Tobias O. Meißner: Barbarendämmerung

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Tobias O. Meißner: Barbarendämmerung
Verlag
ET (D)
2012
Ausgabe
Taschenbuch (Broschiert)
ISBN-13
9783492702317

Informationen zum Buch

Seiten
384

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Um den Tod zu begehen, waren die Menschen gekommen.

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Handlungsort

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Niemand kennt seinen Namen. Bevor er seine Opfer tötet, spricht er kein Wort. Er dringt in die Städte der Menschen ein und bringt Verwüstung. Er ist der Barbar – und sein Weg führt über Leichen, durch Blutströme und mündet in pures Entsetzen. Als die Menschen versuchen, den Barbaren für ihre Zwecke zu benutzen, gerät alles außer Kontrolle: Aus völliger Ruhe explodiert er zur totalen Raserei. Er besitzt kein Verständnis für Eigentum, Wert oder Schönheit. Er desertiert, zerstört alles und zieht, vom Blut seiner Feinde überströmt, durch unsere Straßen. Wage es nicht, dich dem Barbaren in den Weg zu stellen! Wenn du ihm begegnest, senke stattdessen den Blick. Denn der Barbar ist der vollendete Wilde – mit einer Würde und Gewalt, wie sie sonst nur einer Gottheit gleichkommen …

Autoren-Bewertungen

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Die Zivilisation und das Natürliche
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5.0
Tobias O Meißner erzählt von einem Barbaren, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Inspiriert von Robert E Howards Conan-Erzählungen schrieb Meißner dieses Buch, das eine Vielzahl an zusammenhängenden Kurzgeschichten enthält, die aber allesamt unabhängig voneinander gelesen werden können.
Langeweile kann in diesem Fantasyroman kaum vorkommen, da die Erzählungen dafür sowohl inhaltlich als auch stilistisch viel zu vielseitig und abwechslungsreich sind.

Meist agiert der Barbar, der keinen Namen zu haben scheint, als Einzelkämpfer, doch dann ist er plötzlich Teil einer Horde,
mal steht er in einem Duell mit nichtmenschlichen Wesen, mal bekommt er es mit einer ganzen Schar an Gegnern zu tun,
er lässt sich einstellen als Türsteher und Rausschmeißer, als Dieb oder um Götter Demut zu lehren,
er folgt stets seiner Neugierde, sucht sich immer neuartige Herausforderungen,
er hält emotionale Regungen für Anzeichen von Schwäche und spricht niemals,
zu keiner Zeit ist auch nur im Geringsten zu erahnen, was er als nächstes tut,
und er ist der Überwinder,
kommt in seiner Wildheit einer Naturgewalt gleich.

Die Sprache im Buch ist durchweg erstklassig, da es Meißner immer wieder schafft, den Leser binnen weniger Sätze in die Geschichte eintauchen zu lassen. Er bedient sich an Analogien und Metaphern, sodass die Bilder im Kopf noch intensiver und lebendiger werden.
Hin und wieder gibt es zur Abwechslung einen Perspektivwechsel, dann schreibt Meißner in Versen und manches ist traumartig, symbolisch derart fließend ausgearbeitet, dass es den Leser mit der Frage zurück lässt, was denn nun real oder fiktiv war.
Alle Kapitel bieten sehr gute Unterhaltung, auch ohne darin einen tieferen Sinn sehen oder suchen zu wollen. Aber es wäre kein Werk von Tobias O Meißner, wenn da nicht noch mehr drin stecken würde, und so wird es an manchen Stellen im Buch auch sehr philosophisch (natürlich ohne dabei sprachlich abzuheben!).
Das Buch beginnt mit einem Zitat von keinem geringerem als Robert E Howard und bildet den Teppich des Romans.
Die vom Menschen künstlich erschaffene Zivilisation wird der Natürlichkeit entgegen gestellt. (Indirekt) hinterfragt wird zum Beispiel:
Was macht einen zivilisierten Menschen aus?
Was unterscheidet einen vermeintlich aufgeklärten Straftäter von einem Barbaren, der die von den Menschen erschaffen Gesetze nicht achtet?
Wie viel 'Krankheit' schlummert im kultivierten Menschen?
Gibt es von Zivilisierten ausgeübte Abnormitäten, die selbst für einen Barbaren jenseits der Erträglichkeit sind?

Apropos Erträglichkeit: Leser sollten einiges aushalten können, da dieses Buch selbstverständlich alles andere als gewaltfrei ist. Hier betreibt der Autor Katharsis, er bedient sich dem Schreiben, um ein Ventil zu haben für die Grausamkeit unserer Realität; und wenn ihm mal (morbide) Ideen ausgehen, erhält er sogar Anregung einer Kollegin mit dem Namen Jenny-Mai Nuyen!
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Ein intelligentes Fantasybuch mit Kurzgeschichten-Charakter
(Aktualisiert: 21 Mai 2012)
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Der Barbar spricht nicht. Er ist getrieben von seinen Instinkten und damit dem puren Willen zu Überleben. Er weiß nichts über Liebe oder Freundschaft und versteht noch weniger von Kunst. In einer vermeintlichen Zivilisation gilt er als "Anders". Etwas, das man begaffen und benutzen kann - und etwas, von dem ungeahnte Gefahr ausgeht. Und so ist der Barbar auch eine Hommage an Robert E. Howards "Conan", den man allerdings nicht kennen muss, um die Wirkung von "Barbarendämmerung" am eigenen Leib zu spüren.

Der episodenhafte Aufbau des Buches ist stark von einem Kurzgeschichtencharakter geprägt. Nur wenige Elemente der Kapitel basieren aufeiander, weshalb man diese auch fast voneinander unabhängig lesen kann. Tobias O. Meißners Sprachexperimente sind seinen Fans wohlbekannt und so finden sich hier übelkeiterregende, an Tarantino erinnernde Splattersequenzen neben Szenen voll von poetischer Kraft und Schönheit. Der Autor erschafft mit wenigen Zeilen lebendige Bilder im Kopf des Lesers und bringt diesen so nahe an das Geschehen, dass kaum eine Seite zwischen ihn und den Barbaren passen würde. Das Buch ist ein Sammelsurium an zitatefähigen Sätzen und eigentlich müsste man fast das ganze Buch abschreiben, wenn man alles Bemerkenswerte hervorheben wollte.

Robert E. Howards "Conan" kenne ich nicht - dafür allerdings Schwarzeneggers Interpretation des Conan. Doch zu diesem Thema hülle ich mich lieber in beredtes Schweigen, denn ich weiß, dass vor allem Männer diese Verfilmung lieben. Eine Verfilmung, für die Schwarzenegger 1983 übrigens für die "Goldene Himbeere" als "Schlechtester Darsteller" nominiert wurde. Dies nur am Rande. "Barbarendämmerung" ist ein intelligentes Buch, das den Leser immer wieder die Frage stellen lässt, wer der eigentliche Barbar ist. Was ist so zivilisiert an einer Welt, die Zwangsprostitution - nicht nur von jungen Frauen, sondern auch von Tieren - zulässt? Einer Welt, in der täglich Milliarden von Lebewesen - Menschen wie Tiere, egal ob jung oder alt - Todesqualen erdulden und elend verrecken. Oft nur aus dem Grund, die Lust anderer zu entfachen und zu befriedigen. Die Lust des Fleisches und die Lust nach Fleisch.

Und einmal hatte er unten vor versammeltem Hörsaal ein Schwein schlachten lassen. "In den Städten ist man diesen Anblick schon gar nicht mehr gewohnt", hatte er dabei mit lauter Stimme und ausgebreiteten Armen gerufen, während einigen der empfindlicheren Studenten übel wurde und sogar die Sinne schwanden, "aber so sieht es aus, so riecht es, so schreit es, und so wehrt es sich, was wir wohlschmeckende Wurst nennen!"

Und doch fehlt der moralisierende Zeigefinger. Vielmehr hält Meißner uns allen den Spiegel vor - wie er das immer in seinen Büchern zu tun pflegt. Die Wertung überlässt er anderen.

Der Barbar wirkte auf mich oft wie ein Kind, denn auch Kinder sind manchmal grausam, manchmal aber auch nicht. Und meistens folgen sie ihren Instinkten. In vielen Szenen kann man den Barbaren deshalb sogar eher mit einem Kind als mit einem Tier vergleichen. Kinder spielen oft mit der Grausamkeit, um herauszufinden, wie weit sie gehen können - sie sind unerfahren und müssen Dinge kennenlernen. Tiere sind grausam, wenn es um ihr Überleben geht. Und doch ist der Barbar oft auch wieder ein Tier, das einzig von seinem Instinkt geleitet scheint.

Jeder Leser muss sich darüber im Klaren sein, dass man hier keine sympathische Hauptfigur finden wird und auch eine lineare Handlung wird der eine oder andere vermissen. Der rote Faden ist hier rot. Blutrot. Der Barbar überschreitet immer wieder Grenzen. Doch nicht nur der Barbar, nein auch die sogenannten zivilisierten Bürger lassen oft jeden guten Geschmack missen. Immer wieder stellt man sich die Frage: Wer ist hier der Barbar? Der Gefangene, der das Leben wählt, oder die Henker und Zuschauer, die den Tod wählten? Wer missachtet wen? Der Barbar seinen Schmerz? Den nahenden Tod? Oder missachten andere den Barbaren und nutzen ihn einzig aus dem Grund, sich selbst Befriedigung zu verschaffen?

In "Barbarendämmerung" geht es jedoch nicht nur um das Blutrünstige in uns allen, sondern auch um die Frage, wie frei jeder von uns sein kann. Gibt es die absolute Freiheit? Oder leben wir alle in einer Illusion der Freiheit? Manche Kapitel erinnern gar an die Bücher des Marquis de Sade. Angefangen mit den Grausamkeiten, Sex mit Leichen und sonstigen Perversitäten, derbes Schwanz-Gerede bis hin zum Monolog eines "Nebendarstellers". Diese Gier nach Belustigung und Blut - oder Belustigung durch Blut. Mancher mag etwas Krankhaftes darin erkennen, doch waren die Menschen krank, die Gladiatorenkämpfe besucht haben? Oder die zusahen, wie Löwen in der Arena auf Sklaven geschickt wurden? Hat diese Art der Krankheit etwas mit dem Status der Zivilisation zu tun? Doch eigentlich gelten die damaligen Römer noch heute einer der Grundsteine unserer Zivilisation. Und wer ist hier in der Geschichte wirklich krank? Derjenige, der durch Liebe manipuliert und den "Geliebten" in den sicheren Tod schickt, oder der Geliebte, der sich manipulieren lässt und nicht darüber nachdenkt, dass es ihm gar nichts bringt, wenn er für seine Liebe stirbt?

Trotz allem muss ich leider sagen, dass bei mir dieses Mal der Meißner'sche Wow-Effekt ausblieb. Mir fehlte eine durchgehende Handlung und umso erstaunlicher ist es, dass es mir überhaupt nichts ausmachte, dass der Barbar während des ganzes Buches nicht unbedingt mit seinen rhetorischen Fähigkeiten zu glänzen vermochte. Es ist dieser Kurzgeschichtencharakter, für den ich mich selten erwärmen kann. Der Kopf sagt, dass Tobias O. Meißner hier mal wieder ein hervorragendes Buch abgeliefert hat, aber mein Herz sagt, dass ich andere seiner Bücher viel lieber mag.
SK
#1 Bewerter 1144 Bewertungen
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Ode an die Barbarei
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In 19 Kapiteln / Kurzgeschichten wird hier die Geschichte eines stummen, namenlosen Barbaren erzählt. Er wandert durch eine mittelalterlich anmutende Welt und stolpert von Kapitel zu Kapitel in neue Geschichten. Die Dinge geschehen ihm und er lässt es zu. Aufträge werden ihm erteilt und er nimmt sie an. Wenn er genug hat, zieht er weiter, meistens über Leichen, hinter ihm eine beachtliche, barbarische Blutspur. Der Barbar überwindet jedes Hindernis, Gefühle sind ihm fremd, zwischenmenschliche Beziehungen braucht er nicht.

Die erklärte Hommage an Robert E. Howards "Conan" (den ich weder gelesen noch gesehen habe) ist derartig wortgewaltig, dass sich vor meinem inneren Auge der alternative Titel „Ode an den Barbaren“ aufdrängte. Die Poesie der Sprache steht dabei in krassem Gegensatz zu der rohen, gewalttätigen Handlung.

Tobias O. Meißner hat den Lesern mit „Barbarendämmerung“ einiges mehr zu bieten als Horror-Splatter. Da wäre zum einen eine spannende, unterhaltsame Geschichte. An manchen Stellen hat sie die Grenzen des Erträglichen für mich ausgelotet, allerdings muss man in einem barbarischen Buch schon auf Gewalt gefasst sein. Die Sprache, die uns die Geschichte erzählt ist absolut meisterhaft. Es wimmelt nur so von Sätzen und Wendungen, die man zitieren möchte, stellenweise findet sich auch, der brutalen Handlung zum Trotz, subtiler Humor in den Wörtern. Zu guter Letzt muss man sich immerzu fragen: Wer ist denn nun barbarisch? Der namenlose, alles und jeden niedermetzelnde Kraftprotz oder die mutmaßlich zivilisierten? Über die Lektüre hinaus regt das Buch zum Nachdenken an.

Abgesehen von einem Kapitel, das die Grenzen der Zumutbarkeit bei mir überschritten hat (und das ich ohne Probleme aufgrund des episodenhaften Aufbaus überfliegen konnte) hat mich noch eines irritiert: Die Motivation des Barbaren war für mich oft nicht nachvollziehbar. Was ist sein Ziel? Warum kann er in der einen Situation seine Kraft nicht kontrollieren bzw. dosieren, in einer anderen aber jede Bewegung präzise ausführen?

Insgesamt ist „Barbarendämmerung“ allein schon wegen der Sprache, ein großartiges Buch.
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Tobias O. Meißner – Barbarendämmerung
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In Barbarendämmerung begleitet der Leser einen wahrhaft außergewöhnlichen Protagonisten. Er ist ein Barbar, spricht nicht, schließt keine Freundschaften, handelt für gewöhnlich instinktiv und für den („zivilisierten“) Leser oft nicht nachvollziehbar. Man lernt ihn im Angesicht des Todes kennen und begleitet ihn gemeinsam mit diesem ein Stück seines Weges. Denn der Tod ist ein allgegenwärtiger Begleiter in diesem Buch …

So außergewöhnlich wie sein Protagonist, so außergewöhnlich ist auch dieses Buch. Es ist in Geschichtenform geschrieben, die zwar einen aufeinanderfolgenden Zusammenhang haben, jedoch auch einzeln stehen können. Dabei spielt Meißner gekonnt mit der Sprache, von den Kapitelüberschriften, die Konsonanten und Vokale in Groß- und Kleinbuchstaben trennen, über Satzwiederholungen als Stilmittel, bis hin zu Charakteren, die nur in Versen sprechen, um nur einige zu nennen.

Die Hauptperson, der Barbar, wächst einem im Laufe der Geschichte irgendwie ans Herz. Obgleich er unvorstellbare Gewalt in die Geschichte bringt, das Blut in Strömen fließen lässt und oftmals irrational handelt, schafft es der Autor, dass man mit ihm fühlt. Obwohl ich mich bewusst von ihm distanzieren wollte, ist mir das nur teilweise und nur manchmal gelungen, denn allzuoft zeigt der Barbar Gefühlsregungen, die für den („zivilisierten“) Leser durchaus nachvollziehbar, ja nachfühlbar sind.

Gar nicht so versteckt kommt eine Kritik an der Menschheit zum Vorschein, die die Begriffe Barbarei und Zivilisation einander gegenüberstellt, in Frage stellt, und den Leser regelrecht dazu auffordert, seine eigene Auffassung der beiden Begriffen einmal unter die Lupe zu nehmen und zu hinterfragen.

Ein Buchtipp fernab der typischen Fantasy.
V(
Top 50 Bewerter 70 Bewertungen
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Ungewöhnlich ...
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Auf seiner Hinrichtung lernen wir ihn kennen. Er flieht, jedoch nicht ohne ein Blutbad zu hinterlassen. "Barbarendämmerung" - ein Roman in Kurzgeschichten über einen Helden, Feind, Opfer und Freiheitskämpfer in einer Person. Er lechzt nach Einsamkeit und dem Duft der Wildnis, er mordet, verteidigt, wird zum Gott und Gefangenem.

Ich kann keine Vergleiche ziehen, kenne weder andere Bücher des Autors noch Barbarenfiguren aus Literatur und Film. Da mir der Autor jedoch schon mehrfach empfohlen wurde, habe ich direkt zum neuen Roman von Tobias O.Meißner gegriffen. Ich hatte einen Fantasyroman mit Tiefgang erwartet und bekam Kurzgeschichten, die alle vom gleichen Protagonisten handeln. Ohne zusammenhängende Rahmenhandlung war es sehr gewöhnungsbedürftig. Das Gefühl, etwas zu vermissen, konnte ich während des Lesens nie ganz abschütteln, aber "Barbarendämmerung" überzeugte trotzdem.

Einmal darauf eingelassen, fiel mir der besondere Schreibstil auf. Meißner setzt kleine Wortspielereien und Wiederholungen gekonnt ein, die den Geschichten eine gewisse Würze verleihen. Der Barbar wirkt anfangs sehr unnahbar und fremd, da er sich nicht in Worten ausdrückt. Ich war oft versucht mich mehr an Nebendarsteller zu klammern, die jedoch nie länger als eine Geschichte blieben. Gegen Ende gelingen ein paar Zusammenhänge und die Abenteuer greifen ineinander über.

Natürlich ist der Barbar kein Schoßhündchen und seine Handlungen sind oft brutal. Doch Meißner zeigt eindeutig, dass nicht nur der Offensichtliche gern im Gemetzel badet, sondern auch die Umwelt kranke Köpfe beherbergt, die nur einen Schritt von der Hölle entfernt sind. Unweigerlich sieht man den Protagonisten mit anderen Augen.

Brutale Kurzgeschichten mit Tiefgang und der Frage: Wer ist hier der Barbar?
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Barbarendämmerung
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Meine Rezension zu "BARBARENDÄMMERUNG"

Der Delinquent war außergewöhnlich groß- Sein Körper starrte vor Schmutz, wies aber beeindruckend modellierte Muskeln und auch etliche Narben auf. Man konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sein nur mit einem Schurz aus grobem Leinen bekleideter Leib schien jung zu sein, höchstens Mitte zwanzig.
Das ist die erste Beschreibung unseres Protagonisten, welche wir in Tobias O. Meissners neuestem Werk zu lesen bekommen. DER Barbar wird zu seinem Hinrichtungsplatz geführt, wo ihm der Tod durch Köpfung droht, nachdem er vier Männer erschlagen hat. Doch es ist er selbst, der den Ort, an dem er Sterben sollte (und der Welt damit sicherlich einen großen Gefallen getan hätte) in ein Blutbad verwandelt. Denn wer sich dem Barbaren entgegenstellt, muss unweigerlich sterben...
Er mordet, er brandschatzt, er vergewaltigt, er säuft, er frisst und er hurt, dass ist sein einziger Daseinszweck. Er nimmt sich das, was er will, kennt kein Gesetz und keine Regel an. Er ist die ultimative Kampfmaschine. Er hält Sprechen für ein Zeichen der Schwäche, verachtet die Zivilisation und sucht nach immer größeren Herausforderungen.
Trotzdem ist Tobias Buch keine reine Schlachterorgie, auch wenn der Actiongehalt weitaus höher ist als bei "Die Soldaten" oder den "Im Zeichen des Mammuts"-Büchern. Die einzelnen Kurzgeschichten, welche jedoch chronolgisch miteinander verbunden sind und in denen man sich auch über wiederkehrende Figuren freuen darf erzählen alle eine eigene, gut ausgearbeitete Story mit anderer Grundidee. Die Questen, welche der Autor deinem "Helden" auferlegt sind im seltensten Fall reines Abschlachten. Ein wichtiger Aspekt des Buches wird bereits in dem Zitat von Robert E. Howard zu Beginn des Romans deutlich. Wer sind die eigentlichen Barbaren? Vor allem in dem (natürlich extremen) Kapitel FReSSeN wird das deutlich.

Das "BARBARENDÄMMERUNG" ein außergewöhnliches Buch ist merkt man im Übrigen bereits bei der Überschrift des ersten Kapitels. Die Konsonanten sind im Gegensatz zu den Vokalen groß geschrieben. Wie in jedem seiner Bücher versucht Tobias auch diesmal wieder neue Ideen zu verwenden. Außergewöhnliche Schilderungen wie: "Der Mond steckte fest in einem Morast aus Wolken" etc. habe ich bislang bei keinem anderem Schriftsteller zu lesen bekommen. (wobei ich zum größten Teil im phantastischen Bereich ansässig bin)

Insgesamt kann man sagen, dass es sich bei BARBARENDÄMMERUNG wieder mal um einen rundum gelungenen, erfrischend zu lesenden Roman handelt. Lediglich zwei der Kapitel sagten mir weniger zu, aber so etwas ist wohl bei jeder Anthologie der Fall. Sowohl alteingesessene Meissner-Fans, als auch Freunde actionlastiger Fantasy dürfen beherzt zugreifen.
F
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Tobias O. Meißner: Barbarendämmerung
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4.3
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Ein Buch, das mich gleich mal vor taxonomische Probleme stellt: Handelt es sich bei Barbarendämmerung von Tobias O. Meißner nun um einen Roman oder doch um eine Sammlung von Kurzgeschichten? Eigentlich lässt sich ja jedes Kapitel dieses Buchs als eigenständige Kurzgeschichte lesen. Aber die Kurzgeschichten sind chronologisch angeordnet, und im Grunde genommen bewegt sich der Leser auf einer Art Wendeltreppe: am gleichen Ort, zu Beginn wie am Schluss - und dennoch irgendwie eine Etage höher (oder tiefer?) Nämlich zu Beginn wie am Schluss steht der barbarische Protagonist kurz davor, enthauptet zu werden, zu Beginn wie am Schluss entkommt er. Dennoch wage ich zu behaupten, dass der Barbar zu Beginn durch seine Abenteuer zwischendurch ein anderer geworden ist am Schluss.

Das Ganze ist natürlich erst einmal eine Hommage an Robert E. Howards Conan. Wie sein berühmter Vorgänger ist auch dieser Barbar ein Einzelgänger, wie sein berühmter Vorgänger hat er offenbar weder Familie noch Freunde. Im Gegensatz zu seinem berühmten Vorgänger hat Tobias O. Meißners Barbar auch keinen Namen und keine Sprache.

"Zivilisation ist unnatürlich. Sie ist eine Laune des Zufalls. Aber die Barbarei wird letztlich immer die Oberhand behalten." - Mit diesem berühmten Satz aus Howards Conan-Geschichte Jenseits des Schwarzen Flusses auf dem Vorsatzblatt lässt Meißner den Leser in seine Barbaren-Geschichten eintauchen. Was als Motto über allen Conan-Geschichten schwebt und letztlich auch Howards bewusstes Denken beherrschte (sein unbewusstes wohl weniger: Howard blieb bis zuletzt als Muttersöhnchen im Elternhaus kleben, und als seine Mutter im Sterben lag, wollte er das nicht überleben und erschoss sich, noch bevor die Mutter ihren letzten Kampf verloren hatte ...) - dieses Motto der Conan-Geschichten also bestimmt auch unseren "modernen" Barbaren.

Aber Meißner ist ein intelligenter und belesener Autor. Er weiss, dass die Art und Weise, wie Howard vor zwei oder drei Generationen Geschichten geschrieben hat, heute nur noch nostalgisch oder historisch-kritisch geschätzt werden kann. Howard hat zweifellos gute Geschichten geschrieben, aber so könnte heute keiner mehr schreiben. Die Postmoderne ist auch in der Fantasy angekommen, auch und gerade dann, wenn sie ihre alten Vorbilder zitiert. Und so wechselt z.B. die Sprache, wechselt der Stil zum Teil von Kapitel zu Kapitel (selbst eines in Gedichtform existiert). Die Themen reichen von typischen Szenen aus Conan-Geschichten (der Barbar als gedungener Dieb, als Söldner) über de Sade'sche Intermezzi, wo Tod und Qual immer auch sexuelle Begierde erzeugen, bis hin zu apokalyptischen Szenen mit Zombies in Sümpfen oder dekadenten Szenen in Lautréamont'scher Manier, wenn Kinder lebendig in heissem Öl frittiert und anschliessend verspiesen werden. (Dekadent oder antik? Auch die alten griechischen Mythen kennen genügend solche Szenen ...) Letzten Endes entpuppt sich wie bei Howard der Barbar als der einzige natürliche und menschliche Mensch - als der edle Wilde. (Trotzdem er zwischendurch auch selber mal ein bisschen mordet, plündert oder vergewaltigt.)

Das Buch ist ein intelligenter Zeitvertreib. Im Grunde genommen ist Tobias O. Meißner ein subversiver Autor, der mit klassischen Versatzstücken der Trivialliteratur spielt, sie neu zusammensetzt und so dem Leser nicht nur die übliche "Âventiure", die übliche Queste, die üblichen Raufereien vorsetzt, sondern ihm immer auch ein literarisches Puzzle zur Lösung aufgibt.
S
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Mal wieder ein ganz anderer Meißner
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4.7
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5.0
Barbarendämmerung ist ein typisches Meißner-Buch: Es ist einfach mal wieder etwas ganz Anderes, und vor allem nicht das, was man erwartet.
Wer sich hier vom Cover und vom Titel leiten lässt, der liegt total daneben. Es ist nämlich KEIN gewöhnliches Fantasybuch, mit imposanten Schlachten und phantastischen Völkern. Es geht nur um den einen Barbaren und um nichts anderes.
Der Barbar ist die zentrale Figur im Buch, deren Erlebnisse und Reisen in einem bestimmten Zeitrahmen seines Lebens beschrieben werden. Durch viele Perspektivwechsel, teilweise aus Sicht von Nebenfiguren beschrieben, wird der Charakter des Barbaren nach und nach entschlüsselt. Dies hat für mich die eigentliche Spannung des Buches ausgemacht. Die blutigen Kämpfe wurden so irgendwann zur Nebensache. Es gibt sie jedoch noch und nöcher, also Vorsicht bei empfindlichem Magen.
Sprachlich ist dieses Werk mal wieder eine Meisterleistung von Herrn Meißner, von dem ich in dieser Beziehung jedoch sowieso noch nie enttäuscht wurde. Die Kapitel des Buches haben fast Kurzgeschichtencharakter, da sie einzelne Szenen beschreiben, die jeweils neue Eigenschaften der Hauptfigur zum Vorschein bringen. Dabei werden aber auch immer wieder neue hochinteressante Nebencharaktere vorgestellt, von denen man nie genau sagen kann, ob sie nochmal später im Buch vorkommen werden.
Zu einem Vergleich mit den Conan-Büchern von Howard kann ich leider nichts aussagen, da ich die Conan-Bücher nicht kenne. Dafür kann ich versichern, dass das Buch auch ohne Conan-Kenntnisse lesenswert ist.

Ich empfehle die Barbarendämmerung all denjenigen, die etwas abseits der konventionellen Phantastik lesen wollen, aber trotzdem nicht auf spektakuläre Kämpfe und einen Hauch Magie verzichten wollen. Dabei sollte man offen für sowohl sprachliche als auch inhaltliche Extreme sein.
Wem dieses Extrem zuviel ist, dem kann ich nur die MAMMUT-Reihe von Tobias O. Meißner ans Herz legen. Dieser Zyklus ist für mich weiterhin unübertroffen und findet hoffentlich bald Fortsetzung.
Wem dieses Extrem gerade recht ist, darf sich auf HIOBS SPIEL 3 im Herbst diesen Jahres freuen.
Hauptsache Meißner-Bücher werden gelesen, es lohnt sich!
P
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Der Barbar gegen den Rest der Welt
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4.3
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
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3.0
Sprache & Stil
 
5.0
Mir hat das Buch im Großen und Ganzen gut gefallen.

Wir konnten in "Barbarendämmerung" die Reise eines namenlosen Barbaren mitverfolgen, ohne etwas über seine Vergangenheit zu erfahren sondern werden sofort in die Geschichte hineingeworfen und selbst zu Anfang geht es schon hart los, indem sich der Barbar seinen Flucht wortwörtlich erkämpft. Auch sein Weg wird teilweise mit Blut geteert.

Aber ich wusste bis zum Schluss nicht so richtig, was ich vom Barbaren soll, es schwankte zwischen dumpfer Mordmaschine und klugem, aber emotional etwas abgeflachtem Menschen. Vielleicht hätte ein wenig Hintergrundwissen nicht geschadet, um das Handeln des Barbaren gänzlich zu verstehen. Daran bin ich etwas aufgestoßen, für mich war der Barbar nicht ganz so zu durchschauen.

Was ich auch positiv anmerken muss, ist, dass die Kapitel in sich abgeschlossen sind, man kann das Buch auch ab und zu über einen längeren Zeitraum liegen lassen, ohne, dass man große Startschwierigkeiten beim Wiedereinstig hat, obwohl es dem Leser schwer fallen sollte, das Buch lange wegzulegen.

Aber zumindest hat das Buch dazu beigetragen, mir den nächsten Meißner-Roman zuzulegen
T
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