Leise wie ein Schatten streift ein merkwürdiger Junge durch die dunklen Straßen von New York. Er nennt sich Peter und ist auf der Suche nach Kindern und Teenagern, die in einer aussichtslosen Situation nicht mehr weiterwissen. Peter rettet sie und bietet ihnen an, sie in sein magisches Reich zu führen, in dem niemand je erwachsen werden muss. Doch Peter verrät ihnen nicht, dass dort nicht nur magische Geschöpfe und das Abenteuer ihres Lebens auf sie warten, sondern auch größte Gefahr Vor 99 Jahren schuf James M. Barrie mit -Peter Pan einen Mythos des 20. Jahrhunderts, der jede Generation aufs Neue begeistert. Nun ist es an der Zeit, Peters wahre Geschichte zu erzählen und von einem Land voller Magie und Gewalt, Lügen und Abgründe, großer Liebe, falscher Freunde und echter Helden.
Autoren-Bewertungen
2 Bewertungen
Gesamtbewertung
4.0
Plot / Unterhaltungswert
4.0
Charaktere
4.0
Sprache & Stil
4.0
Dies ist keine einfache Nacherzählung von Peter Pan, sondern eine Version der dunkleren Geschichte, die sich hinter der poetischen Sprache des Originals verbirgt. Dabei ließ sich der Autor von denselben schottischen Märchen, Mythen und Legenden wie James Barrie inspirieren.
Die Atmosphäre wirkt von Anfang an düster, da es gleich mit dem Leid der Kinder beginnt. Ausreißer, missbrauchte Kinder, Jugendliche ohne Hoffnung und Perspektive – genau nach solchen verlorenen Kindern sucht Peter, um sie für sich einzunehmen und zu überzeugen, mit ihm zu kommen. Allerdings verschweigt er ihnen, in was für eine Gefahr sie sich damit begeben – bereits den Weg durch den Nebel überleben viele nicht.
Der Roman ist brutal, es gibt viele Tote und auch Gedärme fliegen reichlich durch die Gegend. Bei manchen Szenen wurde mir wirklich schlecht, und oft presste ich schockiert eine Hand auf meinen Mund. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich da eher zart besaitet bin und die Gewalt auf andere möglicherweise weniger extrem wirkt. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass diese Stellen ausgeschlachtet wurden – sie wirkten eher realistisch, direkt und nicht beschönigend.
Diese fesselnde Geschichte übte aber auch eine nicht geringe Faszination auf mich aus, ich konnte mich kaum davon trennen. Dabei wirkte die charismatisch-wilde Figur von Peter auf mich zwar sehr interessant und abwechslungsreich, er wurde jedoch nicht zu einer Lieblingsfigur – dies wurden dafür drei andere, die dummerweise aber leider alle nicht überlebt haben.
Der Hintergrund von Peter und die Darstellung von Avalon mit seinen Gefahren und Bewohnern hat mir gut gefallen, alles wirkte sehr lebendig auf mich. Und ich habe mich darüber gefreut, dass doch ein wenig Platz für Freundschaften blieb – so gab es doch etwas Hoffnung, kurze Verschnaufpausen vor dem allgegenwärtigen Leid und den Opfern.
Unbedingt erwähnen muss ich auch noch die wundervollen Zeichnungen sowie das sehr interessante Nachwort, in dem detailliert über den Weg von “Peter Pan” zu “Der Kinderdieb” sowie den Einflüssen berichtet wird. Dadurch wirkt diese schöne Ausgabe optisch und inhaltlich sehr rund, und hängt noch eine Weile in der Erinnerung des Lesers fest…
Peter ist immer auf der Suche nach verlorenen Kindern. Sklaven, Ausreißer, Missbrauchte, wer in seinem Leben keine Perspektive mehr hat findet bei Peter ein neues Zuhause und eine Aufgabe. Er nimmt sie mit nach Avalon, wo sie mit ihm zusammen um das Bestehen der Insel kämpfen. Denn nicht nur die verlorenen Kinder und verschiedenste Feenwesen leben hier, auch die Fleischfresser nennen die Insel ihre Heimat und kämpfen verbittert um jeden Zentimeter Land. Wobei sie sich auch nicht davon abhalten lassen, dass die Insel dank ihnen langsam aber sicher stirbt. Peter und seine Armee kämpfen für die Hüterin der Insel, die Dame Modron. Haben sie eine Chance die Insel und ihre Magie zu retten?
„Der Kinderdieb“ ist mein bisheriges Lesehighlight für dieses Jahr und es wird nur schwer von diesem Platz zu vertreiben sein. Es erzählt die Geschichte von Peter Pan, aber anders als man sie heute meistens kennt. Der Autor hatte die ursprüngliche Fassung von James Barries „Peter Pan“ gelesen und darin viele düstere Stellen gefunden, die in den kindergerechteren Versionen so nicht mehr vorkamen. Zusammen mit verschiedenen schottischen Mythen und Legenden und einem Schuss aus der Hexenjagd von Salem hat er eine neue Geschichte geschaffen, die wirklich düster ist. Dieser Peter hier würde alles tun was nötig ist, um die Dame Modron und damit Avalon zu schützen. Wirklich alles. Er geht dabei oft genug über Leichen.
Die Schilderungen im Buch sind oft grausam, aber nie unnötig brutal. Brom ergötzt sich nicht an blutigen Schlachten, aber er schildert die Kämpfe ungeschönt. Das Buch handelt von Freundschaft, von Treue, von Ergebenheit und Loyalität genauso wie von Verblendung und ihren fatalen Folgen.
Besonders gut gefiel mir, dass es keine Guten und Bösen im eigentlichen Sinne gibt. Anfangs scheint die Einteilung noch recht klar, mit der Zeit bekommen aber die lichten Charaktere immer mehr dunkle Flecken, die „Bösen“ zeigen teilweise mehr Mitgefühl und andere positive Charakterzüge als die „Guten“.
Die wunderbaren Illustrationen des Autors bereichern das Buch noch. Am Anfang jedes Kapitels findet sich ein Bild, das eine Szene des kommenden Kapitels zeigt. In der Mitte des Buches finden sich Abbildungen der wichtigsten Charakteer. Schon das einfach nur schöne Cover lässt ahnen, welche Schätze sich dahinter noch verbergen. Wobei den Zeichnungen wohl auch zu gute kommt, dass der Autor selbst auch der Illustrator ist, wer sonst könnte seine Charaktere so treffsicher darstellen.
Wer bisher noch überlegt hat, ob er sich das Buch zulegen soll: tut es. Es lohnt sich. Und beginnt erst mit dem Lesen, wenn ihr auch etwas Zeit dafür habt. Spätestens ab der Hälfte möchte man es einfach nur noch am Stück weglesen.