prolog zieht sofort ins Geschehen, in eine Welt von Tod, Angst, Verfolgung, eigene Flora und spezielle Fauna und Blaustein. Dieser Blaustein schein viel Verwandtschaft zu Crystal zu haben. Er aktiviert (hier Talente) und macht kaputt – wie Crystal scheinbar auch zunächst sichtbar an den Zähnen und der Körper wird dabei ausgelaugt. Blaustein ist scheinbar selten und sehr wertvoll.
Außerdem werden uns zwei Charaktere vorgestellt, die völlig unterschiedlich sind, aber jeder auf seine Art sehr spannend. Nach diesem fulminanten Einstieg zieht zunächst etwas Ruhe ein, denn nun werden dem Leser verschiedene Schauplätze vorgestellt. Ziemlich deutlich wird, abseits von aller mittelalterlichen Romantik, der Schmutz der die Ansiedlungen, vor allem die Städte, zu stinkenden Kloaken macht. Allerdings für Menschen, die nichts anderes kennen, ist das eben so normal, dass es nur in Extremfällen bemerkt wird. Ein solcher Extremfall ist der Stadtbezirk,in dem Sara lebt. Sara hat die Ausrottung ihres Dorfes überlebt, denn sie kann sich unsichtbar machen. Diese Fähigkeit ist ein Fluch in dem Land, in dem sie jetzt lebt. Ein Segen ist sie für den Mann, bei dem sie leben muss und für den sie zusammen mit einer Gang aus Kindern als Taschendiebin arbeitet. Kein gutes Leben, aber immerhin ist sie keine Sklavin wie viele ihres Volkes in anderen Ländern. Ihr Leben ändert sich drastisch, als sie den Auftrag bekommt, den Puppenspieler in eine Falle zu locken.
Die zweite Person, die eingeführt wird, ist Marten. Ein junger Mann, der seinen Weg im Leben noch nicht gefunden hat. Er nimmt das Leben nicht so richtig ernst. Heute würde man ihn vermutlich als Halbstarken bezeichnen, der vor allem seinen Erfolg bei Frauen nutzt. Aber auch sein Leben verändert sich durch das Zusammentreffen mit dem Puppenspieler.
Der Puppenspieler ist eine spezielle Persönlichkeit, dessen Name Programm ist, obwohl er mich zunächst verwirrte. Er ist einer der mächtigen Männer des Landes und er hat einen starken Gegenspieler – Cajetan ad Hedin, den Ordensfürst des Flammenschwertordens von Berun.
Zwei Pole einer Gesellschaft, eines Reiches, welches von einem schwachen Kaiser mehr schlecht als recht regiert wird. Der Kaiser interessiert sich auch nur für sein Vergnügen. Die Regierungsgeschäfte führt eigentlich dessen Mutter, eine kluge Strategin, die versucht, das Erbe ihres Mannes, der wohl ein starker Regent war, zu erhalten. Das ist nicht einfach, wenn verschiedene Absprachen nicht eingehalten werden und wichtige Güter statt in die Provinzen des Reiches zu kommen vom Kaiser verprasst werden. Das Reich verlottert, die Grenzen sind nicht mehr gesichert, Menschen hungern. Es bröckelt an allen Enden und die Feinde wittern ihre Chance.
Soll eine Hochzeit des Kaisers wirklich den Frieden sichern? Muss die Kaiserin diese Chance nutzen?
Sara wird ihre Kriegstaufe erhalten in einem Kampf, der die Freunde der Kriegsschilderungen begeistern wird. Teilweise wirken die Kampfszenen wie choreographiert.
Marten erlebt eine Seereise, die voller toller Schilderungen des Kampfes mit dem Meer ist.
Außerdem wird der Leser, wie bei diesen Autoren üblich, die andere Seite kennenlernen, die Sicht auf das Reich von außen. Dabei wird eine Welt gezeigt, die ein wenig die Atmosphäre von New Orleans und Voodoo entstehen läßt. Eine bunte Götterwelt, die entgegen der Sicht des Reiches, in dem die Götter ausgerottet wurden durch die „ Reisenden“, sehr lebendig ist. Die Reisenden haben Menschen gezeigt, dass die Götter unnütz sind und diese in den Legenden besiegt. Wie das dann so geschieht ist die Verehrung dieser „Reisenden“ zu einem neuen Kult geworden, der sich von einem Götterkult nicht sehr unterscheidet. Schwierig ist, dass er gegen die alten Götter hart vorgeht und unbedingten Gehorsam verlangt. Aber die alten Götter sind nicht tot und es hilft auch nichts, alles auszurotten, was mit ihnen zusammenhängt – wie zum Beispiel mit Talent gesegnete Menschen.
Und dann sind da noch die Rotkittel, die schon im Prolog auftauchen. Sie sorgen für ziemlich viel Wut auf das Kaiserreich, aber sind sie wirklich kaiserliche Soldaten?
Am Ende ist eins klar: Der Krieg ist unvermeidlich!
Fazit:
Ein toller Auftakt dieser Trilogie mit schillernden Charakteren und spannenden Rätseln.