Volker Kutscher: Märzgefallene

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Volker Kutscher: Märzgefallene
ET (D)
2014
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
ISBN-13
9783462047073

Informationen zum Buch

Seiten
608

Serieninfo

Sonstiges

Originalsprache
deutsch

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Seinen neuen Fall erbt Gereon Rath von einem ungeliebten Vorgesetzten, von Wilhelm Böhm, der sich unter dem neuen Nazi-Polizeipräsidenten ins politische Abseits manövriert hat: Ein Obdachloser ist erstochen am Nollendorfplatz gefunden worden. Dessen Vorgeschichte führt weit zurück in den Krieg, in den März 1917, als deutsche Soldaten während der »Operation Alberich« in Nordfrankreich verbrannte Erde hinterließen. Ungesühnte Morde, unterschlagene Goldbarren und eine perfide Sprengfalle, in die ein deutscher Hauptmann gerät, münden sechzehn Jahre später in eine Mordserie. Der Schlüssel zu alldem scheint der kurz vor der Veröffentlichung stehende Kriegsroman des Leutnants a. D. Achim Graf von Roddeck zu sein. Rathermittelt,dochimmerwieder kommen ihm andere Dinge dazwi-schen, und da sind die Vorbereitungen für seine Hochzeit mit Charlotte „Charly“ Ritter noch das geringste Problem. Er wird in die Kommunistenhatz der Politischen Polizei eingebunden, muss sich mit SA-Hilfspolizisten und dem neuen Polizeipräsidenten herumschlagen und einen Geschäftsfreund des Gangsterbosses Johann Marlow aus den Klauen der SA befreien.

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Wieder ein spannender Fall in einer immer düsterer werdenden Zeit
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Inhalt
Kriminalkommissar Gereon Rath feiert gerade Karneval in Köln, als er nach Berlin zurückbeordert wird: der Reichstag brennt. Es erwartet ihn ein neuer Nazi-Polizeipräsident, die Abschiebung seines ungeliebten Vorgesetzten Böhm und ein Mord an einem Obdachlosen. Obwohl die Jagd auf Kommunisten offensichtlich Priorität zu haben scheint und Gereon dafür zur Politischen Polizei wechseln muss, bleibt er hartnäckig an dem Mordfall dran. Der Tote war ein ehemaliger Soldat aus dem Ersten Weltkrieg und ist nicht einfach auf der Straße gestorben, sondern wurde mit einem Grabendolch ermordet. Ein Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Kriegsromans vom ehemaligen Leutnant Roddeck scheint offensichtlich. Was war damals geschehen? Wer hat Angst vor Enthüllungen? Und was hat ein junges Mädchen, das nur knapp einem Mordanschlag entkam, mit der ganzen Sache zu tun?

Meine Meinung
Die Atmosphäre wird immer düsterer. Es ist Anfang 1933 in Berlin und man spürt den sich verstärkenden Einfluss der Nationalsozialisten. Immer mehr Positionen werden von diesen besetzt, Kommunisten werden gejagt, Juden verlieren ihre Jobs und Übergriffe und Drohungen durch die Nazis werden immer häufiger und unbarmherziger. Reichstagsbrand, Bücherverbrennung, manipulierte Wahlen ... mit der Zeit merken auch die letzten Optimisten, dass Hitler und seine Anhänger stärker werden und keine vorübergehende Erscheinung sind. Auch Politikverweigerer Gereon Rath kann sich so langsam den Zuständen nicht mehr entziehen, nachdem sogar sein Arbeitsumfeld davon betroffen wird und die neuen Vorgesetzten ihn mit der Jagd auf Kommunisten beschäftigen, anstatt ihn wie gewohnt einen Mordfall lösen zu lassen.

Lange Zeit führte seine Gleichgültigkeit gegenüber der Politik zu regelmäßigem Streit mit seiner Verlobten Charly, die die Gefahr für Deutschland längst erkannt hat und entsprechend Position bezieht. Doch nach und nach wird nun auch Gereon bewusst, dass tatsächlich im Land etwas gar nicht stimmt, spätestens als politisch begründete Handlungen mit seinem Gerechtigkeitssinn kollidieren. Ist er sonst vielleicht gleichgültig, so reagiert er auf Ungerechtigkeit sofort, auch mit nicht immer korrekten Mitteln, entsprechend hartnäckig verbeißt er sich auch in seinen Fall. Aber auch Charly zeigt ein überraschendes Verhalten, das ohne die veränderten Zeiten kaum vorstellbar gewesen wäre. Andere Kollegen dagegen blühen regelrecht auf unter der neuen Herrschaft und sind kaum wiederzuerkennen, während es einige hart trifft und ihnen nur noch die Flucht bleibt. In diesem Buch kippt alles durcheinander und man spürt mit den Figuren die stark veränderte und sehr düstere Stimmung. Das wirkt wie in den bisherigen Büchern der Reihe wieder sehr authentisch und insgesamt beängstigend, weil wir als Leser natürlich wissen, dass es noch viel schlimmer kommt.

Der Kriminalfall rückt zwar fast in den Hintergrund, aber er ist doch auch wieder schön spannend und man kann sehr gut miträtseln. Diesmal führt uns der Fall etwas in die Vergangenheit zurück, nämlich in den Ersten Weltkrieg, genauer in den März 1917. Während die deutschen Soldaten mit dem „Unternehmen Alberich“ eine geplante Verwüstung hinterlassen, nutzt eine kleine Gruppe die Situation, um einen Goldraub zu begehen. Die Geschehnisse und ihre weitreichenden Folgen, bis hin zu mehreren Morden, mit denen nun eben Gereon Rath sich beschäftigt, sind interessant zu lesen und bieten sehr viel Raum für Spekulationen. Dies und die neuen politischen Umstände, die für Gereon Rath die Ermittlungen zusätzlich erschweren, machen diesen Krimi wieder zu einer spannenden, aufwühlenden und atmosphärisch sehr dichten Lektüre. Sehr gut sind auch wieder die Personen beschrieben, sie strahlen alle Persönlichkeit aus. Gereon Rath ist dabei wie gewohnt nicht immer sympathisch was das Zwischenmenschliche betrifft, aber er ist ein Charakter mit einer, wie ich finde besonders vielschichtigen Ausstrahlung. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall!
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Gereon Raths fünfter Fall
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Ende Februar 1933 – Deutschland am Abend vor dem Reichstagsbrand: Gereon Rath feiert in Köln den Rosenmontag und landet mit einer Karnevalsbekanntschaft im Bett, während in Berlin der Reichstag brennt. Durch die jüngsten Entwicklungen wird Rath umgehend nach Berlin zurückbeordert. In Berlin wartet Böhm auf ihn mit einem Mordfall an einem Obdachlosen, es handelt sich um ein ehemaligen Soldaten, der erstochen wurde. Seine Geschichte geht zurück bis 1917 und steht in Verbindung mit dem Unternehmen Alberich, bei dem deutsche Soldaten bei ihrem Rückzug verbrannte Erde hinterlassen haben. Der ehemalige Leutnant Achim von Roddeck bringt Licht in die Ermittlungen, da er dabei ist, ein Buch über genau diese Ereignisse herauszubringen. Er fürchtet, daß der damalige Hauptmann Benjamin Engel, der für seine Grausamkeit bekannt war, seinerzeit die Sprengfalle überlebt hat und die Veröffentlichung des Buches verhindern will.

Mit dem fünften Band taucht der Leser in die Welt von 1933 ein, in der die Nazis immer mehr die Macht und Kontrolle über Deutschland übernehmen. Daher tritt der Kriminalfall öfters in den Hintergrund, da die historische Entwicklung an sich schon sehr spannend ist. Der Leser wird Zeuge, wie die Nazis den Reichstagsbrand für ihre Propaganda mißbrauchen, wie dadurch die Presse- und Meinungsfreiheit Stück für Stück immer mehr beschnitten und das Denunziantentum gefördert wird. Alte Strukturen brechen auseinander, was auch Oberkommissar Böhm am eigenen Leib erfahren muß.

Die Hintergründe des Obdachlosenmordes sind mysteriös: kann der damalige Hauptmann wirklich so eine Detonation überlebt haben? Wenn ja, warum tritt er erst jetzt in Erscheinung, liegt es wirklich an der Veröffentlichung des Buches von Roddeck, das die schändlichen Taten des Hauptmanns von 1917 enthüllen wird? Und warum wird das Leben eines jungen Mädchens bedroht, bei dem es eine Verbindung über ihren Vater zu dem toten Obdachlosen gibt?

Gereon Rath interessiert sich weiterhin nicht sehr für die Politik, zwar gefällt ihm die ganze Nazi-Maschinerie nicht besonders, aber er ist davon überzeugt, daß bald bessere Zeiten kommen. Wenn die neuen Zeiten jedoch mit seinem Gerechtigkeitssinn kollidieren, dann läßt er nichts unversucht, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, notfalls auch mit unorthodoxen Methoden – da bleibt er sich treu. Seine politische Blauäugigkeit führt immer wieder zu heftigem Streit mit seiner Verlobten Charlotte Ritter, die sich in ihrer Umgebung und bei ihrer Arbeit zunehmend unwohler fühlt und leider klar erkennt, was mit Deutschland im Moment passiert. Durch die politischen Entwicklungen durchläuft sie eine persönliche Veränderung, mit der ich nicht gerechnet habe – und Gereon auch nicht.

Die neue braune Zeit bringt auch für die Berliner Polizei personelle Veränderungen, es brechen Freundschaften an unterschiedlichen Ideologien auseinander und ein Klima des Mißtrauens hält Einzug. Die Frage nach Gerechtigkeit muß hinter den propagandistischen Zielen des Nazi-Regimes zurückstehen.

Die Lösung des Kriminalfalles läßt mich ein wenig unzufrieden zurück, weniger mit der Handlung, sondern vielmehr deswegen, weil Gereon zu sehr die Hände gebunden sind – genau diese Situation ist nicht zufriedenstellend. Und leider wissen wir Leser, daß die Zeiten nicht besser werden, im Gegenteil. Umso gespannter bin ich natürlich, wie es mit Gereon weitergehen wird.
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Reicht für mich nicht ganz an den Vorgänger "Die Akte Vaterland" heran
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4.0
"Märzgefallene" kommt für meinen Geschmack nicht ganz an den Vorgänger "Die Akte Vaterland" heran. Das ist jetzt erstmal meckern auf hohem Niveau denn Kutscher hat trotzdem einen guten Roman geschrieben und gerade die politischen Unruhen der Zeit, sowie auch die chaotischen Zustände und den Zeitgeist, wieder hervorragend eingefangen. Mir hat einfach dieses Mal die Verknüpfung des Mordfalles damit nicht ganz so gut gefallen.

Gelungen dagegen vor allem die Darstellung der verschiedensten Sichtweisen auf die politischen Ereignisse. Gereon der eher meint der Spuk sei bald wieder rum - durchaus eine gängige Meinung zu Mal die Weimarer Republik schon so viele Regierungswechsel erlebt hatte - und Charly die da mit sehr viel mehr Weitblick herangeht (was natürlich im Roman keiner wissen kann). Und dann sind aber auch andere Figuren, welche zum Teil mit Hitler Sympathisieren und Kommunisten, solche die davon profitieren das nun alles ganz anders wird und solche die erst Recht Probleme bekommen. SA-ler die ihre Macht ausspielen und Folterungen durchführen (nicht einfach so, sondern weil sie die Erlaubnis und zum Teil auch den Befehl hatten).
Der Mordfall gerät dabei schnell etwas in den Hintergrund und das ist wohl auch der Grund, weshalb ich dieses mal nicht so zufrieden bin. Ich hätte mir irgendwie etwas mehr Ausgewogenheit gewünscht. Schön dagegen die Analogie auf Gereons Leben. Vieles was sich nun politisch verändert spiegelt sich auch in seinem Leben stark wieder. Und dann ist da sogar noch ein Ereignis von dem man als Treuer Leser gar nicht gedacht hätte das es überhaupt passiert *gg*
Alles in allem für mich daher nicht ganz so gut wie ich es gewohnt bin, ohne das ich "Märzgefallene" als Flop empfinden würde. Ich vergleiche einfach sehr stark mit "Die Akte Vaterland", meinem bisherigen absoluten Liebling der Reihe.

Ansonsten für Rath Fans so oder so ein muss ;) , ich freu mich jedenfalls schon auf die weiteren Bände, auch wenn man jetzt erstmal wieder ein Weilchen warten muss.

Von mir gibt es in Anbetracht meiner Kritikpunkte "nur" eine eher mittelmäßige Bewertung, mit einer leichten Tendenz nach oben.
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Hervorragender Histo-Krimi
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Der neue Fall von Gereon Rath reicht weit zurück in die letzten Tage des ersten Weltkrieges. Damals hat eine Einheit der Deutschen einen großen Goldschatz vor den Franzosen und vor den eigenen Leuten versteckt um ihn nach Kriegsende heimlich zu bergen. Aber nur wenige überleben die Gefechte und 16 Jahre später wird einer nach dem anderen ermordet. Wer hat das Gold jetzt und wer tötet hier wen und warum. Die ganze Geschichte ist ein verzwicktes Katz- und Mausspiel in dem nicht jede Leiche und jeder Mensch das ist, was er zu sein scheint. Mit gewohnter Hartnäckigkeit macht Gereon sich auf die Suche. Aber immer wieder bringen private und berufliche Probleme ihn von der Spur ab.

Hitler und die Nazis haben nach der letzten Wahl erneut das Ruder übernommen und diesmal machen sie kein langes Federlesen mehr und beginnen Gegner und Feinde des Regimes und auch Juden und Andersdenkende gleichermaßen zu jagen und zu vertreiben. Gereon tut sich indessen schwer damit, zu akzeptieren, dass die Nazis gefährlicher sind und länger an der Macht bleiben werden, als er es gerne hätte.

Man kann diesen fünften Teil der Reihe sicherlich auch als Quereinsteiger gut lesen. Aber es macht einfach mehr Vergnügen, wenn man die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest. Dann wird die Entwicklung der Protagonisten und ihrer Beziehungen zueinander noch plausibler und intensiver.

Ein unterhaltsamer und kniffeliger Plot hält den Spannungsbogen von Anfang an hoch und der Showdown am Ende bringt den Kriminalfall zu einem logischen und zufriedenstellenden Ende. Noch mehr aber als die Ermittlungen wird der Leser gefangengenommen von den dramatischen und angsteinflößenden Geschehnissen, die den Anfang des Dritten Reiches kennzeichnen. Auch wenn das alles mehr oder weniger bekannte Fakten und Daten sind, so sind die Geschehnisse doch so lebhaft in die Story verstrickt, dass einen die Sorge um die Hauptdarsteller nicht mehr loslässt. Man erlebt ihre Ängste, ihren Unglauben und ihre Verwirrung ebenso mit, wie Rassenhass, Parteihörigkeit und blinden Gehorsam anderer. Volker Kutscher breitet das ganze Panoptikum dieser Zeit vor dem Leser aus und verzichtet dabei weitgehend auf Schwarz-Weiß-Malerei und Klischees und lässt auch gute Freunde zu Nazis werden und unangenehme Chefs zu hilfsbedürftigen Mitmenschen.

Am Ende lässt er zumindest mir noch einen kleinen Hoffnungsschimmer an das Gute im Menschen und dass es zwischen all dem noch ein kleines Glück für die Menschen gibt. Ich fürchte zwar, dass dies in Zukunft nicht ausreichen wird, um alle Protagonisten heil durch die nächsten Romane und die anbrechende dunkle Zeit zu bringen. Aber ich warte gespannt und sehnsüchtig auf eine Fortsetzung.
G
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