Tad Williams: Der Drachenbeinthron

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Mein Endruck von Tad Williams´ Osten-Ard-Zyklus will sich nicht vollständig in die Reihen der mehrheitlich doch über alle Maßen positiven Rezensionen gesellen (siehe bspw. „Kritiken“ auf Amazon.de), nicht, weil mir die Geschichten um Seoman Schneelocke, den Hauptprotagonisten, nicht gefallen hätten (davon kann wirklich keine Rede sein), sondern weil trotz aller Pluspunkte der eine oder andere Fehlgriff von Williams nicht ungenannt bleiben sollte.

Williams macht bisweilen den Fehler, den an und für sich sehr greifbaren und realistischen Charakteren einen Hauch allzu „tatsächlicher Realität“ verleihen zu wollen – so möchte ich in meinem Leben nie wieder die Wörter „Mondkalb“ und „Küchenjunge“ (beides sind Attribute von Simon/Seoman) hören, die ständige Bezugnahme auf die Schwächen des Helden macht ihn zwar menschlicher, ist jedoch in ihrer Übertreibung (das gilt selbstverständlich nur für einige Passagen) beinahe schon lächerlich und an die Satire grenzend (was nun ja wirklich nicht bezweckt war – eine unfreiwillige Komik also, die den Leser stellenweise auch zur Weißglut treiben kann). So stolpert Simon zaudernd, flennend, blutend und stets am Ende seiner Kräfte von einer Misere in die nächste – wenn man zu allem Überfluss alle vier Bände in Folge liest, sprich sich keine Abwechslung gönnt, stößt dieser Umstand besonders bitter auf... Gegenüber dem Charakter Maegwin entwickelte ich bisweilen sogar Aggressionen – unglaubwürdiger und fadenscheiniger konnte Williams diese Figur wohl kaum gestalten: erneut beging er den Fehler, den grundsätzlich begrüßenswerten, realistischen Ansatz in ein Extremum zu treiben, das den Leser im Laufe der Lektüre irgendwann den Kopf schütteln und laut aufstöhnen lässt - kurz: manchmal verkommt das Buch zu einer Seifenoper billigster Machart.

Den oftmals angestellten Vergleich mit Tolkien und dem Herrn der Ringe (das Silmarillion ist ohnehin ein anderes Genre) kann Osten-Ard meines Erachtens nicht bestehen – die Qualität der Sprache (ich spreche von der Übersetzung ins Deutsche HdR: Margaret Carroux / Osten-Ard: V.C. Harksen) ist bei Tolkien eine vollkommen andere: anspruchsvoller, in einer gewissen Hinsicht weltfremder, dem Epos entsprechender. Allerdings war Williams´ Priorität, der Anspruch, den er an sein Buch stellte, zweifelsohne ein anderer, als jener von Tolkien: wo Josua ein sorgengeplagter Querulant war (...um es übertrieben zu formulieren), war Aragorn beinahe ein Übermensch, Frodo und Simon, Maegwin/Miriamel und Eolair/Simon, Isegrimnur und Gimli, immer dasselbe Schema... ich will die Bücher von Osten-Ard nicht als Strandlektüre abtun – das sind sie zweifelsohne nicht! Aber die Bezeichnung „Literatur“ gebührt dem HdR zweifelsohne in einem höheren Maße.

Und schließlich das „große Finale“ – „der Engelsturm“: ohne das Wesentliche vorwegzunehmen, möchte ich dennoch die übertriebene „Effekthascherei“ der letzten hundert Seiten nicht unerwähnt lassen. Auch konnte mich letztlich die Auflösung der Geschehnisse um Ineluki, die Nornenkönigin und natürlich Simons eigene Person nicht gänzlich überzeugen – vielem haftete ein etwas konstruierter Charakter an, was allerdings bei der Fülle an Charakteren und Verhältnissen, politischen sowie persönlichen, auch nicht weiters verwunderlich, und somit entschuldbar ist...

Um aus diesen Kritikpunkten eventuell resultierenden Mißverständnissen vorzubeugen, sei gesagt, dass dennoch alle vier Bücher des Osten-Ard-Zyklus gleichermaßen zu empfehlen sind; die Schwachstellen werden durch die Stärken der Erzählung mehr als ausgeglichen und letztlich stellt man die Bücher mit einem guten Gefühl zurück ins Regal – und das ist die Hauptsache. Wer also epische Fantasy zu schätzen weiß, gegen die eine oder andere Länge nichts einzuwenden hat, bzw. die nötige Konsequenz aufbringt, das Buch wegen einer u.U. redundanten Passage ad acta zu legen und schließlich, wer die nötige Zeit aufzubringen in der Lage ist – dem kann ich die Osten-Ard-Saga nur wärmstens empfehlen.
S
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