José Saramago: Die Stadt der Blinden

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José Saramago: Die Stadt der Blinden
Verlag
ET (D)
1997
Ausgabe
Taschenbuch
Originaltitel
Ensaio sobre a Cegueira
ET (Original)
1995
ISBN-13
9783499224676

Informationen zum Buch

Seiten
398

Sonstiges

Übersetzer/in
Erster Satz
Das gelbe Licht leuchtete auf.

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Handlungsort

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Irgendwo, in einer namenlosen Stadt, ist eine Epidemie ausgebrochen. Mehr und mehr Menschen verlieren aus unerklärlichen Gründen ihr Augenlicht. Der Staat greift ein, die Erblindeten werden in ein leerstehendes Irrenhaus gebracht und müssen dort unter unmenschlichen Bedingungen leben. Soldaten riegeln das Gelände ab und lassen niemanden hinaus. In dieser Situation scheinen die letzten moralischen Skrupel der Insassen dem nackten Überlebenskampf zum Opfer zu fallen. Doch gibt es eine Sehende unter ihnen, die die Krankheit nur vorgetäuscht hat, um bei ihrem Mann bleiben zu können. Mit ihrer Hilfe könnte der Ausbruch gelingen.

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Ein Mann erblindet von einem Moment auf den anderen an einer Ampel an einer unbekannten "weißen" Blindheit, die sich innerhalb von Tagen (Wochen?) Epidemie-artig auf die gesamte Stadt überträgt. Die ersten Blinden werden in einem verlassenen Irrenhaus in Quarantäne gesteckt, in der Hoffnung, der Epidemie auf diese Weise Herr werden zu können. Erst sind es um die 20 Blinde in der Quarantäne, bald kommen weitere 200 hinzu und die Zustände in der Quarantäne werden von Tag zu Tag katastrophaler. Ein einziger Mensch bleibt auf mysteriöse Weise von der Blindheit verschont. Es ist die Frau des Arztes, die sich als blind ausgibt, um nicht von ihrem Mann getrennt zu werden.

Ich habe das Buch als äußerst grausam, abstoßend und ekelerregend, aber stellenweise auch sehr bewegend empfunden. Es ist bestimmt kein Buch, das ich mit Freude und Genuss gelesen habe. Saramago beschreibt die Zustände schonungslos bis ins letzte Detail und jene Details, deren Beschreibung er uns erspart, vibrieren zwischen den Zeilen und lassen uns erahnen, wie es sich zugetragen haben könnte. Ich habe mich gefragt, wie der Autor nur auf die Idee zu diesem Roman gekommen ist und wie sich der Text entwickelt hat, denn fast machte es beim Lesen auf mich den Eindruck, als ob er mit der "Was wäre wenn..."-Frage begonnen, den Stift auf das Papier gesetzt und wie ein wilder darauflosgeschrieben hätte. Die langen, verschachtelten Sätze, das Fehlen der (gekennzeichneten) direkten Rede und das Fehlen von Namen waren für mich zwar gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Zeit habe ich mich daran gewöhnt und der Stil selbst hat einen Sog entwickelt, der mich an diese entsetzliche Geschichte gefesselt hat. Da es sich nicht um eine schöne Geschichte handelt, mit der man ein paar angenehme Stunden lang dem Alltag entfliehen kann, fragt man sich auch natürlich: "Was will mir der Autor damit sagen?" Für mich habe ich festgestellt:
-Ohne Augenlicht sind wir Menschen komplett hilflos und lebensunfähig.
-Ohne Organisation und Autorität versinkt die Menschheit in Chaos.
-Aber selbst unter den haarsträubendsten, entsetzlichsten Umständen bewahren wir uns einen Hauch Menschlichkeit.
Bestimmt ist da noch mehr herauszuholen, wenn ich länger darüber nachdenke.

Ich frage mich allerdings, ob ich mir noch einen Saramago "antue"? Keine Ahnung. Der Schreibstil hat mir eigentlich gut gefallen. Ich mag seitenlange Sätze, vorausgesetzt sie sind gut geschrieben. Und sein Handwerk beherrscht Saramago virtuos. Trotz der bedrückenden Grundstimmung ist das Buch spannend zu lesen. Ab einem gewissen Punkt kann man es nicht mehr aus der Hand legen. Das einzige, was mich am Stil gestört hat, war, dass ich immer lange gebraucht habe um die Stelle wieder zu finden, an der ich zu lesen aufgehört hatte. Ohne Absätze und Anführungszeichen ist der Text kaum strukturiert und man hat keine schnellen Anhaltspunkte. Das Thema aber war sehr bedrückend, und wenn all seine Bücher solche Themen bearbeiten, werde ich beim nächsten Mal darauf achten, dass ich auch in der richtigen Stimmung für so ein Werk bin.
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Ein Mann sitzt in seinem Wagen und wartet darauf, dass die Ampel auf Grün schaltet. Doch noch bevor das rote Licht auf Grün umspringt, ist er urplötzlich erblindet.

Ein Passant begleitet ihn nach Hause, seine Frau bringt ihn zum Augenarzt - wenig später erblinden alle, mit denen der Mann Kontakt hatte.

Die unerklärliche plötzliche Blindheit scheint hochansteckend zu sein. Der Staat befürchtet eine Katastrophe und sperrt alle Blinden sowie Menschen, die Kontakt mit Erblindeten hatten, in ein leerstehendes Irrenhaus, um die Verbreitung des sogenannten "Weißen Übels" zu stoppen.

Immer mehr Blinde landen in der Quarantäne, die Versorgung ist schlecht, unter denen, die noch sehen können, bricht Panik aus, die Soldaten, die das Irrenhaus bewachen, sind beim kleinsten Anlass bereit zu schießen.

Nur die Frau des Augenarztes ist rätselhafterweise von der Blindheit verschont geblieben. Sie gibt vor, ebenfalls erblindet zu sein, damit sie bei ihrem Mann bleiben kann, was ihr ermöglicht, das chaotische Leben in der Quarantäne für ihren Mann und seine Schicksalsgenossen zu strukturieren.

Wie sich in dieser Extremsituation ungeahnte Konflikte auftun, wie Menschen plötzlich gegeneinander aufgehetzt werden, wie eine ganze Stadt im absoluten Chaos versinkt, weil irgendwann niemand mehr zu Dienstleistungen jeglicher Art imstande ist, da alle ihr Augenlicht verloren haben, ist ganz schön harter Tobak. Teilweise war ich nahe daran, das Buch beiseite zu legen, weil diese um sich greifende Blindheit und die menschlichen Abgründe, die sich durch die Verzweiflung und Hilflosigkeit der Betroffenen auftun, unfassbar niederdrückend wirkten.

Die Sprache ist auch ein wenig anstrengend, keine wörtliche Rede, sehr lange Schachtelsätze, manchmal konnte ich kaum unterscheiden, wer jetzt gerade spricht und worum es geht, was den Lesefluss teils stark gebremst hat.

Es ist darum kein Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe, aber eines, das einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Mir fällt die Beurteilung auch ein bisschen schwer, weil es kein flüssiges Buch war, das einfach schön zu lesen ist - andererseits wird es mir lange im Gedächtnis bleiben, deshalb doch 4 von 5 Ratten.
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