Andreas Brandhorst: Das Artefakt

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Andreas Brandhorst: Das Artefakt
Verlag
ET (D)
2012
Ausgabe
Taschenbuch
ISBN-13
9783453528659

Informationen zum Buch

Seiten
656

Sonstiges

Originalsprache
deutsch
Erster Satz
Es ist der Träumer, der sich fragt: Schlafe ich oder bin ich wach?

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Handlungsort

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Dies ist die letzte Chance der Menschheit: Nachdem sie eine interstellare Katastrophe verursacht haben, die nur durch das Eingreifen der Hohen Mächte eingedämmt werden konnte, müssen die Menschen innerhalb von 600 Jahren beweisen, dass sie zu dauerhaftem Frieden fähig sind. Und das Vorhaben der Menschen scheint unter einem guten Stern zu stehen: Der Planet Heraklon wird zum Zentrum des Friedens und der Diplomatie. Doch dann taucht ein uraltes Artefakt auf, so mächtig, dass es den Technologien der Hohen Mächte ebenbürtig ist – und der Krieg beginnt aufs Neue ...

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Die Frage nach Wahrheit und Lüge, Sein und Schein inmitten einer grandiosen SF-Kulisse
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Bald hat die Menschheit es geschafft. Ihre Prüfung, auf die Fähigkeit nach dauerhaftem Frieden, bestanden. Es sind nur noch wenige Jahre um die Auferlegung dieses sechshundert Jahre andauernden Checks endlich von sich abzuschütteln zu können. Dann nämlich wird ihnen der Zutritt zu den Geheimnissen der Hohen Mächte gewährt. Sie im Kreis der Hohen aufgenommen, wo ihnen nicht nur ein schier unvorstellbares, technisches Niveau vergönnt sein soll.

Doch wie aus dem nichts, sorgt ein vor Millionen von Jahren versunkenes Artefakt auf dem Planeten Heraklon plötzlich für Aufsehen und Begehr. Es heißt, es soll vielleicht sogar eine jener Superschmieden sein, die alles herstellen können. Die verschiedensten Gruppierungen all jener, die eigentlich nach der Kosmischen Enzyklopädie strebten und bisher zumindest versuchten den Frieden zu wahren, machen sich aus allen Himmelsrichtungen und quer durch die Galaxien auf den Weg. Sie alle versuchen die Macht, welche das Artefakt verheißen mag, für sich zu beanspruchen. Die Katastrophe ist somit geboren, der Frieden als Schlüssel zu Höherem in Gefahr. Rahil, ein Missionar der Ägide, der für spezielle Einsätze ausgebildet und gerüstet ist, wird erneut geboren. Er macht sich nach seinem ersten Scheitern erneut auf den Weg. Kann er das Unglück eines Krieges abwehren? Was ist bei seiner ersten Exkursion passiert? Und was hat es mit dem Artefakt tatsächlich auf sich?

Gehaltvoll und sehr aussagekräftig hat Andreas Brandhorst es hier verstanden, eine durchweg fesselnde Geschichte um Lüge und Wahrheit, Sein und Schein zu entwerfen. Wortgewandt und kurzweilig hat er es geschafft ein sehr komplexes Szenario zu entwerfen, welches mich gleichsam anheizte stets weiter zu lesen, mich dennoch sehr oft innehalten lies um sehr interessanten Gedankengängen zu folgen und mich den verschiedensten Perspektiven anzupassen. Ein Buch, welches stets meine Aufmerksamkeit forderte, ohne mich zu überfluten. Spannung war stets groß geschrieben, in diesem Werk das mir so viel Bedeutsames mitteilen konnte. Charaktere wie Kulisse waren gleichsam vielfältig, ja mannigfaltig. Immer wieder stellte ich mir während des Lesens die Frage, wer hier wohl tatsächlich die „richtige“ Position vertritt. Welche der sich einmischenden Parteien wohl die hehren Gründe hat. Doch stets konnte ich mich inmitten der gut beschriebenen Atmosphäre wieder finden, so dass ich wie ein Teil davon in der Geschichte zwischen den Zeilen versank.

Grandios, vielschichtig und aufrüttelnd. Gehaltvoll, authentisch und ehrlich, in seiner ganzen Aussagekraft. Geschrieben um einzutauchen und anzuregen, Kulisse zu zeigen und sich lebendig zu fühlen, aber auch um in sich zu gehen und nachzudenken. Nachzudenken über die Menschheit, eine Gesellschaft oder auch sich selbst. Für mich eines der besten Bücher seit langem. Ein Muss für alle SF-Fans, aber auch für Einsteiger in diese Richtung geeignet.
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Lüge oder Wahrheit, Sein oder Schein
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Vor 600 Jahren hat die Menschheit eine Katastrophe verursacht, die viele Welten verwüstet oder zerstört hat. Die Ägide, eine kurz nach diesem Ereignis gegründete Organisation, leistet für diese Gefallenen Welten Entwicklungshilfe und versorgt sie in begrenztem Umfang mit technischer Ausrüstung und wacht durch Entsendung von Missionaren darüber, dass der Frieden bewahrt wird. Diese Bevormundung erzeugt zwar Missgunst und Neid, aber die Ägide ist von der Notwendigkeit dieser speziellen Kontrolle überzeugt, denn die Menschheit ist kurz davor, in den Kreis der Hohen Mächte, eine hochentwickelte Zivilisation, aufgenommen zu werden und somit Zugang zum universalen Wissen der Kosmischen Enzyklopädie zu erhalten. Kurz vor Ablauf der Bewährungsfrist erwacht nun aber ein mysteriöses Artefakt auf dem Planeten Heraklon, das Begehrlichkeiten unter den verschiedenen Gruppierungen weckt, scheint es doch eine besondere Schmiede zu sein, die dem Besitzer unermessliche Macht verspricht. Die bisher klein gehaltenen Welten sehen ihre Chance gekommen, endlich auch Zugriff auf hochentwickelte Technik zu bekommen und das Ziel, den Frieden zu bewahren, drängt sich in den Hintergrund.

Zu diesem Zeitpunkt wird auch Rahil, ein Missionar der Ägide, zur Untersuchung des Artefakts ausgesandt, kommt aber dabei ums Leben. Die technischen Voraussetzungen der Ägide machen aber mithilfe seines gespeicherten Bewusstseins die Wiedergeburt eines neuen Rahils möglich. Allerdings fehlen in diesem Image die Erinnerungen des letzten Jahres, was Rahils Aufgabe nun erschwert. Zusammen mit seinem neuen Assistenten macht er sich noch einmal auf den Weg nach Heraklon, um seine fehlenden Erinnerungen dort zu finden und den Krieg um das Artefakt, das auf keinen Fall in falsche Hände geraten darf, zu verhindern. Unterwegs holt ihn seine eigene Vergangenheit ein und zerrissen zwischen Pflicht und Zweifeln, Wahrheit und Lüge, fällt es ihm und dem Leser immer schwerer, zwischen Sein und Schein zu unterscheiden.

Die von Andreas Brandhorst dargestellten Welten waren für mich bisher immer etwas Besonderes und so war es auch diesmal wieder. Mit seinen bildhaften Beschreibungen erzeugte er bei mir wieder sehr schnell intensives Kopfkino und ließ mich oft staunend die dargestellte Umgebung betrachten oder innehalten, wenn die Zeit stillstand oder auch die so toll spürbar gewordenen Empfindungen miterleben. Sein so besonderer Schreibstil hat mich gleich von den ersten Seiten an wieder voll in seinen Bann gezogen. Und auch die beschriebenen Charaktere sind wieder gewohnt vielschichtig und weckten gleich wieder mein Interesse. Gerade, weil die Figuren nicht einfach nur schwarz oder weiß sind, bieten sie viel Raum für Spekulationen und überraschen einen immer mal wieder. Dabei entwickeln sie natürlich auch viel Tiefe und lassen mich als Leser sehr viel über sie und ihre persönlichen Beweggründe nachdenken und mit ihnen mitfiebern.

Und das ist ein weiterer Punkt, der mir bei den Büchern des Autors sehr gut gefällt und der auch hier wieder großes Gewicht hatte: man wird zum Nachdenken angeregt. Die Frage nach Lüge und Wahrheit, Sein und Schein zieht sich spürbar durch die Geschichte und verunsichert nicht nur die Protagonisten. Als Leser wird man hineingezogen in diese Welt, deren scheinbar feste Säulen auf wackeligem Boden zu stehen scheinen und in der man irgendwann nicht mehr sicher sein kann, wem man noch trauen kann und wem nicht, wer die Wahrheit sagt und wer lügt. Was ist überhaut die Wahrheit? Wer bestimmt über Wahrheit und Lüge? Wie viel wurde von wem manipuliert oder verdreht? Wer ist Opfer, wer Täter? Was ist richtig, was ist falsch? Kann Rahil sich selbst überhaupt noch trauen? Kann ich Rahil trauen? Wer und was ist Sein, was nur Schein? Dabei entstand bei mir ein seltsam verunsichertes, aber sehr spannendes Lesegefühl, das mich bis zum Ende unter Anspannung hielt und mich dann zur Auflösung regelrecht aufatmen ließ.

Mit den weiteren, ebenfalls zum Nachdenken anregenden Themen wie Entwicklungshilfe und ein konfliktreiches Vater-Sohn-Verhältnis ist dies für mich wieder eine intensive, gehaltvolle und dabei sehr spannende Geschichte gewesen, die mich mit ihren bildgewaltigen Beschreibungen und ihren aussagekräftigen Sätzen tief hat einsinken und mitfiebern lassen. Ich freue mich schon auf das nächste Werk von Andreas Brandhorst!
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Andreas Brandhorst: Das Artefakt
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5.0
2012 erschien das Neueste von Andreas Brandhorst: Das Artefakt. Brandhorst (*1956) wurde als Autor für Science-Fiction-Heftromane gross (u.a. Die Terranauten und Perry Rhodan) und hat auch so einiges übersetzt in diesem Bereich (Star Trek-Romane) bzw. im Bereich der Fantasy. Meines Wissens hat er auch in diesem Genre eigene Romane verfasst (Die Stadt) - ich lese es bloss zu selten, als dass ich da genauer Bescheid wüsste. Mir wurde er ein Begriff mit seiner SF-Hexalogie (oder eigentlich Doppel-Trilogie), die im sog. Kantaki-Universum spielt. Moderne Science Fiction vom Feinsten, auch wenn ich - wie in jeder Trilogie - Längen und Füller zu bemängeln hatte.

Und nun also Brandhorsts Neuestes. Wie von ihm gewohnt, legt er gleich zu Beginn einen furiosen Start hin. Brandhorst kann fremde Welten und Umgebungen plastisch beschreiben, man hat sozusagen das Gefühl im Kino zu sitzen und hochwertigen Special Effects zuzuschauen. Vor allem das Spiel mit Farben und Fraktalen kann er grossartig beschreiben. Auch die Geschichte selber lässt nichts an Spannung zu wünschen übrig: Im All regieren die "Hohen Mächte" - verschiedene hoch entwickelte Spezies, die technologisch weit fortbeschritten sind. Die Menschheit, auf dem Weg in diesen Kreis aufgenommen zu werden, verursacht eine Katastrophe kosmischen Ausmasses und wird die nächsten 600 Jahre auf Bewährung gesetzt. Diese Frist läuft gerade ab, als der Roman einsetzt. Zur selben Zeit wird auf einem Planeten ein Artefakt gefunden, das hochwertige Technologie verspricht, die nicht von Gnaden der Hohen Mächte stammt. Eine Chance, sich von den Aliens zu emanzipieren? Jedenfalls bricht ein Machtkampf unter den verschiedenen "Stämmen" der Menschheit aus, an dem die alten Rassen offenbar nicht unbeteiligt sind.

Brandhorsts Roman ähnelt formal einem Triptychon. Im Gegensatz zu den mittelalterlichen Altarbildern sind allerdings die beiden Flügel die bedeutend grösseren Teile. Will sagen: Zu Anfang und am Schluss erzählt Brandhorst die Geschichte von Rahil, einem Vertreter der Ägide auf der Suche nach der Herkunft und der Kontrolle des Artefakts. (Die Ägide stellt den fortgeschritteneren Teil der Menschheit dar, den Teil, der hofft, eines Tages mit gutem Betragen von den sog. Primären in den Kreis der Hohen Mächt aufgenommen zu werden.) Der Mittelteil erzählt die Kindheit und Jugend des Helden.

Sehr bald scheinen die wichtigen Themen des Romans auf. Da ist zum einen die Problematik der Entwicklungshilfe, die in futuristischem Gewand erscheint. Die Ägide liefert hochwertige Technologie an minder glückliche von Menschen bewohnte Planeten. Sie kontrolliert auch, dass diese Technologie nicht in falsche Hände gerät. Die Ägide ist allerdings selber auch nur Empfänger dieser Technologie, die ihr von den sog. Primären unter denselben Konditionen geliefert wird. Es ist klar, dass die am Ende der Nahrungskette aufbegehren, die Technologie selber zu kontrollieren wünschen. Der Mittelteil, der eben mehr als nur ein Scharnier ist zwischen den beiden Flügeln, löscht dieses Thema allerdings praktisch aus. Er rückt dafür ein anderes, bei Brandhorst immer wiederkehrendes Thema in den Vordergrund: den Vater-Sohn-Konflikt. Hie ein übermächtiger Vater, dort der aufbegehrende Sohn. (Die Mutter ist bei Brandhorst de facto nicht-existent.) Diese Prädominanz des Vaters erstreckt sich sowohl auf den Lebensplan des Sohns (er soll einmal sein Nachfolger werden) wie auch auf das Gefühls-, das Liebesleben des Juniors. Der Vater lässt die erste Liebe des Jungen, sein Kindermädchen, verschwinden. Der Junge reisst aus; indem er ihr erzählt, der Vater habe das Kindermädchen getötet, das sie beide so liebten, vermag er auch seine Schwester zur Flucht zu bewegen. Die Schwester stirbt auf der Flucht, und Rahil macht sich nun sein Leben lang Vorwürfe, sie mit einer Lüge in den Tod geführt zu haben. Womit wir beim dritten Themenkreis des Romans sind: Wahrheit und Lüge.

Und dieser Themenkreis, der schon im ersten Teil stark angetönt wurde, wird im Laufe des Romans immer dominanter. Keiner scheint der zu sein, der er zu sein vorgibt. Menschen können mit modernster Technik wieder ins Leben gerufen werden, und so sind nicht einmal die Tode des Vaters, der Mutter, der Schwester sicher. Der Schluss löst, wie sich das für eine anständige Space Opera gehört, dann alle Verwicklungen auf.
[hr]
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S
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