Herr Wunder Maurice, ein geschäftstüchtiger Kater, ist auf der Scheibenwelt mit einer ganz besonderen Truppe unterwegs: mit Ratten, die intelligent geworden sind, weil sie von den Abfällen der magischen Unsichtbaren Universität fraßen. Maurice lässt den stillen, bescheidenen Jungen Keith in die Rolle des Flötenspielers schlüpfen, um die Bewohner verschiedener Scheibenwelt-Städte hereinzulegen. Erst wird eine zünftige Rattenplage veranstaltet, dann folgt die Befreiung mit Hilfe des Flötenspielers. Später teilen sie sich das Geld. Alles geht gut, bis die Ratten auf ein Buch der Menschen stoßen - »Herr Schlappohr hat ein Abenteuer« -, das bei ihnen ein soziales Gewissen und auch nationalen Ehrgeiz weckt. Sie beschließen, ein eigenes Königreich zu gründen. Denn es muss doch mehr geben im Leben einer Ratte, als in den Abfällen der Menschen zu wühlen und ihre Fallen zu meiden. Man entscheidet, noch eine letzte Plage stattfinden zu lassen, bevor sich die Ratten ihren neuen Ambitionen widmen wollen. Doch in Bad Blintz, einem Ort in Überwald, treffen sie auf überraschende Probleme ...
Autoren-Bewertung
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Gesamtbewertung
4.0
Plot / Unterhaltungswert
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Charaktere
4.0
Sprache & Stil
4.0
Das zweite “Katzenbuch” von Terry Pratchett, das ich dieses Jahr gelesen habe, hat mir sehr viel besser gefallen als das erste. Ist ja auch kein Wunder: Mit “Maurice, der Kater” bewegt sich der Altmeister der Fantasy-Comedy wieder auf vertrautem Terrain, und auch das Märchenhafte steht der Scheibenwelt ganz ausgezeichnet.
Da zieht also ein Kater mitsamt einer ganzen Horde Ratten durch die Lande, dabei noch ein kleiner Junge namens Keith mit einer Flöte, und gemeinsam ziehen Sie den Leuten mit vorgetäuschten Rattenplagen das Geld aus der Tasche. Klingt bekannt, das Besondere an diesen tierischen Protagonisten ist aber, dass sie im Gegensatz zu ihren herkömmlichen Verwandten wirklich denken können - wahrscheinlich aufgrund des Verzehrs des magischen Abfalls der Unsichtbaren Universität. Nur deshalb funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Spezies so gut; aber diese neuerworbene Fähigkeit bringt auch unvorhergesehene Probleme, das allgemeine rättische oder kätzische Weltbild betreffend ebenso wie das tägliche Überleben.
Das nächste Opfer der bisher so erfolgreichen Strategie ist allerdings merkwürdig: Weit und breit ist keine echte, wilde Ratte zu finden, statt dessen herrscht eine Hungersnot, und der gesamte Untergrund der Stadt ist voller Gift und Fallen. Irgendetwas stimmt hier nicht, und das ist nicht nur der Kampfplatz, in dem gefangene Ratten zum Kampf gegen Hunde gezwungen werden. Maurice und seine pfiffigen Getreuen gehen gemeinsam mit Keith und der Tochter des Bürgermeisters dem Mysterium auf den Grund.
“Maurice, der Kater” ist in Großbritannien im Gegensatz zum heimischen Markt als Jugendbuch eingestuft, und irgendwie passt das auch, auch wenn Leser aller Altersstufe daran Vergnügen finden dürften. Es ist ein echtes Märchen in typischer Pratchett-Manier - viele Späße erweisen ihren tieferen Sinn erst im späteren Verlauf, allerdings ist die gesamte Geschichte sehr geradlinig und schnörkellos gestrickt, anders als man es von den herkömmlichen Scheibenwelt-Romanen gewohnt ist. Maurice ist ein durchweg sympathischer Geselle, der im richtigen Moment dann eben doch das Richtige tut, und seine rättischen Kumpanen, die mit ihren aberwitzigen Namensgebungen für die Absurdität ihres gesamten, magisch umgekrempelten Lebens stehen, wachsen einem bis zum Schluss wirklich ans Herz. Alle Protagonisten sind auf ihre ganz persönliche Art sehr skurril, von Maurice bis hin zu Malizia, die durch ihre spezielle Weltsicht dem Ganzen noch einen ganz besonders märchenhaften Touch gibt.
Ein besonderes Lob verdient noch das Cover, das den gewohnten bonbonbunten Scheibenwelt-Stil zugunsten einer Illustration verlässt, die das Thema der Geschichte auf ganz besonders zauberhafte und trotzdem amüsante Art einfängt.