Frank-Thomas Heidrich, Susanne Wendel: Wie wär's mit uns beiden?

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Frank-Thomas Heidrich, Susanne Wendel: Wie wär's mit uns beiden?
ET (D)
2014
Ausgabe
Gebundene Ausgabe
ISBN-13
9783942880060

Informationen zum Buch

Seiten
216

Sonstiges

Originalsprache
deutsch

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Über nichts wird so viel geredet, geschrieben, gesungen und geklagt wie über die Liebe. Dieses Buch erzählt die Geschichte von einem Mann und einer Frau, die sich ein ziemlich verrücktes Versprechen geben: Sie verloben sich, ohne verliebt zu sein, und packen dann alles auf einmal an: Beziehung, Wohnung, gemeinsame GmbH und Baby. Die beiden finden die Antwort auf eine Frage, die das Leben unendlich erleichtert: Wie wär´s, wenn man sich den ganzen Beziehungsstress spart und sich einfach für jemanden entscheidet, der passt? Und dabei entdeckt, dass Liebe auch eine Entscheidung ist.

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1 Bewertung
Kein allgemeingültiges Rezept, aber dennoch horizonterweiternd
Gesamtbewertung
 
4.3
Themensetzung
 
4.0
Verständlichkeit
 
5.0
Objektivität
 
4.0
Verhältnis Text/Bild
 
4.0
Susanne Wendel und Frank-Thomas Heidrich haben etwas getan, das man hierzulande wohl mindestens als verrückt bezeichnen würde. Sie haben sich verlobt, eine gemeinsame Wohnung bezogen, ein Unternehmen gegründet und ein Baby bekommen - ohne überhaupt ineinander verliebt zu sein. Susanne hatte eine Liste, wie der Traummann aussehen sollte. Nicht schnarchen durfte er. Attraktiv musste er sein. Und unter 40. Dazu noch weitere 17 Punkte. Gerne wollte sie ein Baby haben, doch ohne Mann? Was, wenn der Traumpartner sie nicht finden sollte? Immerhin wird die Zeit mit 38 Jahren auch so langsam knapp für die Familienplanung.

Was wäre, wenn man nun die ganzen unwichtigen Dinge außer Acht lässt und sich rational für einen Partner entscheidet? Einen, mit dem man keine Kompromisse eingehen muss bei den wirklich wichtigen Fragen und Lebenszielen. Dann ist man zwar nicht verliebt, aber die Schmetterlinge im Bauch verschwinden doch sowieso irgendwann in den meisten Beziehungen. Warum also nicht das Pferd nahezu von hinten aufzäumen? In Frank-Thomas hat Susanne den Mann gefunden, der verrückt genug war, das mit ihr zu versuchen.

Das Autorenteam schildert seine Geschichte linear. Von Anfang bis zum Ende. Welche Leben sie vor dem ersten Kennenlernen geführt haben (völlig unterschiedlich - jedenfalls in sexueller Hinsicht), wie sie Freunde wurden und wie sie sich zu diesem Schritt entschlossen haben. Das Buch umfasst insgesamt 26 Kapitel und jedes einzelne Kapitel schildert jeweils Susannes oder Frank-Thomas' Empfinden getrennt voneinander oder gemeinsam. So erhält der Leser einen sehr tiefen, sehr persönlichen Blick in das ungewöhnliche Paar.

Eine Frage, die zuerst gestellt wurde: Was ist eigentlich Liebe? Worte wie Seelenpartner und Einzigartigkeit fallen. Doch auch, dass Liebe mehrere Menschen treffen kann und etwas völlig Individuelles und Persönliches sei, dass man keine allgemeingültigen Ratschläge geben könne. Gefühle ändern sich jedoch:

"Es ist normal, dass man seinen Partner heute fantastisch und morgen zum Kotzen findet, und dass man sich immer wieder für die Beziehung - und vor allem für die Liebe entscheiden muss, auch wenn man sie längst hat."

Bereits im ersten Kapitel steckt die Kernaussage: Ist die erste Verliebtheit vorbei, wird die Liebe auf den Prüfstand gestellt. Hat man sich nur auf die Schmetterlinge im Bauch verlassen, müssen beide Partner irgendwann zu viele Kompromisse eingehen. Vielleicht finden sie auch gar keinen Partner auf Dauer. In dem Buch stehen viele Dinge, die zum Nachdenken anregen und es fällt mir schwer, nicht ständig daraus zu zitieren. Einer der interessantesten Ansätze war für mich übrigens:

"Das hat übrigens mittlerweile die Wissenschaft bestätigt: Verliebtsein ist chemisch gesehen ein Zwang, und Zwänge werden ausgelöst durch ein Ungleichgewicht bestimmter Hormone im Gehirn. Vor allem durch Serotoninmangel, oft auch durch Dopaminüberschuss."

Verlieben wir uns also deshalb dauernd? Und dann auch oft in Menschen, die dieses Gefühl überhaupt nicht erwidern? Was ist dran an der Sache mit der ewigen Suche nach dem perfekten Partner? Nach dem Traummann oder der Traumfrau? Spielen hier wirklich Größe, Alter, Haarfarbe und Figur eine Rolle? Können diese Merkmale beziehungsentscheidend sein? Oder muss dieser Traumpartner nicht vielleicht erst mal sterben, um Platz zu machen für den Menschen, der wirklich passt? "Damit etwas Neues ins Leben kommen kann, muss erst etwas altes sterben."

"Wir wollen das Gleiche. Ich glaube, das ist das Allerwichtigste in einer Beziehung. Dass man sich bei den Meilensteinen einig ist. Bei den wichtigsten Werten und den wichtigsten Zielen [...] Wenn zwei Menschen in diesen wichtigen Dingen nicht die gleichen Vorstellungen haben, wird es schwierig, ein Paar zu bleiben. Wenn ein Paar keine gemeinsamen Ziele hat, dreht es sich schnell nur um die eigenen Alltagsprobleme und Unstimmigkeiten - und dann wird schnell eine "Beziehungskiste" daraus."

Susanne Wendel hat auch das Buch "Gesundgevögelt" geschrieben und auch in diesem Buch ist Sex ein zentrales Thema. Der muss passen. Das sehe ich auch so. Es schafft Verbundenheit, wenn man miteinander Sex hat. Deshalb sollte der Sex in einer Beziehung einen wichtigen Platz einnehmen. Susanne und Frank-Thomas haben sich hier ganz pragmatisch vorgenommen, jeden Tag miteinander Sex zu haben, obwohl anfangs ohne des Verliebtheitsgefühl die Lust nicht so groß war.

Schön werden auch immer wieder die Zweifel beschrieben, die beide bis weit nach dem Einzug in die gemeinsame Wohnung haben. Susanne konnte sich phasenweise auch gut eine offene oder polyamore Beziehung vorstellen und Frank-Thomas regten sich massive Fluchtgedanken. Immer mehr merkt man jedoch auch die sich steigernde Verbundenheit zwischen den beiden:

"Gott sei Dank ist Frank-Thomas ein wenig verrückt! Also, ich frage mich manchmal wirklich, ob ich verrückt bin oder ob es nicht eher die anderen sind. Die, die nicht solche Sachen machen wie wir und stattdessen nur davon träumen? Die ihr Leben lang NICHT das tun, worauf sie eigentlich Lust hätten und am Ende dann das Gefühl haben, sie hätten das Wesentliche verpasst."

Hier bezieht sich Susanne gar nicht mal unbedingt auf die Verlobung, sondern konkret darauf, dass Frank-Thomas ihren Geburtstag mit ihr, Bekannten und einem Ex-Lover in einem Sexclub gefeiert hat - ohne Eifersucht. Einfach, weil er selbstbewusst genug war und wusste: Diese Frau hat sich für mich entschieden. "Mit diesem Mann kann ich wirklich tun, was ich will, und sein, wer ich bin. Er bremst mich nicht und hält mich nicht auf, er hat keine Meinung über mich, er geht das gleiche Tempo wie ich und hat auch noch sichtlich Spaß dabei. Ich muss mich nicht rechtfertigen oder zurückhalten, ich kann einfach so sein, wie ich bin." Beneidenswert. Beide.

Die beiden haben bewiesen, dass so etwas funktionieren kann - aber wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung ist es auch hier so: alles kann, nichts muss. Bemerkenswert finde ich an dem Buch vor allem, dass es über die sich selbst oder von der Gesellschaft gesetzten Schranken hinweg denken lässt. Man muss ja gar nichts mit diesem Konzept anfangen können. Wichtig finde ich nur, dass man zulässt und sich nicht selbst durch Erziehung oder Gewohnheit Grenzen auferlegt. Es ist ein Erfahrungsbuch, aber kein Rezept für eine langjährige Partnerschaft. Hierfür sind Menschen doch sowieso viel zu individuell. Ein Rezept kann und wird es niemals geben und das ist auch gut so.
SK
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