Rainer Doh: 1990. Ganz andere Sorgen

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Rainer Doh: 1990. Ganz andere Sorgen
Verlag
ET (D)
2015
Ausgabe
Taschenbuch
ISBN-13
9783863270308

Informationen zum Buch

Seiten
256

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Das Heckental erstreckt sich vom Neckar in westlicher Richtung bis in die Ausläufer des Schwarzwalds.

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Handlungsort

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Heckenheim im Heckental: eine ruhige Kleinstadt in Baden-Württemberg. Die gutbürgerliche Familie Käfer lebt in offenbar geordneten Verhältnissen: Gottfried Käfer leitet ein anerkanntes Busreiseunternehmen, Tochter Veronika war jahrgangsbeste Auszubildende in der Bausparkasse und immer brav und anständig. Spät, aber nicht zu spät, lernt Veronika ihren Mann Paul kennen, der sich durch die Heirat mit Veronika eine gesicherte Existenz aufzubauen erhofft. Zwar macht sich Paul in dem Reisebüro seines Schwiegervaters überraschend gut, mit dem ersehnten Nachwuchs hingegen klappt es jedoch nicht einmal in der Stuttgarter In- Vitro-Fertilisations-Praxis. Als sich 1989/1990 die Ereignisse überschlagen, bewegt das nicht nur die Republik. Auch für Familie Käfer eröffnen sich unerwartet neue Perspektiven. Gottfried Käfer sieht in der neuen Reisefreiheit eine Chance für sein Reisebüro und will mit Filialen in den neuen Bundesländern am ganz großen Rad drehen. Und Veronika? Sie erkennt plötzlich ihre Möglichkeit, den innigen Kinderwunsch doch noch auf natürlichem Wege zu verwirklichen, wenn auch nicht mehr ganz so anständig. Doch so wie geplant funktioniert das alles sowieso nicht...

Autoren-Bewertung

1 Bewertung
Ganz andere Sorgen
Gesamtbewertung
 
4.3
Plot / Unterhaltungswert
 
5.0
Charaktere
 
4.0
Sprache & Stil
 
4.0
Die Geschichte führt den Leser in einen kleinen Ort im Heckental, der keinerlei touristische Attraktionen hat und vom nahen Schwarzwald nicht profitieren kann. In das beschauliche Städtchen kommt der Ich-Erzähler, ein Steuerberater, Mitte der 80er Jahre.

Es gibt die Honoratioren der Stadt, die Chefs der einheimischen Industrie, die sich jeden Donnerstag zum Stammtisch treffen. Zu diesen hat sich auch Herr Käfer (Käfer Reisen) hochgearbeitet. Ein Geschäftsmann, der noch von seiner Geschäftsidee selbst überzeugt ist. Er möchte den Menschen die Möglichkeit geben, zu reisen und so viel wie möglich von der Welt zu sehen. Seine Tochter Veronika, sehr geschäftstüchtig und klug, ist die beste Freundin von Marianne, der Frau des Steuerberaters.

Alles läuft seinen ruhigen Gang, als die Nachricht vom Fall der Mauer diese Beschaulichkeit stört. Die Geschäftsleute sehen plötzlich den neuen Markt und wollen die Chance nutzen. Aber sie wissen nicht viel vom anderen Teil Deutschlands. Verwandte tauchen auf, die sich im Westen eine neue Existenz aufbauen wollen. Die haben ihre Sorgen. Veronika möchte ihre Familienplanung durchsetzen und setzt dabei etwas ungewöhnliche Mittel ein. Sie hat damit ihre Sorgen. Der Steuerberater hat auf einmal so viel zu tun, dass er kaum noch nach Hause kommt, das sind seine Sorgen.

Die Verwicklungen in der Familiengeschichte ist schon fast Shakespeare like. Das heißt, dass die Sorgen der Protagonisten nur entfernt mit dem Mauerfall zu tun haben. Deshalb wohl auch der Titel. Ich fand es ganz spannend, die Zeit aus einer anderen Perspektive zu sehen. Es sind also auch in den alten Bundesländern die Menschen betrogen worden und Existenzen kaputt gegangen. Die gleichen Betrüger, die uns die Waren 2. Wahl angedreht, Versicherungen aufgeschwatzt und Schrottautos verkauft haben, die gab es also auch in den alten Bundesländern und sie haben auch dort mit Betrügereien Erfolg gehabt.

Etwas gestört hat mich, dass, wenn über die Menschen der ehemaligen DDR geschrieben wird, alle Klischees bedient werden. Wir sind aber keine arbeitsscheuen Menschen und wir haben auch keine lasche Arbeitsmoral, zumindest nicht in der Allgemeinheit. Gefreut hat mich, dass sich scheinbar nicht alle gern als Bettler gesehen haben. Die Familie, die Herr Käfer kostenlos mitnehmen will , verzichtet darauf. Das kann man dort nicht verstehen. Dabei ist es im Fall Käfer vermutlich ein nettes Angebot gewesen. So wie er auch nicht versteht, dass die Menschen in Erfurt und Jena seine Busfahrten nicht mehr wollen. Vielleicht haben die Menschen ihn in einen Topf mit den Lammfelldecken-Fahrten geworfen. Ich kenne selbst Menschen, die damit richtig reich geworden sind, bis wir erkannt haben, was der Hintergrund dieser billigen Busfahrten war.

Nun, diese geschichtlichen Ausflüge sind aber im Buch wirklich Hintergrund. Die eigentliche Geschichte spielt in der kleinen Stadt und mit den drei /vier Ehepaaren und den Verwicklungen, in die sie verstrickt werden. Die Umstände der Einigung Deutschlands (ver)führen zu den verschiedensten Taten, die mit Risiken belastet sind. Auch auf dem Gebiet habe ich dazu gelernt. Ich wusste bisher nicht, dass mit dem Transferrubel richtiges Reichwerden möglich war. (So richtig habe ich immer noch nicht verstanden, wie das Geld „verdient“ wurde.

Das Buch liest sich flüssig und es entbehrt nicht einer gewissen Komik. Für mich, als ehemaligen DDR-Bürger, war es vor allem informativ. Ein Blick aus einer bisher unbekannten Perspektive, der manches in einem anderen Licht erscheinen lässt.
R
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