Andreas Brandhorst: Schreiben ist oft sehr schwere Arbeit

Andreas Brandhorst (* 26. Mai 1956 in Sielhorst, Rahden) ist Übersetzer und deutscher Fantasy- und Science-Fiction-Autor. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Thomas Lockwood, Robert Lamont, Horst Brand, Andreas Werning und Andreas Weiler. Andreas Brandhorst, der von Beruf ursprünglich Industriekaufmann war, ist vor allem für seine Romane um das Kantaki-Universum und als Autor für die Serie Die Terranauten bekannt. Auch für Perry Rhodan verfasste er zwei Taschenbücher. In den späten 1980er und 1990er Jahren war er vor allem als Übersetzer tätig. Zu den bekanntesten seiner Übersetzungen zählen die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett und Romane aus der Star-Trek-Serie. Andreas Brandhorst lebte lange in Melle und heute als freier Autor und Übersetzer in Norditalien. Er war zweimal verheiratet und hat zwei Kinder. Quelle: Wikipedia

Andreas BrandhorstHinweis: Buchcover anklicken und Rezensionen lesen.

Susanne Kasper: Damit die LeserInnen dich ein bisschen besser kennenlernen (sofern sie das nicht schon tun) – meine Frage: Welche drei Adjektive charakterisieren dich am besten?

Andreas Brandhorst: Ich bin neugierig, eigensinnig und sehr nachdenklich.

Susanne Kasper: Erst die eine oder andere Nerdfrage: Falls du eine Zeitmaschine wie die von H.G. Wells hättest, in welche Zeit(en) und an welche(n) Ort(e) würdest du reisen, um was zu tun?

Andreas Brandhorst: Ich würde weit in die Vergangenheit reisen, zu jenem ersten Menschen, der das Rad erfunden hat, und ihm sagen: Hast du dir das auch gut überlegt?

Susanne Kasper: Stell Dir vor, Du dürftest für eine Woche die Rolle einer Figur aus einem Buch übernehmen. Egal welches Buch, egal welche Figur. In welches Buch würdest Du reisen und weshalb?

Andreas Brandhorst: Ich könnte mich in der Rolle des Robinson Crusoe vorstellen, allerdings ohne böse Piraten und vor allem ohne Kannibalen. Und bitte mit einem Stuhl, der nicht wackelt. Eine herrliche tropische Insel ganz für mich allein ... Ein sehr reizvoller Gedanke, zumal ich das Meer liebe. Und gern länger als nur eine Woche.

Susanne Kasper: Nun eine Frage zu deinem Buch "Das Schiff". Man kann sich leicht von den detaillierten technischen Erklärungen überfordert fühlen. Warum sind dir diese so wichtig?

Über Technik in der Science-Fiction

Andreas Brandhorst: Ich finde, dass die technischen Beschreibungen in »Das Schiff« gar nicht so umfangreich und kompliziert sind. In dieser Hinsicht kennen SF-Leser viel schwerere Kost, wenn ich da nur an Banks usw. denke. Und überhaupt: Die Technik gehört zur Kulisse, zum Bühnenbild, so wie Magie zu einer Fantasy-Welt. Sie bestimmt heute unser Leben und wird auch das Leben der Menschen in der Zukunft bestimmen, sogar in einem noch viel größeren Maße.

Susanne Kasper: Wie hältst die Eigenerfindungen, die in unserer Zeit (noch) nicht existieren, in sich stimmig?

Andreas Brandhorst: Manchmal hängt das eine vom anderen ab, und dann muss man recherchieren, Feinheiten herausarbeiten nach dem Motto: Wenn es dies gibt, müsste es eigentlich auch das geben. Aber ich betone noch einmal: Technik hat bei mir keinen Selbstzweck, sondern ist Kulisse, ein Teil der Bühne. Und das Wichtigste auf der Bühne sind immer die Darsteller, die Figuren.

Susanne Kasper: Du bist vielen auch als Übersetzer der Romane von Terry Pratchett bekannt. Bist du selbst auch Fan der Scheibenwelt? Welches ist dein Lieblingsbuch und deine Lieblingsfigur?

Andreas Brandhorst: Meine absoluten Scheibenwelt-Highlights sind »Gevatter Tod« und »Alles Sense«. Was bereits die zweite Frage bedeutet: Meine Lieblingsfigur ist der TOD.

Susanne Kasper: Terry Pratchett starb im März. Was war das für ein Gefühl für dich, als du von seinem Tod erfahren hast? Erinnerst Du dich noch daran, was du gerade getan hast?

Über Terry Pratchetts Tod

Andreas Brandhorst: Ich wusste zwar von Terrys Krankheit, aber als er dann plötzlich starb ... Es war ein echter Schock und hat mir Anlass gegeben, erneut lange über das Leben und den Tod nachzudenken. Das tue ich oft, und man kann es gar nicht oft genug tun. Man sollte nicht unbedingt jeden Tag so leben, als sei es der letzte, aber vielleicht so, als könnte es der letzte sein. Wie schade, welch unersetzlicher Verlust, dass ein solcher Autor gehen musste, und so früh!

Susanne Kasper: Ich habe oft das Gefühl, dass die Arbeit von ÜbersetzerInnen nicht genügend geschätzt wird, ist es doch eine eher unsichtbare Arbeit. Dennoch ist jede Übersetzung auch eine Interpretation. Erzähle doch mal allgemein etwas darüber, was das Übersetzen für dich bedeutet.

Alle Rezensionen von Andreas Brandhorst auf Literaturschock.de

Andreas Brandhorst: Übersetzen war früher Broterwerb für mich und bietet mir heute, da der Schwerpunkt meiner Arbeit auf eigenen Romanen liegt, tiefen Einblick in »fremde Literatur«, in die Werke anderer Autoren. Man kann immer lernen, und das Übersetzen bietet reichlich Gelegenheit dazu. Du hast recht: Es geht dabei nicht nur um die Übertragung von Text aus einer Sprache in die andere, sondern auch und gerade um Interpretation des Textes. Wie ist er geschrieben? In welchem Ton? Mit welcher besonderen Sprache? Wo liegen die Absichten des Autors? Auf was kommt es ihm an? Was wollte er herausarbeiten, was beim Leser erreichen? Diese Fragen muss man als Übersetzer beantworten und dann den Text möglichst so schreiben, als wäre er im Original in dieser Sprache entstanden.

Susanne Kasper: Was sind deine nächsten Buchprojekte?

Andreas Brandhorst: Ich schreibe derzeit an meinem nächsten Roman für Piper, der vermutlich im Sommer 2016 erscheinen wird. Es ist eine farbige Space Opera, mit der ganzen Milchstraße als Bühne, und der Arbeitstitel lautet »Der Zehntausendjährige«. Gleichzeitig setze ich die Arbeit an Konzepten und Ideensammlungen für andere Romane fort, nicht nur Science Fiction, sondern auch Thriller und insbesondere einen Gegenwartsroman in der Art von Margaret Mazzantinis »Venuto al mondo«, »Non ti muovere« oder jüngst »Splendore«. Ein weiterer Vergleich wäre vielleicht John Williams' »Stoner«. Die beiden genannten Autoren haben nichts mit SF oder Fantastik zu tun, aber eins gemeinsam: eine erlesene, präzise, genau den Punkt treffende Sprache, was mich sehr beeindruckt. Beide schreiben bzw. haben über das Leben geschrieben, und das würde ich auch gern einmal tun. Na ja, eigentlich tue ich es bereits, verkleidet in Gewändern der SF. Wer genau liest, und wer auch die Hinweise zwischen den Zeilen erkennt, weiß, was ich meine.

Über das Schreiben

Susanne Kasper: Fällt Dir das Schreiben leicht? Oder gibt es auch Schwierigkeiten, die Du immer mal wieder umschiffen musst?

Andreas Brandhorst: Manchmal schreiben sich einige Seiten wie von allein, als stünden sie bereits geschrieben in mir und müssten nur kopiert werden. Doch das ist sehr, sehr selten, denn man schreibt nicht nur mit dem Herz, sondern vor allem mit dem Kopf. Die Sätze müssen stimmen, jedes Wort muss an seinem richtigen Platz stehen. Der Ton muss richtig sein. Dies alles betrifft die Sprache, die mir sehr wichtig ist. Dann die Handlung, die großen und kleinen Zusammenhänge, die Personen müssen plausibel sein und sich richtig verhalten. Bei jedem Roman gibt es tausend und mehr Dinge zu beachten. Schreiben ist oft - meistens - sehr schwere Arbeit, die mich nie loslässt, bis der Roman fertig ist. Ich denke ständig daran, auch wenn ich nicht schreibe; der Gedanke daran lässt mich nie ganz los. Bis schließlich der letzte Satz geschrieben ist. Das fühlt sich dann manchmal wie eine Befreiung an.

Alle Rezensionen von Andreas Brandhorst auf Literaturschock.de

Susanne Kasper: Neben Andreas Brandhorst, den Autor, gibt es noch … ?

Andreas Brandhorst: Andreas Brandhorst, der nachdenkt, tief durchatmet, den Wind in Baumwipfeln hört und sich fragt, welche Geschichten er zu erzählen hat. Der nach Sinn und Bedeutung hinter allem sucht.

Susanne Kasper: Vielen Dank, Andreas, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast!


Das Interview wurde im Rahmen einer Blogtour geführt von Susanne Kasper. Kommentiert und gewinnt. Die Blogtour findet vom 05. bis zum 09. Oktober statt.

Am ersten Tag haben euch die Teilzeithelden das Buch mit einer schönen Rezension vorgestellt. Bei Seitenwinde folgte am zweiten Tag dann ein allgemeiner Artikel über Science Fiction, das Fliegen und das Weltall. Piranhapudel gab danach einen umfassenden Einblick in das Thema Künstliche Intelligenz und Intelligente Maschinen. Morgen ist schon der letzte Tag der Blogtour. Darin stellt euch der Podcast von Hysterika Carsten Polzin, den Programmleiter von Piper Fantasy & Science Fiction vor.

Gewinnspiel

Beantworte die folgende Frage und du erhältst das vorletzte Wort für deinen Lösungssatz. Schicke den vollständigen Satz bitte am 09.10. an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Welches ist Andreas Brandhorst liebste Scheibenweltfigur?
1. Esme Wetterwachs (auf)
2. Hauptman Karotte (nicht)
3. TOD (zur)

Das gibt es zu gewinnen:

1. bis 3. Preis: je eine Science-Fiction-Tasse & ein Exemplar von "Das Schiff"
4 & 5. Preis: je ein Exemplar von "Das Schiff"

Dazu bekommt ihr noch ein paar galaktische Displayputzer.

Doppelte Gewinne werden ausgeschlossen. Die Gewinner_innern werden voraussichtlich ab dem 10.10. auf Literaturschock bekannt gegeben und per E-Mail benachrichtigt.

© Autorenfoto: Andreas Brandhorst

SuseÜber die Autorin

Susanne K. (Literaturschock.de)

Susanne Kasper ist Gründerin und Chefredakteurin von Literaturschock und Leserunden.de. Sie liebt es, andere für die Literatur zu begeistern, ist Preisträgerin des Virenschleuderpreises der Kategorie "Persönlichkeit des Jahres" 2016 und bietet unter Social-Reading.media einen Autoren- und Verlagsservice. Über schamlose Mails freut sie sich ebenso wie über vegane Keksspenden. Sie nutzt in ihren Artikeln immer mehr das Femininum, weil sie der Ansicht ist, dass damit auch Männer gemeint sind.

 

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